Translatihan

Der Eiserne Wagen - Kapitel VII

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•Der Eiserne Wagen.	•The Iron Wagon
•Ein Roman von Sven Elvestad.	•A Novel by Sven Elvestad
•Kapitel VII.	•Chapter 7
•Der Abgrund.	•The Abyss
•Am nächsten Tage traf ich Asbjörn Krag mit einem Pack Zeitungen unter dem Arme.	•The next day, I came across Asbjörn Krag with a pack of newspapers under his arm.
•Er zeigte mir ein deutsches Blatt und sagte: »Hier steht etwas vom eisernen Wagen darin.«.	•He showed me a German paper and said: "There's something about the iron wagon in this one."
•Ich nickte nur.	•I simply nodded.
•Aber da ich das Gefühl hatte, daß dies ein allzu deutlicher Mangel an Interesse war, fragte ich: »Was steht denn da über den eisernen Wagen?«.	•But, because I thought this could be interpreted as too obvious a disinterest, I asked: "What does it say about the iron wagon?"
•Der Detektiv steckte die Zeitung ruhig in die Tasche.	•The detective calmly stuck the newspaper in his pocket.
•»Da geht nun hier eine Menge Menschen umher und ahnt nichts von dem Geheimnis des eisernen Wagens; dabei kann man das Ganze in Berlin in einer Morgenzeitung lesen.	•"There are lots of people here going about their business who have no clue about the secret of the iron wagon; and yet in Berlin you can read all about it in a morning paper.
•Ist das nicht sonderbar?«.	•Isn't that odd?"
•»Höchst unglaubwürdig,« sagte ich; »wie kann das zusammenhängend«.	•"It's highly improbable," I said, "how can that be connected."
•»Natürlich hat jemand an das Berliner Blatt telegraphiert.«.	•"Of course someone has informed the Berlin paper."
•»Von hier aus?«.	•"From here?"
•»Ja, von hier aus oder von dem nächsten Telegraphenamt.«.	•"Yes, from here, or from the next available telegraph office."
•»Wer kann denn das sein?«.	•"Who could it be?"
•»Haben Sie es noch nicht erraten?« fragte Asbjörn Krag lachend.	•"Haven't you worked it out yet?" Asbjörn Krag asked laughing.
•»Nein.«.	•"No."
•»Ich bin es natürlich, der telegraphiert hat,« sagte er.	•"It was me, of course, who sent the telegraph," he said.
•»Darf ich vielleicht wissen,« fragte ich, »worin das Geheimnis dieses eisernen Wagens eigentlich besteht?«.	•"Do you mind if I know what the secret of this iron wagon actually is?"
•»Interessiert Sie das wirklich so sehr?«.	•"Are you really so interested in that?"
•»Gewiß.«.	•"Of course."
•»Warum sind Sie denn aber noch nicht hinausgefahren, um danach zu sehen?	•"Why haven't you driven out yet to have a look?
•Das Pensionat ist ganz verlassen, alle anderen Gäste sind bereits fortgegangen.«.	•The Hotel is quite empty, all the other guests have gone."
•»Ich habe ein paar wichtige Briefe geschrieben,« warf ich ein.	•"I had a couple of important letters to write," I countered.
•»Außerdem haben Sie vermutlich auch an andere, an ernstere Dinge zu denken.«.	•"Besides, you no doubt have other, more important things to think about."
•»Vielleicht.«.	•"Perhaps."
•»Ist es indiskret, zu fragen, was das für Dinge sind?«.	•"Is it indiscreet to ask, what sort of things they may be?"
•»In erster Reihe«, antwortete ich, »denke ich daran, bereits morgen abzureisen.«.	•"First of all," I answered, "I'm thinking of leaving tomorrow."
•Das Gesicht des Detektivs wurde nachdenklich.	•The detective's face became thoughtful.
•»Schon morgen,« brummte er, »das ist vielleicht ein bißchen früh, aber wir werden ja sehen.«.	•"Already tomorrow," he grumbled, "that might be a bit early, but we'll see."
•»Wie meinen Sie das?	•"What do you mean?
•Werden Sie vielleicht auch abreisen?«.	•Are you also intending to leave?"
•»Vielleicht. •Dann haben wir Gesellschaft.	•"Possibly. •Then we'll be company for each other.
•Das wird mich, aufrichtig gesagt, freuen.	•That would, to be honest, please me greatly.
•Ich liebe es, den einen oder anderen verständigen Menschen um mich zu haben, um mit ihm zu plaudern, wenn ich nicht gerade arbeite.«.	•I love having one or two sensible people around me to chat to, when I'm not working."
•Der Detektiv bat mich, ihn nach der Dampfschiffsbrücke hinunter zu begleiten.	•The detective requested me to accompany him down to the steamship's bridge.
•Das Schiff wurde erwartet.	•The ship was expected.
•Ich wunderte mich darüber ein wenig, da ich wußte, daß sich Asbjörn Krag sonst nicht für den Dampfer interessierte, dessen Ankunft den übrigen Badegästen stets eine angenehme Abwechslung war.	•I was a little surprised at this, because I knew that Asbjörn Krag was not usually interested in the steamer, the arrival of which was always a pleasant diversion for the other bathers.
•Aber vermutlich erwartete der Detektiv irgend etwas; vielleicht sollte einer seiner Kollegen kommen.	•But the detective was probably expecting someone; maybe one of his colleagues was supposed to come.
•Der weiße Dampfer glitt durch das Wasser dahin und trieb langsam an die Brücke, auf der sich nur wenige Menschen befanden.	•The white steamer glided through the water and drifted slowly towards the bridge, upon which only a few people were to be found.
•Der Spediteur und seine Leute gingen auf und ab und hatten mit Kisten und Fässern zu tun.	•The shipping agent and his men walked up and down, handling crates and barrels.
•Einige neue Sommergäste gingen vom Dampfer an Land, meist waren es Frauen mit ihren Kindern und Kinderwagen; auch einige Mannsleute, so ein bebrillter Herr, der vom Bücherstaub und der Stadtluft ganz blaß war, und ferner zwei andere junge Männer, die wie Sportsleute aussahen.	•Some new summer guests came ashore from the steamer, mostly women with their children and baby carriages; also a few men, such as a bespectacled gentleman who was pale from book dust and the city air, and two other young men who looked like sporty types.
•Diese beiden fielen mir besonders auf.	•These two, in particular, caught my eye.
•Sie schienen es eilig zu haben, wenigstens grüßten sie niemanden; Gepäck hatten sie nicht bei sich, sondern nur zwei Fahrräder.	•They seemed to be in a hurry; at least they didn't say hello to anyone; they had just two bicycles with them, no luggage.
•In einer Staubwolke verschwanden sie auf dem Landwege.	•They disappeared in a cloud of dust along the country road.
•»Bekannte?« fragte Krag.	•“Do you know them?” asked Krag.
•»Keineswegs,« erwiderte ich; »ich habe sie niemals vorher gesehen.«.	•“Not at all,” I replied; “I've never seen them before.”
•»Aber es kam mir so vor, als ob Sie die Herren mit einer gewissen Aufmerksamkeit betrachteten.«.	•But you seemed to be looking at the gentlemen with particular attention.
•»Das war ganz zufällig.«.	•“That was quite by chance.”.
•»Natürlich.	•"Of course.
•Entschuldigen Sie nur meine Neugier, aber es macht mir Vergnügen, alles zu beobachten, selbst das Unbedeutendste.	•Excuse my curiosity, but observing everything, even the most insignificant things, gives me pleasure.
•Ich bemerkte einen leisen Schimmer in Ihren Augen, der in mir die Vorstellung erweckte, als ob Sie die Herren wiedererkannt hätten.«.	•I noticed a slight gleam in your eyes, making me think you recognized the gentlemen."
•»Dann hätten wir uns doch natürlich begrüßt.«.	•“Then, of course, we would have greeted each other.”
•»Na, hören Sie mal, man kann sich gut kennen, ohne daß man gerade miteinander auf dem Grüßfuße zu stehen braucht.«.	•"Now, listen, you can know someone well without necessarily being on familiar terms with them."
•»Aber Sie, Herr Krag,« fragte ich, »was wollen Sie denn hier unten auf der Brücke?«.	•“But you, Mr. Krag,” I asked, “what are you doing down here on the bridge?”
•»Ich hatte nur mal Lust, hier herunterzugehen und mir den Dampfer anzusehen,« sagte er.	•“I just wanted to come down here and take a look at the steamer,” he said.
•»Sehen Sie, da fährt er schon ab, und nun ist das Vergnügen vorbei.«.	•“Look, it's already leaving, and now the pleasure is over.”.
•Selbstverständlich log er, wie ich sofort merkte.	•Of course, he was lying, as I immediately realized.
•Asbjörn Krag machte stets Seitensprünge und verhehlte mir seine wirklichen Absichten.	•Asbjörn Krag was constantly making digressions and hiding his real intentions from me.
•Er wollte nun mit mir nach dem eisernen Wagen gehen, und ich beschloß, ihn zu begleiten.	•Now he wanted me to go with him to the iron wagon, and I decided to accompany him.
•»Gehen wir über die Höhe?« fragte ich.	•"Shall we go over the top?" I asked.
•»Nein,« antwortete er, »wir können ebensogut den Landweg nehmen; die Sonne brennt heute allzu stark da oben.«.	•"No," he answered, "we can just as well take the inland road; the sun will be burning hot up there."
•Ich hätte ihn dahin berichtigen können, daß die Sonne ebenso heiß auf dem Landwege brannte, aber ich ließ es laufen.	•I could have told him that the sun would be just as hot on the inland route, but I decided to leave it.
•Selbstverständlich ging er absichtlich nicht den Pfad über den Berg, ich wollte ihn jedoch nicht nach der Ursache fragen.	•Of course there was a reason why he did not want to take the path over the hill, but I didn't want to ask him why.
•Wir schritten kräftig aus, denn wir mußten den Weg in weniger als anderthalb Stunden zurücklegen, falls wir noch rechtzeitig zum Mittagessen zurück sein wollten.	•We started out at a brisk pace, for we needed to accomplish the distance in less than an hour and a half if we wanted to be back in time for lunch.
•Unterwegs kam er auf mein merkwürdiges Benehmen vom gestrigen Abende zurück.	•On the way, he alluded to my strange behaviour of the previous evening.
•»Ich sehe nun selber ein,« sagte er, »wie notwendig es ist, daß Sie von hier fortkommen, und bereue es, Sie so sehr mit diesen unheimlichen Dingen beschäftigt zu haben.	•“I can see for myself now,” he said, "how necessary it is that you should get away from here, and I regret having kept you so much occupied in this sinister business.
•Gestern konnte ich es Ihnen ansehen, daß Sie sich wirklich fürchteten.«.	•Yesterday I could see from your face that you were really afraid."
•»Wovor denn?«.	•“Of what?”
•»Vor dem Mann im eisernen Wagen.	•"Of the man in the iron wagon.
•Sie liefen ja von mir fort.	•You ran away from me.
•Vielleicht wären Sie nicht so ängstlich gewesen, wenn Sie ihn doch mitgenommen hätten.«.	•Perhaps you would not have been so frightened if you had taken it with you."
•»Ihn, wen meinen Sie?«.	•“It, what do you mean?”
•»Den Revolver natürlich.«.	•“The revolver, of course.”
•Ich blieb stehen und sah ihn an, denn ich mußte im stillen seine Frechheit bewundern.	•I stopped and looked at him, for I could not help admiring his nerve.
•Er schien jetzt das Hundegeheul und alles sonst vergessen zu haben.	•He seemed to have forgotten about the dog howling and everything else.
•Dabei war er es gerade, der mich mit seinem Geschwätz von dem toten Jagdhund in Schrecken versetzt hatte, und nun tat er, als ob er von nichts wüßte.	•It was he who had frightened me with his talk of the dead hunting dog, and now he acted as if he knew nothing about it.
•Seine Mienen waren unerschütterlich, sein ganzes Auftreten war zuvorkommend, beinahe liebenswürdig freundlich.	•His expression was imperturbable, and his whole demeanor was obliging and almost amiably friendly.
•»Ich hoffe, Ihnen beweisen zu können,« sagte ich, »daß ich im entscheidenden Augenblick nicht ängstlich bin.«.	•“I hope I can prove to you,” I said, “that I will not be afraid at the crucial moment.”
•»Das glaube ich auch.	•"I believe that too.
•Ja, ich bin sogar überzeugt, daß Sie von Natur aus durchaus nicht schreckhaft sind, aber all diese unheimlichen Ereignisse haben Sie erschüttert und unsicher gemacht.	•Indeed, I am convinced that it is not in your nature to be frightened, but all these sinister events have left you shaken and uncertain.
•Hoffentlich haben Sie heute nacht gut geschlafen?«.	•I hope you slept well last night."
•»Vortrefflich.«.	•“Excellent.”
•Wir gingen schweigend ein Weilchen nebeneinander her.	•We walked side by side in silence for a while.
•Dann fragte ich: »Wollen Sie mir nicht erzählen, was in der deutschen Zeitung steht, damit ich ein wenig vorbereitet bin?«.	•Then I asked: "Won't you tell me what's in the German Newspaper, so that at least I'm a bit prepared?"
•»Bald sollen Sie alles zu wissen bekommen.	•"Soon you'll get to know everything.
•Ich habe eine Liebhaberei für Effekte und schätze die kleinen Ueberraschungen sehr.	•I have a passion for effects and really love little surprises.
•Aber so viel habe ich Ihnen ja bereits gesagt, daß der eiserne Wagen nicht das geringste mit dem Morde zu tun hat.«.	•But as I've already told you, the iron wagon has nothing at all to do with the murder."
•»Mit der Ermordung des Forstmeisters?«.	•"With the murder of the forester?"
•»Ja; weiter liegt ja überhaupt kein Mord vor.	•"Yes; there is no other murder.
•Zufällig sind auch andere Dinge hier hinein verflochten worden; in erster Reihe der eiserne Wagen und außerdem der Tod des alten Mannes.«.	•By chance other things have become interwoven with this; first and foremost, the iron wagon and also the death of the old man."
•»Aber jetzt haben Sie vermutlich die Fäden entwirrt?«.	•"But now you've no doubt unravelled the threads?"
•»Ja, das Rätsel mit dem alten Gjaernaes ist bereits gelöst.	•"Yes, the mystery of the old Gjaernaes has already been solved.
•Er wurde durch einen unglücklichen Zufall vom eisernen Wagen getötet, gerade als er auf der Flucht über die Heide begriffen war, um von hier wieder zu verschwinden.	•He was killed in an unfortunate accident by the iron wagon, just as he was about to flee across the heath in order to disappear from here.
•Derselbe unglückliche Zufall trieb auch den Mann mit dem eisernen Wagen in den Tod.«.	•The same bad luck also killed the man with the iron wagon.
•»Aber was wollte der Mann mit dem eisernen Wagen dann an jenem Abende draußen auf der Heide?«.	•"But what did the man with the iron wagon want to do outside on the heath that evening?"
•Asbjörn Krag schlug auf das Zeitungspaket.	•Asbjörn Krag struck the package of newspapers.
•»Hierin steht alles genau beschrieben,« sagte er; der Mann mit dem eisernen Wagen ist der bedeutendste von den drei Toten.	•"Everything is described exactly in these," he said; the man with the iron wagon is the most important of the three dead men.
•Die deutschen Blätter schreiben von ihm, daß die Wissenschaft durch seinen Tod einen großen Verlust erleidet.	•The German newspapers write about him that science has suffered a big loss with his death.
•Haben Sie denn in der letzten Zeit gar keine Zeitungen gelesen, lieber Freund?«.	•Haven't you recently read any newspapers at all, dear Friend?"
•»Nein,« erwiderte ich; »wenn ich Ferien habe, interessiere ich mich nicht für die übrige Welt.«.	•"No," I replied; "When I'm on holiday, I don't have any interest in the rest of the world."
•»Hm, ich weiß auch nicht, ob die Nachricht bereits in die norwegischen Blätter gelangt ist.	•"Hm, I also don't know whether the news has already reached the Norwegian newspapers.
•Ich habe sie selbst den deutschen übermittelt.	•I transmitted the news to the German papers myself.
•Der Mann in dem eisernen Wagen ist ein Deutscher.«.	•The man in the iron wagon is a German."
•Wir näherten uns nun der Lichtung, wo der Abhang von der Heide nach dem Meere herunterführte.	•We were approaching the clearing where the slope led down from the heath to the sea.
•Als wir schließlich dort angelangt waren und heruntersahen, wunderte ich mich über die Menge Menschen, die am Ufer versammelt war.	•When we finally got there and looked down, I was amazed at the crowd on the shore.
•Die weißen Kleider der Damen und die gelben Strohhüte leuchteten hell herauf.	•The ladies' white dresses and yellow straw hats shone brightly.
•Ein Bergungsdampfer lag noch immer in der Bucht, aber alle die kleinen Boote waren jetzt rings um ihn versammelt, wie die Küchlein um eine Henne.	•A salvage steamer was still in the bay, but all the small boats were now gathered around it like chicks around a hen.
•Die Menschenmenge betrachtete neugierig einen wunderlichen Gegenstand, der auf den Strand heraufgezogen war.	•The crowd looked curiously at a strange object that had been dragged up onto the beach.
•Aus der Entfernung sah er wie eine einzige verworrene Masse von Eisenstangen und Rädern aus.	•It looked like a single tangled mass of iron bars and wheels from a distance.
•Beim Näherkommen glaubte ich, daß es das Wrack eines kleinen Dampfbootes wäre, zumal ich zwei Schrauben entdeckte und das helle Deck des Dampfers zu sehen vermeinte.	•On coming closer, I thought it was the wreck of a small steamboat, especially as I discovered two propellers and thought I could see the steamer's shining deck.
•Es war aber weder ein Dampfboot noch ein eiserner Wagen.	•But it was neither a steamboat nor an iron wagon.
•Ueberhaupt befand sich wohl kaum etwas von Eisen an dem Wrack.	•There was hardly any iron on the wreck at all.
•Was ich für Eisenstangen angesehen hatte, war ein feines Gestänge aus Nickel oder Aluminium.	•I had taken fine rods made of nickel or aluminum for iron bars.
•Es war eine eigenartige Form von Flugmaschine, ein Monoplan.	•It was a strange form of flying machine, a monoplane.
•Asbjörn Krag ergriff mich am Arme.	•Asbjörn Krag grabbed me by the arm.
•»Verstehen Sie nun?« fragte er.	•“Do you understand now?” he asked.
•»Ja,« erwiderte ich, »nun fange ich an zu verstehen.«.	•"Yes," I replied, "now I'm beginning to understand."
•»Dieses Flugzeug hörten wir in jener Nacht, dieses Flugzeug ging so niedrig, daß es den alten Gjaernaes tötete, und dieses Flugzeug war es auch, das Sie in der unheimlichen Mordnacht gehört haben.	•"This plane is what we heard that night. This plane flew so low, that it killed old Gjaernaes, and it was also this plane that you heard in the eerie night of the murder.
•Es ist eine Maschine ohne Motor, die sich einzig mit Hilfe von Luftströmungen bewegt hat.	•It's a machine without a motor, that flies solely with the help of air currents.
•Den Ton, den wir hörten, und der uns wie Wagengerassel vorkam, entstand durch das Saugen der Luftströme in den Röhren.	•The sound we heard, which we thought might be the rattling of a wagon, was produced by the suction of air through the ducts.
•Während Asbjörn Krag so sprach, sammelten sich die Neugierigen haufenweise um ihn.	•While Asbjörn Krag was speaking, groups of curious people collected around him.
•Es berührte ihn augenscheinlich peinlich, Gegenstand der allgemeinen Aufmerksamkeit zu sein; darum zog er mich aus dem Haufen fort.	•He was obviously embarrassed to be the centre of attention thus, and so he pulled me with him away from the crowd.
•»Lassen Sie uns ein wenig längs des Strandes spazieren, ich will Ihnen dann alles erzählen.«.	•"Let's walk a bit along the beach, I want to tell you everything."
•Die anderen verstanden dieses Manöver und blieben zurück.	•The others understood his intention and remained where they were.
•Asbjörn Krag erklärte: »Das Unglück mit dem alten Gjaernaes war zugleich auch der Anlaß zur Vernichtung der Flugmaschine.	•Asbjörn Krag explained: "The accident with the old Gjaernaes was also the occasion of the plane*s destruction.
•Diese feinen eleganten Dingerchen sind noch keineswegs so vollkommen, daß sie nicht ein unerwarteter Stoß aus dem Gleichgewicht bringen sollte.	•These fine, elegant little things are by no means so perfect that they cannot be thrown off balance by an unexpected knock.
•So kam es, daß die Maschine den Abhang herunterschwirrte und geradeswegs ins Meer stürzte.	•And so it happened that the machine whizzed down the slope and crashed straight into the sea.
•Ich kann wir denken, daß der Luftschiffer versucht hat, das gestörte Gleichgewicht wiederherzustellen, aber es glückte ihm nicht.«.	•I can imagine that the airman tried to restore the balance, but wasn't successful."
•»Aber ich verstehe nur nicht,« wandte ich ein, »warum er seine Versuche gerade hier oben in Norwegen machte?«.	•"But what I don't understand," I objected, "is why he was doing his experiments up here in Norway?"
•»Das will ich Ihnen erzählen,« erwiderte Krag und begann einige der ausländischen Blätter auseinanderzufalten.	•"That's what I want to explain to you," Krag replied, and began to unfold some of the foreign papers.
•»Hier sehen Sie ›Svenska Dagbladet‹ vom 24. •August.	•"Here you see the 'Svenska Dagbladet' from the 24th •of August.
•Eine kleine Notiz berichtet kurz folgende Tatsache: »Dem Vernehmen nach hat der bekannte deutsche Aviatiker Doktor Brahms eine sehr bemerkenswerte Erfindung zur Vervollkommnung der Flugmaschine ohne Motor gemacht.	•A small note briefly reports the following fact: "According to reports, the well-known German aviator Doctor Brahms has made a remarkable invention and perfected the plane without a motor.
•Man weiß noch nicht, worin die Erfindung besteht, aber wir erfahren von eingeweihter Seite, daß der Erfinder eifrig mit seinen Experimenten beschäftigt ist.	•It is not yet known what the invention consists of, but we learn from insiders that the inventor is busily engaged in his experiments.
•Da es jedoch schon mehrfach vorgekommen ist, daß aviatische Geheimnisse gestohlen wurden, hat Doktor Brahms seine Uebungen nach einer wenig bewohnten Gegend verlegt und umgibt sich mit äußerster Geheimniskrämerei.	•However, because it's often happened that aviation secrets have been stolen, Doctor Brahms has moved his exercises to a sparsely populated area and surrounds himself with the utmost secrecy.
•So sind die Teile seiner Flugmaschine in großen Kisten fortgeschafft worden, die die Aufschrift trugen ›Bechsteinflügel‹.	•And so his plane was transported in sections in huge crates labelled 'Bechsteinflügel'.
•Ein Gerücht will wissen, daß Doktor Brahms die hellen norwegischen Sommernächte benutzt, um seine Experimente gerade dann vorzunehmen, wenn andere Menschen schlafen.«.	•Rumour has it that Doctor Brahms uses the bright Norwegian summer nights to conduct his experiments when other people are sleeping."
•»Dieses Telegramm erregte zuerst meine Aufmerksamkeit,« fuhr Asbjörn Krag fort; »hören Sie, was ich selbst telegraphiert habe.«.	•"This was the telegram that first caught my attention," continued Asbjörn Krag; "listen to what I teleraphed myself."
•Asbjörn Krag las weiter, indem er eine deutsche Zeitung aus dem Paket herauszog: »Von einem zufälligen Korrespondenten haben wir eine Mitteilung erhalten, die in weiten Kreisen Trauer und Bedauern erwecken wird, falls sie sich als richtig erweisen sollte.	•Pulling a German newspaper out of the pile, Asbjörn Krag read further: "We have received a message from a chance correspondent that will cause widespread grief and regret should it prove to be true.
•Diese Mitteilung lautet: Gestern nacht ist der Luftschiffer Doktor Brahms verunglückt, der seit einiger Zeit unbemerkt seine Flugversuche hier in der Gegend betrieben hat.	•The message read: Last night the airship pilot Doctor Brahms had an accident. He was conducting flight tests unnoticed in the area recently.
•Durch eine sinnreiche Ausnutzung der Luftströme war er dem Problem der motorlosen Flugmaschine sehr nahe gekommen.	•Due to the ingenious exploitation of air currents he had come close to solving the problem of engineless airplanes.
•Er betrieb seine Versuche in der tiefsten Verborgenheit und sie waren bereits so weit gediehen, daß die Maschine selbst bei sehr stillem Wetter sich erheben und fortbewegen konnte.	•He conducted his trials in deepest isolation and they were already successful so far that the machines itself could take off in very calm weather and continue moving.
•Die Maschine stieß während eines nächtlichen Versuchs an ein Hindernis und fuhr geradeswegs ins Meer, da sie das Steuer verlor.	•The machine hit an obstacle during a night time trial flight and, losing its steering ability, flew straight into the sea.
•Ein Bergungsboot ist zu Hilfe gerufen worden, um die Maschine vom Meeresboden heraufzuholen.«.	•A salvage boat was called to help retrieve the machine from the ocean floor. "
•»Da haben Sie das ganze Rätsel,« schloß der Detektiv.	•"There you have the entire mystery," the detective concluded.
•Mir erschien das Ganze äußerst merkwürdig.	•To me, the whole thing seemed very odd.
•Wenn ich nicht mit eigenen Augen die zertrümmerte Flugmaschine gesehen hätte, wäre mir der Bericht kaum glaubhaft vorgekommen.	•If I had not seen the destroyed airplane with my own eyes, the report would have been hardly credible to me.
•»Wenn Sie sich den Sachverhalt überlegen,« fuhr Asbjörn Krag fort, »müssen Sie sich darüber wundern, wie einfach sich nun alles aufklärt.	•“If you think about the facts,” Asbjörn Krag continued, "you'll be amazed at how easily everything is clearing up.
•Der rätselhafte eiserne Wagen ist verschwunden.	•The mysterious iron wagon has disappeared.
•Jetzt verstehen Sie, woher der Lärm kam, und begreifen auch den unglücklichen Zufall mit dem alten Gjaernaes.«.	•Now you understand where the noise came from and the unfortunate coincidence with old Gjaernaes."
•»Und auch den mit dem Forstmeister.«.	•“And also the one with the forester.”
•Der Detektiv zog die Stirn kraus.	•The detective furrowed his brow.
•»Durchaus nicht,« erwiderte er.	•“Not at all,” he replied.
•»Ich habe Ihnen ja schon gesagt, daß der Forstmeister erschlagen wurde.«.	•“I've already told you that the forester was beaten to death.”
•»Das dürfte Ihnen schwer fallen zu beweisen.«.	•“That would be difficult for you to prove.”
•»Ja, es ist recht schwer,« brummte Asbjörn Krag nachdenklich, »aber schließlich wird es mir doch glücken.«.	•“Yes, it is quite difficult,” Asbjörn Krag grumbled thoughtfully, “but I will succeed in the end.”
•»Vielleicht erfordert es viel Zeit,« warf ich ein.	•“Maybe it will take a lot of time,” I interjected.
•»Für andere ja, aber nicht für mich.«.	•“For others, yes, but not for me.”
•»Sie sind kühn in Ihren Behauptungen, lieber Krag. •Wieviel Zeit wird noch vergehen, bis Sie hintreten und auf den Mann zeigen können?«.	•"You are bold in your assertions, dear Krag. •How much more time will pass before you go and point out your man?"
•Der Detektiv sah gen Himmel, gerade als wollte er seine Weisheit von dort holen.	•The detective looked up at the sky as if he wanted to get his wisdom from there.
•»Zwölf Stunden,« versetzte er.	•“Twelve hours,” he replied.
•»Aber sind Sie auch sicher, daß Sie dann den Richtigen treffen?«.	•“But are you sure you'll get the right man then?”
•»Vollkommen sicher.«.	•“Absolutely sure.”
•»Und Sie werden ihn mir zeigen?«.	•“And you will show him to me?”
•»Ja,« erwiderte der Detektiv, wobei er mir einen seltsamen Blick zuwarf, »wenn Sie ihn denn durchaus zu sehen wünschen.«.	•“Yes,” the detective replied, giving me an odd look, “if you really wish to see him.”
•»Er ist also nicht tot?« fragte ich.	•“So he's not dead?” I asked.
•»Nein, noch lebt er.«.	•“No, he's still alive.”
•Wir spazierten denselben Weg zurück, auf dem wir gekommen waren.	•We walked back the way we had come.
•Ich drang in Asbjörn Krag und wollte ihn über den Mörder ausfragen, aber er antwortete ausweichend.	•I pressed Asbjörn Krag and wanted to ask him about the murderer, but he was evasive with his answers.
•Ich studierte sein Gesicht sehr genau; es kam mir so vor, als läge darin ein müder und abgespannter Zug.	•I studied his face very closely. It seemed to me that there was a tired and haggard streak in it.
•Er war sicher blasser geworden – an den Schläfen und längs des Haarrandes war seine Haut weiß.	•He had certainly become paler and his skin was white at his temples and along the edge of his hair.
•Offenbar mußte er in letzter Zeit angestrengt geistig gearbeitet, vielleicht auch nachts viel gewacht haben.	•Obviously, mentally he must have been working intensely recently, perhaps even awake a lot at night.
•Aber wie sah ich selbst aus?	•But how did I look myself?
•Ich hatte seit Tagen nicht mehr ruhig geschlafen und fühlte, daß meine Augen brannten und meine Lippen bebten.	•I had not slept peacefully for days and felt that my eyes were burning and my lips quivered.
•Meine Nerven waren vollkommen verbraucht.	•My nerves were completely exhausted.
•Oh, wie sehnte ich mich nach einer langen Ruhe!	•Oh, how I longed for a long rest!
•Aber nun sollte die Sache ja bald zu Ende kommen. •Morgen ging das Schiff; ob der Detektiv nun Erfolg hatte oder nicht, ich wollte jedenfalls diesen entsetzlichen Ort morgen verlassen.	•But now the matter should finally end soon. •Tomorrow the ship would depart. Whether the detective was successful or not, I wanted to leave this terrible place tomorrow, regardless.
•Unterwegs kam der Detektiv wieder darauf zurück, daß sich die ganze Sache von Anfang an nur so rätselhaft angelassen hätte, weil drei verschiedene Dinge miteinander verknüpft waren.	•On the way the detective returned to the fact that from the beginning the entire matter had seemed so enigmatic because three different things were tied together.
•»Wenn es mir nicht gelungen wäre, diese verschiedenen Vorkommnisse voneinander zu trennen,« sagte er, »so würde ich womöglich auch jetzt noch immer im Dunkeln tappen.«.	•"If I hadn't been successful in separating these different events, " he said, "I would probably still be in the dark even now."
•Das gab mir Gelegenheit, wieder des Mordes Erwähnung zu tun.	•This gave me the opportunity to mention the murder again.
•Ich fragte: »Sie sagten mir schon vor längerer Zeit, daß Sie hintreten und auf den Verbrecher zeigen könnten.	•I asked: "You told me long ago that you could step up and point at the criminal.
•Wenn Sie Ihrer Sache so sicher waren, warum haben Sie den Mann nicht schon längst festgesetzt?«.	•If you were so sure of your case, why didn't you arrest the man long ago?"
•»Weil mir die Beweise fehlten.	•"Because I lacked the evidence.
•Ich wiederhole, daß ich in dieser Angelegenheit mit ganz ungewöhnlichen Mitteln gearbeitet habe.«.	•I repeat that I've used quite unusual methods in this case."
•Der Detektiv blieb stehen und sah mich blinzelnd an.	•The detective stopped and looked at me, blinking.
•»Ich habe gewartet, bis die Frucht reif war,« sagte er.	•“I waited until the fruit was ripe,” he said.
•»Und nun ist sie reif?«.	•“And now it's ripe?”.
•»Bald, in wenigen Stunden; sie fällt mir dann geradeswegs in die Hände.«.	•“Soon, in a few hours, it will drop straight into my hands.”
•Wir waren inzwischen zum Hotel gekommen, das hell in der heißen Luft leuchtete, da die Sonnenstrahlen auf der rotgestreiften Markise tanzten.	•In the meantime, we had reached the hotel, which shone brightly in the hot air as the sun's rays danced on the red-striped awning.
•»Ich verstehe vollkommen, daß Sie gespannt sind,« fuhr der Detektiv fort, »aber vor heute abend werden Sie nichts erfahren.«.	•"I quite understand that you're very curious," continued the detective, "but you won't know anything until tonight."
•Ich bat ihn um eine nähere Zeitangabe.	•I asked him to give me a more precise time.
•Er dachte nach und rechnete.	•He thought and calculated.
•»Um zehn Uhr,« sagte er schließlich.	•“At ten o'clock,” he said at last.
•»Sehr wohl. •Soll ich Sie dann im Hotel aufsuchen?«.	•"Very well. •Shall I find you at the hotel then?"
•»Ja.«.	•“Yes.”
•Als ich gehen wollte, fing Asbjörn Krag an zu lachen und blieb noch etwas stehen.	•As I was about to leave, Asbjörn Krag laughed and stood still for a while.
•»Sie sind auffallend wenig neugierig,« äußerte er.	•“You're remarkably uninquisitive,” he said.
•Ich schüttelte den Kopf, da ich nicht verstand, was er meinte.	•I shook my head as I didn't understand what he meant.
•»Ich hätte erwartet, daß Sie mich fragen würden, warum Sie gerade um zehn kommen sollten.«.	•"I would have expected you to ask me why you should come specifically at ten o'clock."
•»Wahrscheinlich haben Sie Ihre Gründe hierfür.«.	•"You no doubt have your reasons for it."
•»Selbstverständlich, ich habe einen bestimmten Grund.	•"Of course, I have a particular reason.
•Um zehn Uhr beginnt es dunkel zu werden.«.	•At ten o'clock it starts to get dark."
•»Ist denn die Dunkelheit für Ihre Pläne notwendig?«.	•"Is darkness necessary for your plans?"
•»Durchaus notwendig.«.	•"Quite necessary."
•»Also werde ich um zehn Uhr kommen.«.	•"So, I'll come at ten o'clock then."
•Als ich mich wenige Schritte von ihm entfernt hatte, rief er meinen Namen.	•After I'd walked a few steps away from him, he called my name.
•»Ach, hören Sie,« sagte er, »es kann doch möglich sein, daß Sie mich im Hotel nicht antreffen.«.	•"Oh, listen," he said, "it's possible that you won't find me in the hotel."
•»Soll ich dann auf Sie warten?«.	•"Shall I wait for you?"
•»Nein, gehen Sie dann bitte nach einer Stelle hin, wo ich Sie erwarte, falls ich nicht im Hotel bin.«.	•"No, go to the place where I'll expect you, in case I'm not at the hotel."
•»Wohin?«.	•"Where to?"
•Asbjörn Krag zeigte hierbei auf das Meer.	•Asbjörn Krag pointed to the sea.
•»Sehen Sie die großen Baumgruppen dort unten?«.	•"Do you see the big clump of trees down there?"
•»Ja.«.	•"Yes."
•»Dort können Sie mich finden, aber gehen Sie zunächst nach dem Hotel.«.	•"You can find me there, but go to the hotel first."
•»Da unten,« murmelte ich, »wo der Weg anfängt, der auf die Höhe führt.«.	•"Down there," I murmured, "where the path begins that goes up over the heights."
•»Jawohl,« erwiderte er.	•"Yes," he replied.
•Er nickte mir zu und ging rasch von dannen.	•He nodded to me and hurried off.
•Ich blieb stehen und sah ihm nach.	•I remained standing there and followed him with my eyes.
•Er schlenderte durch den violetten Klee, der sich zwischen dem Wald und dem Hotel ausbreitete, dann ging er auf die Veranda und öffnete lärmend die Glastür.	•He strolled through the purple clover that covered the ground between the forest and the hotel, then went onto the veranda and noisily opened the glass door.
•Ich hörte noch, wie er einen lauten und freundlichen Gruß ins Zimmer rief – – – … Der heiße Tag ging langsam zu Ende.	•I heard him call a loud and friendly greeting into the room - - - The hot day was slowly coming to an end.
•Ich lag in meiner Hütte im Schaukelstuhl und ließ die Stunden vorübergleiten.	•I reclined in the rocking chair in my cottage and let the hours go by.
•Das Knarren des Stuhls war lange Zeit der einzige Laut, den ich hörte.	•For a long time the creaking of the chair was the only sound that I heard.
•Es war windstill.	•There was not a breath of wind.
•Die starke Hitze strömte gegen mein Häuschen, drang durch das offene Fenster und erfüllte das Zimmer.	•The oppressive heat pressed against my cottage, pushed in through the open window and filled the room.
•Meine Papiere wurden im Sonnenschein warm und hart, als ob sie vor einem Kachelofen gedörrt würden.	•My papers became hot and hard in the sunshine as if they were being dried out in front of a stove.
•Ich hatte das Gesicht nach dem Fenster zugewandt und sah so das lichte, blaue Meer im Fensterrahmen.	•My head was turned towards the window and so I saw the bright, blue ocean in the window frame.
•Die grünen schweren Laubkronen und die blaue See erschienen im Fenster wie die leuchtenden Farben eines Bildes.	•The heavy green tree canopies and the blue sea appeared in the window like the bright colours of a painting.
•Hie und da wippte ein Blatt, auf dem ein Insekt saß, ab und zu erschien ein weißer Fittich im Hintergrund; es war ein Segel, das über das Meer dahinglitt.	•Here and there a leaf bobbed up and down, upon which an insect sat, now and then a white wing appeared in the background; it was a sail gliding across the sea.
•Endlich hörte ich auch einen Laut.	•Finally I heard a sound.
•Dünne Stimmchen kleiner Kinder, die nahebei im Sande lagen und mit einer Blechbüchse spielten.	•The high-pitched voices of small children, who were laying in the sand nearby and playing with a tin can.
•Glänzende Libellen segelten durch die Luft und sausten hie und da gegen die Wände wie summende Geschosse.	•Shimmering dragonflies sailed through the air, darting here and there against the walls like buzzing projectiles.
•Allmählich wurde mir die Hitze im Zimmer zu drückend.	•Gradually the heat in the room became suffocating.
•Ich ging hinaus, legte mich ins Gras und verschränkte die Hände unter dem Kopf.	•I went outside, lay down in the grass and crossed my hands under my head.
•Ich sah gen Himmel und versuchte immer weiter den Himmelsraum mit meinem Blicke zu umfassen.	•I looked up at the sky and tried to encompass more and more of the heavens with my gaze.
•Dabei dachte ich, daß die Augen, die das ganze Himmelsgewölbe auf einmal umspannen könnten, die Fülle der Schönheit wie eine Offenbarung der Ewigkeit empfinden müßten.	•While doing so, I thought that my eyes, which could encompass the entire firmament all at once, had to experience the fullness of beauty like a revelation of eternity.
•Feine weiße Lämmerwölkchen standen in der Nähe des Sonnenballs wie Rauchwolken, die von einer glimmenden Zigarre aufsteigen, und hinten am Horizont jagte ein Heer von weißen Wolken vorüber.	•Fine, white, fleecy clouds stood near the fiery sun like clouds of smoke that ascended from a smoldering cigar, and behind them on the horizon an army of white clouds passed by.
•Sie waren vorbei.	•They were gone.
•Nun war keine Bewegung mehr am Himmel.	•There was no more movement in the sky now.
•Die Wolken standen still, als schlummerten sie in der Luft.	•The clouds stood still as if they slumbered in the air.
•Darüber spannte sich die hellblaue Unendlichkeit, weit, weit, bis in Räume, zu denen der Menschengeist niemals vordringen kann.	•Above it stretched the light blue infinity, far, far, into space to which the human spirit can never penetrate.
•Welch eine Kuppel über der Erde!	•What a dome over the earth!
•Wie herrlich war das alles!	•How marvelous it all was!
•Wie erschien die Erde hiergegen unansehnlich, dunkel und ärmlich … Die Berge ragten in dieses Lichtmeer wie Schlagschatten hinein – dort oben auf dem höchsten Gipfel stand eine Föhre und badete ihre Krone im Licht!	•How unsightly the earth seemed in comparison, dark and poor ... The mountains towered into this sea of light like shadows - up there on the highest peak stood a pine tree, bathing its crown in light!
•Ich fühlte, daß der Sommer heute einen seiner letzten großen Siegestage feierte.	•I felt that summer was celebrating one of its last great days of victory today.
•Sobald der Sonnenwagen unter den Horizont herabgerollt war, kam die Dämmerung.	•Dusk came as soon as the sun chariot had rolled down below the horizon.
•Hinter ihr her war schon der Herbst mit seinen langen kalten Fingern, und die Nächte begannen kühl zu werden.	•Autumn was already behind it with its long, cold fingers, and the nights were beginning to get chilly.
•Wenn man merkt, daß der Sommer schwindet, hat man stets ein Gefühl, als ob er niemals wiederkehre, und man will dann die letzten Tage noch mit vollen Zügen genießen… Als die Schatten auch in mein Zimmer hineinglitten, das Laub im Abendwinde wippte und winkte, die See grau wurde, überkam mich eine tiefe Traurigkeit.	•When you realize that summer is fading, you always feel as if it will never return, and you want to enjoy the last days to the fullest... When the shadows stole into my room, the foliage swayed and waved in the evening breeze; the sea faded to grey, and a deep sadness overcame me.
•Das Herz hämmerte mir in der Brust, ich hatte das flüchtige Empfinden, als ob nun das Leben aufhörte.	•My heart pounded in my chest, and I had the fleeting feeling that life was coming to an end.
•Wie langsam doch die Abendstunden dahinflossen.	•How slowly the evening hours flowed by.
•Ich schloß die Fenster und wunderte mich über die blutige Farbe des Glases.	•I closed the windows and wondered at the bloody tint of the glass.
•Es war der Widerschein des Sonnenuntergangs; die Sonne zog mit sich ins Meer herab ein Gefolge rostbrauner Wolken, von jener häßlichen Farbe, die dem Herbste eigen ist.	•It was the reflection of the sunset; the sun was drawing an entourage of rusty-brown clouds of that ugly color peculiar to autumn down into the sea.
•Die Tinten wurden von der Luft zurückgeworfen und spiegelten sich auch im Glase meines Fensters.	•The tints were thrown back by the air and reflected in the glass of my window.
•Ich fuhr mit den Fingern über die Scheiben und wunderte mich aufs neue, denn auch meine Finger sahen blutig aus.	•I ran my fingers over the panes and wondered anew, for my fingers also looked bloody.
•So kam die Dämmerung heran.	•And so dusk approached.
•Die Dunkelheit füllte mählich jeden Winkel, wurde ständig dichter und breitete ihren Mantel weit aus.	•The darkness gradually filled every nook and cranny, became increasingly dense and spread its cloak wide.
•Nur die goldenen Rahmen der Bilder an den Wänden leuchteten noch in dem schwachen Schimmer, der von den Fenstern kam, und das Zifferblatt starrte lange von der Wand durch das Dunkel wie ein weißes blödes Auge.	•Only the gilded frames of the pictures on the walls still shone in the faint glow coming from the windows, and the clock face stared for a long time from the wall through the darkness like a white, stupid eye.
•Gegen zehn Uhr schwand auch der letzte Schimmer des Tages, im Zimmer wurde es ganz dunkel, nur im Fenster stand noch ein undeutlicher schwacher Lichtschimmer, der von Minute zu Minute schwächer und blasser wurde.	•Around ten o'clock, the last glimmer of daylight faded, and the room became completely dark. There was only an indistinct, faint glimmer of light in the window, which grew fainter and fainter from minute to minute.
•Zuletzt hatte ich dagesessen und darüber nachgedacht, was ich nun tun sollte.	•Finally, I sat there and thought about what I should do next.
•Ich wußte, daß sich etwas Entscheidendes im Laufe der Nacht ereignen würde, und hatte das bestimmte Gefühl, daß dieser Tag der letzte hier wäre.	•I knew that something decisive would happen during the night, and I had the definite feeling that this day would be the last here.
•In keinem Falle mochte ich länger die nervenerschütternden Vorkommnisse hier ertragen.	•Under no circumstances did I want to endure the nerve-wracking events here any longer.
•Furcht hatte ich nicht mehr, nicht im geringsten.	•I was no longer afraid, not in the least.
•Ich fürchtete mich nicht vor dem Gesichte mit dem schrecklichen Mund und der totenbleichen Stirn, denn nun kannte ich den ganzen Zusammenhang.	•I was unafraid of the face with the horrible mouth and the deathly pale forehead because now I knew the whole context.
•So traf ich denn eine Reihe von Vorkehrungen, die wohl merkwürdig erscheinen mochten, aber ihre Erklärung durch die späteren Ereignisse finden werden.	•So I took a number of precautions which might seem remarkable but will be explained by later events.
•Der Eiserne Wagen.	•The Iron Wagon.
•Ein Roman von Sven Elvestad.	•A novel by Sven Elvestad.
•Der Abgrund – Kapitel VII C. Um halb zehn Uhr verließ ich meine Hütte.	•The Abyss - Chapter VII C. At half past nine, I left my cabin.
•Zuerst zog ich mir einen leichten Ueberzieher an, besann mich dann aber eines anderen und ließ ihn zurück.	•At first, I put on a light overcoat, but then I changed my mind and left it behind.
•Statt dessen knöpfte ich mir die Jacke fest zu; ich wollte in meinen Bewegungen in keiner Weise behindert sein.	•Instead, I buttoned up my jacket tightly; I didn't want my movements to be hindered.
•Ehe ich ging, lud ich alle Läufe meines Revolvers und steckte ihn in die rechte Tasche, so daß ich rasch an ihn gelangen konnte; als ich aber bemerkte, daß die Tasche dadurch auf verdächtige Weise aufgetrieben wurde, nahm ich die Waffe wieder heraus und steckte sie in die innere Tasche, so daß nunmehr niemand ihre Anwesenheit ahnen konnte.	•Before I left, I loaded all the barrels of my revolver and put it in my right pocket so that I could reach it quickly. But when I noticed that the pocket was suspiciously bulging, I took the gun out again and put it in the inner pocket so that no one could suspect its presence.
•Ich hatte mich bereits einige Schritte von der Hütte entfernt, da fiel mir noch etwas ein.	•I had already taken a few steps from the cabin when I remembered something else.
•Ich ging also zurück und sah meine Papiere an, die auf dem Tische lagen.	•So I went back and looked at my papers lying on the table.
•Es kam mir vor, als ob sie in einer allzu großen Ordnung dalägen; infolgedessen brachte ich die Papiere durcheinander, schrieb einige Zeilen einer Abhandlung, die ich in letzter Zeit unter der Feder hatte, und suchte durchaus den Eindruck zu erwecken, als ob ich ganz zufällig meine Arbeit unterbrochen und das Zimmer verlassen hätte.	•It seemed to me that they were lying there in too great an order; as a result, I mixed up the papers, wrote a few lines of a treatise that I had recently penned, and tried to give the impression that I had interrupted my work quite by chance and left the room.
•Endlich machte ich Ernst und ging.	•Finally, I got serious and left.
•Ich sah unaufhörlich nach der Uhr, weil ich pünktlich sein wollte.	•I kept checking my watch because I wanted to be on time.
•Es war neun Uhr vierzig Minuten, als ich beim Landhändler eintrat.	•It was 9:40 when I entered the country store.
•Fünf Menschen waren in dem Laden; der Landhändler selbst, der etwas gestreiftes Zeug abmaß, und seine Tochter, die Sirup in eine Kanne zuwog, standen hinter dem Ladentisch; davor stand der Bruder des Landhändlers, ein Fischer, die Hände in der Hosentasche, eine Pfeife im Munde. •Außerdem waren zwei Kunden da, ein altes Weib, das damit beschäftigt war, einige gefüllte Tüten in einen Korb zu packen, und ein kleiner Junge, der an seinen nackten Beinen fror; er hatte einen Blecheimer in der einen Hand und ein blaues zerknittertes Rechnungsbuch in der anderen.	•There were five people in the store; the storekeeper himself, who was measuring some striped fabric, and his daughter, who was measuring syrup into a jug, were standing behind the counter. In front of them stood the grocer's brother, a fisherman, his hands in his pockets, a pipe in his mouth. •In addition, there were two customers there. An old woman who was busy packing filled bags into a basket, and a small boy, who was freezing in his bare legs; He had a metal bucket in one hand and a blue, crumbled account book in his other hand.
•Ich trat so laut in den Laden, daß alle mein Kommen bemerken mußten, begrüßte den Bruder des Landhändlers, den ich von früher her kannte, und erzählte ihm rasch, daß ich die Absicht hätte, eine längere Fischfangtour nach der eine Meile entfernten »Spitzen Landzunge« zu machen; schon in einer halben Stunde wolle ich abfahren, etwa eine Stunde bei dem Fischer draußen auf der Landzunge schlafen und dann um vier Uhr anfangen.	•I entered the store so noisily that everyone must have noticed my arrival. I greeted the brother of the storekeeper, whom I knew from before, and quickly told him that I intended to make an extended fishing trip to the “Pointy Headland” a mile away; I wanted to leave in half an hour, sleep for about an hour at the fisherman's cabin out on the headland, and then set out at four o'clock.
•»Ja, das ist eine hübsche Tour,« meinte der Mann.	•“Yes, that's a nice trip,” the man said.
•»Wollen Sie allein rudern?«.	•“Do you want to row alone?”
•»Nein, ich dachte, den einen oder anderen dort vom Hotel dazu zu bekommen.«.	•“No, I thought I could get one or two people from the hotel to join me.”
•»Nun ja, ja, es ist wohl ein gehöriges Stück zu rudern.«.	•“Well, yes, it's probably a fair bit of rowing.”
•»Das schon, aber ich schaffe es doch,« antwortete ich lächelnd und reckte meine Arme aus.	•“That's true, but I can manage it,” I replied with a smile and flexed my arms.
•Der Mann nickte.	•The man nodded.
•»Sie sind gewiß stark,« sagte er.	•“You're no doubt strong,” he said.
•»Ja, Gott sei Dank,« antwortete ich, und dabei lag mehr Ausdruck in meiner Stimme, als mir lieb war.	•“Yes, thank God,” I replied, and there was more expression in my voice than I would have liked.
•Dann wandte ich mich wieder zum Landhändler und kaufte verschiedene Fischereigeräte, Haken und auch einige Schnüre.	•Then I turned back to the storekeeper and bought various items of fishing gear, hooks, and some lines.
•»Die meinigen sind schon zu schlecht,« sagte ich dabei.	•“Mine are not good enough,” I said.
•Der Landhändler gab mir wegen des Fanges gute Ratschläge, erklärte mir, welche Köder ich benutzen müßte und wo ich meine Schnüre auslegen sollte.	•The storekeeper gave me good advice about the catch and told me what bait to use and where to lay out my lines.
•Schließlich bat ich um die Erlaubnis, sein Boot entleihen zu dürfen, was er mir nach einiger Ueberlegung auch gestattete.	•Finally, I asked for permission to borrow his boat, which he granted after some consideration.
•»Alsdann werde ich das Boot etwa in einer halben Stunde nehmen,« sagte ich, »vielleicht bringe ich noch einen Freund vom Hotel mit, vielleicht bin ich auch gezwungen, allein zu fahren.	•"Well then, I'll take the boat in about half an hour," I said, "maybe I'll bring a friend from the hotel with me, or maybe I'll have to go on my own.
•Fahren werde ich aber auf jeden Fall, denn ich habe außerordentliche Lust zu dieser Fischfangtour.«.	•But I'll definitely go anyway, because I'm really looking forward to this fishing trip."
•Nachdem die gekauften Sachen zusammengepackt waren, wünschten mir der Landhändler und sein Bruder guten Fang, und dann wanderte ich nach dem Hotel.	•After everything I'd bought had been packed, the storekeeper and his brother wished me a good catch and then I strolled over to the hotel.
•Dort waren alle Fenster erleuchtet, auch dasjenige von Asbjörn Krag, ein Umstand, der mich enttäuschte.	•There, all the windows were lit up, even that of Asbjörn Krag, which disappointed me.
•Ich hatte darauf gerechnet, daß er nicht da sein würde, und glaubte bestimmt, daß er mir mit Absicht die Stelle unten am Bergwege für das Stelldichein bezeichnet hatte.	•I'd counted on him not being there and was sure that he'd deliberately indicated the spot down below on the path that led over the heights for the rendezvous.
•Traf ich ihn nun trotzdem hier im Hotel, so mußte ich meine weitere Handlungsweise etwas anders einrichten.	•If I really were to meet him now in the Hotel, I would have to adjust my further actions accordingly.
•Aber es mochte biegen oder brechen, jetzt hatte ich meinen Entschluß gefaßt und wollte ihn nun auch durchführen.	•But, come helll or high water, I had made my decision now and was determined to carry it out.
•Unten im Speisesaal traf ich einige Gäste, die ich fragte, ob sie mit auf den Fischfang gehen wollten, doch schien es nicht, als ob sie hierzu große Lust hätten, zumal ich ihnen auch eine ziemlich große Rudertour in Aussicht stellte.	•Down in the dining room I met a few of the guests whom I asked if they wanted to go on a fishing trip with me, but none of them showed much interest, especially as it would involve a significant amount of rowing.
•Dabei gab ich ganz genau die Zeit an, zu der ich aufzubrechen beabsichtigte. •»In einer halben Stunde,« sagte ich.	•In relating my intentions, I mentioned the exact time that I intended to set off. •"In half an hour," I said.
•»Ich werde das Boot des Landhändlers nehmen.	•"I'm going to borrow the trader's boat.
•Aber es scheint wirklich so, als ob niemand mitfahren will?«.	•But it really looks like nobody wants to come with me?"
•Dann ging ich durch den Korridor nach Asbjörn Krags Zimmer.	•Then I went through the hallway to Asbjörn Krag's room.
•Punkt zehn Uhr klopfte ich an seine Tür.	•At exactly ten o'clock I knocked on his door.
•Niemand antwortete.	•No one answered.
•Ich klopfte wieder; als ich abermals keine Antwort erhielt, ging ich geschwind in das Zimmer hinein.	•I knocked again. However, when I didn't get an answer, I quickly went inside the room.
•Es war leer, doch die brennende Lampe stand auf dem Tisch.	•It was empty but a burning lamp stood on the table.
•Ich wußte, daß Asbjörn Krag stets darauf bedacht war, sein Zimmer abzuschließen; er konnte also nicht weit fort sein.	•I knew that Asbjörn Krag always remembered to lock his room, so he couldn't be far away.
•So wartete ich an der Tür mehrere Minuten, aber niemand kam, und ich hörte auch keine Schritte. •Völlige Stille umgab mich. Das kam mir verwunderlich vor, die Tür offen und die Lampe brennend auf dem Tische…Der Detektiv, der die Pünktlichkeit selbst war, wußte, daß ich zur festgesetzten Zeit, Punkt zehn Uhr, kommen würde.	•So, I waited at the door for several minutes, but no one came and I also didn't hear any footsteps. •Complete silence surrounded me. It seemed strange to me, the unlocked door and the lamp burning on the table...The detective, who was Mr. Punctuality himself, knew that I would come at the set time, at ten o'clock sharp.
•Ich wußte, daß er Geheimnisse hatte und daß er um keinen Preis Fremde über seine Papiere kommen ließ, mich wahrscheinlich noch zu allerletzt.	•I knew that he had secrets and that he wouldn't allow strangers to come across his papers for any price, myself probably the last of all.
•Warum war er dann aber nicht vorsichtiger?	•But why wasn't he more careful?
•Ich öffnete die Tür, die auf den Korridor führte.	•I opened the door that led to the hallway.
•Asbjörn Krags Zimmer lag ungefähr in der Mitte desselben.	•Asbjörn Krag's room was approximately in the middle of it.
•Ich mußte also, woher auch jemand kommen mochte, die Schritte hören, ehe der Betreffende bis an die Tür des Detektivs gelangt war.	•So I had to hear the footsteps from where someone might come before they arrived at the detective's door.
•Dann schloß ich wieder die Tür und lauschte unbeweglich.	•Then I shut the door and listened, completely still.
•Kein Laut war zu hören.	•No sound could be heard.
•Da trat ich an den Schreibtisch des Detektivs, wo viele Papiere in Paketen geordnet lagen.	•Then I walked to the detective's desk where a lot of papers lay organized in bundles.
•Oben auf dem Tische dicht beim Fenster stand ein ovaler Toilettentisch in versilbertem Rahmen, rings um den Spiegel lag eine Menge kleiner Gegenstände verstreut, darunter einige Schminktuben.	•On top of the desk close to the window was an oval vanity in a silver plated frame. A lot of smaller things lay scattered all around the mirror, including several tubes of makeup.
•Als ich diese Dinge zu sehen bekam, ging es mir durch und durch.	•When I saw these things, it made me start.
•Aber ich bemerkte noch etwas anderes.	•But I noticed something else.
•Neben dem Spiegel stand in einem geschnitzten Eschenholzrahmen eine Photographie.	•Next to the mirror stood a photograph in a carved ash wood frame.
•Es war das Bild des getöteten Forstmeisters Blinde, eine vortreffliche Photographie, anscheinend kurz vor seinem Tode ausgenommen.	•It was the photograph of the slain forester Blinde, an excellent photograph, apparently taken shortly before his death.
•Ich nahm das Bild in die Hand und starrte lange darauf.	•I picked it up and stared at it for a long time.
•Etwas von dem Gefühle beherrschte mich wieder, das ich hatte, als ich das Gesicht hinter der grünen Fensterscheibe sah.	•Something of the feeling I had when I saw the face behind the green windowpane took hold of me again.
•Aber es dauerte nur eine Sekunde, dann war ich wieder unerschütterlich ruhig.	•But it only lasted a second, then I was unshakeably calm again.
•Ich begriff, daß Asbjörn Krag die Tür absichtlich hatte offen stehen lasten; er wollte, daß ich das Zimmer betreten und sehen sollte, was da auf dem Tische lag.	•I realized that Asbjörn Krag had deliberately left the door open; he wanted me to enter the room and see what was on the table.
•So überraschte mich das alles nicht so sehr, wie er es vielleicht erwartet hatte.	•So I wasn't as surprised as he might have expected.
•Der Blick auf die Photographie, auf den Spiegel und auf die Sachen rings um diesen brachte meine Nerven nicht wieder in Aufruhr, wie es bei der Erscheinung des schrecklichen Gesichts hinter der Fensterscheibe geschehen war.	•Looking at the photograph, at the mirror, and at the things around it, did not set my nerves on edge again, as had happened when I saw the terrible face behind the windowpane.
•Doch nun war ich jedenfalls meiner Sache sicher.	•But now I was sure of myself.
•Ich hatte jetzt einen unwiderleglichen Beweis dafür, daß alles, was ich bisher nur geglaubt hatte, in der Tat zutraf.	•I now had irrefutable proof that everything I had previously believed was in fact true.
•So stand ich und dachte darüber nach, was ich jetzt beginnen sollte.	•So I stood and thought about what I should do now.
•Ich wußte, daß Asbjörn Krag in diesem Augenblick auf mich draußen in der undurchdringlichen Dunkelheit bei den alten Bäumen am Meere wartete.	•I knew that Asbjörn Krag was waiting for me at that moment out in the impenetrable darkness by the old trees by the sea.
•In kurzer Zeit würde ich ihn dort treffen und sein kurzes, polterndes Lachen hören.	•In a short while, I would meet him there and hear his short, rumbling laugh.
•Und so tat ich etwas, was durchaus mit meinem früheren Verhalten übereinstimmte.	•And so I did something that was quite consistent with my earlier behavior.
•Auch ich ging fortan von einem bestimmten Gedanken aus und verfolgte einen Plan.	•From then on, I also had a specific thought and a plan.
•Ich nahm ein Stück weißes Papier und legte es vor mich auf den Tisch, weil ich an ihn schreiben wollte.	•I took a piece of white paper and placed it on the table in front of me because I wanted to write to him.
•Auf einem Schreibständer lagen eine Menge Bleistifte und eine einzelne Feder, aber es fand sich keine Tinte.	•There were a lot of pencils and a single pen on a writing stand, but there was no ink.
•Die Feder stak in einem Füllfederhalter.	•The nib was stuck in a fountain pen.
•Als ich mit ihr schrieb, wunderte ich mich selbst über meine geraden, festen Buchstaben: »Lieber Krag!	•As I wrote with it, I surprised myself at my straight, firm letters: "Dear Krag!
•Ich habe Sie heute abend um halb elf erwartet (die Uhr war eben erst zehn Uhr zehn Minuten), um mit Ihnen eine Fischfangtour nach der ›Spitzen Landzunge‹ zu machen.	•I was expecting you this evening at half past ten (the clock had only just shown ten past ten) to go on a fishing trip to the 'Pointy Headland'.
•Ich fahre elf Uhr von der Brücke beim Landhändler ab.	•I'm leaving at eleven o'clock from the bridge by the country store.
•Wenn Sie diesen Brief bis dahin zu Gesicht bekommen und Lust zu der Tour haben, so kommen Sie bitte mit.«.	•If you see this letter by then and feel like going on the trip, please come along."
•Ich setzte meinen Namen darunter und legte den Füllfederhalter vorsichtig wieder auf den Ständer.	•I added my name and carefully put the fountain pen back on the stand.
•Dann beeilte ich mich, die Papiere des Detektivs zu durchwühlen.	•Then I hurried to rifle through the detective's papers.
•Er hatte eine Menge geschrieben, über alles mögliche, aber ich fand nicht ein Wort über den Tod des Forstmeisters, ebensowenig über Doktor Brahms' Flugzeug.	•He had written a lot, about all sorts of things, but I couldn't find a word about the forester's death or about Dr. Brahms' plane.
•Die Zeit verging rasch; es war jetzt Zeit zu gehen. •Ich schritt durch den Speisesaal, wo noch einige Gäste saßen, pfiff eine muntere Melodie und rasselte mit meinen Fischereigeräten, so daß es alle sehen und hören konnten.	•Time passed quickly. The time had come to leave. •I walked through the dining room, where a few guests were still seated, whistling a cheerful tune and rattling my fishing gear so that everyone could see and hear me.
•»Also will niemand mit von der Partie sein?« fragte ich zum letzten Male.	•“So no one wants to join me?” I asked one last time.
•»Nein, nein,« erhielt ich zur Antwort.	•“No, no,” came the reply.
•Ich schritt hinaus auf den Weg und wunderte mich, wie ruhig ich war.	•I walked out onto the path and wondered how calm I was.
•Als ich mich daran erinnerte, was der Bruder des Landhändlers über meine Stärke gesagt hatte, streckte ich die Arme aus und fühlte, wie sich die Muskeln unter meinen Kleidern strafften.	•When I remembered what the storekeeper's brother had said about my strength, I stretched out my arms and felt the muscles under my clothes tighten.
•Ich wußte, welchem Ziel ich entgegenging.	•I knew what my goal was.
•So schritt ich langsam den Weg entlang, in der Hoffnung, einen der Gäste oder Einwohner zu treffen, denn ich wollte noch einmal gesehen werden.	•So I walked slowly along the path, hoping to meet one of the guests or residents, because I wanted to be seen again.
•Ich hatte auch Glück, ich traf den Fischer mit dem Strohhute.	•I was lucky; I met the fisherman with the straw hat.
•Seit jenem Abende nach der unheimlichen Nacht, in der der Forstmeister erschlagen wurde, hatte ich den Mann nicht mehr gesehen.	•I hadn't seen the man since that evening after the eerie night when the forest ranger was killed.
•Als er mich erkannte, verlangsamte er seinen Schritt und grüßte zögernd.	•When he recognized me, he slowed his pace and greeted me hesitantly.
•Es schien mir, als ob er einige Worte mit mir wechseln wollte.	•It seemed to me that he wanted to exchange a few words with me.
•Ich blieb daher stehen und gab ihm die Hand.	•So I stopped and shook his hand.
•»So spät noch unterwegs?« begann ich.	•“Out so late?” I began.
•»Ach, es ist erst zehn Uhr,« antwortete er.	•“Oh, it's only ten o'clock,” he replied.
•»Ich war beim Landhändler und hörte, daß Sie auf eine Fischfangtour ausfahren wollen.«.	•“I was down at the store and heard that you're going on a fishing trip.”
•Es freute mich außerordentlich, daß man bereits von meiner Tour zu sprechen begann.	•I was extremely pleased that people were already talking about my trip.
•»Ich dachte, Sie wären bereits abgefahren,« fuhr der Mann fort.	•“I thought you had already left,” the man continued.
•»Haben Sie Begleitung?«.	•“Do you have company?”
•»Nein, ich hatte gehofft, den Detektiv mitzubekommen, aber er ist nirgends zu finden.	•“No, I had hoped that the detective would come along, but he’s nowhere to be found.
•Falls Sie ihm begegnen, teilen Sie ihm bitte mit, daß ich in einer Viertelstunde losziehe.«.	•In case you see him, please tell him that I’m heading out in a quarter hour.”
•»Ja, das will ich wohl tun.«.	•“Yes, I’ll do that.”
•Der Mann blieb stehen und trat von einem Fuß auf den anderen.	•The man stopped and shifted from one foot to the other.
•Er hatte sichtlich etwas auf dem Herzen.	•He obviously had something on his mind.
•Endlich kam es heraus: »Haben Sie den eisernen Wagen gesehen?«.	•Finally, it came out. “Have you seen the iron wagon?”
•»Ja,« antwortete ich lächelnd.	•“Yes,” I replied, smiling.
•»So lösen sich alle Spukgeschichten in Wohlgefallen auf, lieber Freund.	•"So, all the ghost stories vanish into thin air, my dear friend.
•Es ist ja gar kein eiserner Wagen, es ist eine Flugmaschine!«.	•It's not an iron wagon at all, it's a flying machine!"
•Der alte Mann brummte hierauf etwas vor sich hin.	•The old man muttered something under his breath.
•Es schien gerade so, als ob er auch weiterhin an den eisernen Wagen glaubte.	•It seemed as if he still believed in the iron wagon.
•»Ich habe ihn schon früher gehört,« warf er ein, »und zwar vor vier Jahren.«.	•“I've heard it before,” he interjected, “four years ago.”
•»Aber es hat sich doch herausgestellt, daß der alte Gjaernaes damals eben nicht ums Leben kam!«.	•“But it turned out that old Gjaernaes didn't die back then!”
•»Nein, nein!	•"No, no!
•Aber ich habe doch den Wagen gehört.«.	•But I heard the wagon."
•Er blieb bei seiner Ueberzeugung und verließ mich tief enttäuscht darüber, daß auch ich nun nicht mehr auf seiner Seite stände.	•He stuck to his conviction and left me deeply disappointed that I was no longer on his side.
•Ohne Schwierigkeit fand ich im Dunkeln das Boot, das an der Brücke vertäut lag, legte meine Fischereigeräte in das Achterteil und stieß so geräuschvoll, wie ich nur konnte, ab.	•I had no trouble finding the boat moored at the bridge in the dark, put my fishing gear in the stern, and pushed off as noisily as I could.
•Da sah ich, wie es in den Fenstern des Landhändlers plötzlich hell aufleuchtete und kurz darauf wieder dunkel wurde.	•Then I saw the windows of the shopkeeper's house suddenly light up and then go dark again shortly thereafter.
•Ich wußte, was das bedeutete.	•I knew what that meant.
•Der Landhändler hatte das Fenster geöffnet, um zu hören, wer an seinen Booten rumorte.	•The shopkeeper had opened the window to hear who was rummaging around his boats.
•Er merkte, daß ich es war, und schloß das Fenster wieder.	•He realized it was me and closed the window again.
•So ging alles vortrefflich.	•So everything was going splendidly.
•Es war nun einviertel nach zehn, und der Landhändler hatte gehört, daß ich von der Brücke abstieß.	•It was now a quarter past ten, and the merchant had heard me push off from the jetty.
•Das einzige, was mich noch störte, war die Ruhe.	•The only thing that bothered me was the silence.
•Ich würde gern Wind und Wellen gehabt haben, um den Ruderschlag zu verdecken, aber dafür half mir die Dunkelheit.	•I would have liked to have had wind and waves to cover the sound of my oars, but instead I had the help of the darkness.
•Ich war nur wenige Meter vom Lande entfernt, da konnte ich die Häuser schon nicht mehr sehen; sie verschwanden in der dichten Dunkelheit, in der ringsum einige gelbe Lichtpunkte blinkten.	•I was only a few meters from land, and I could no longer see the houses. They disappeared into the thick darkness, in which a few yellow points of light flickered all around.
•Ich ruderte im dichtesten Schatten.	•I rowed in the deepest shadows.
•Das Meer war nämlich auf wunderliche Weise in schwarze und graue Flächen geteilt.	•The sea was curiously divided into black and gray areas.
•Auf weite Flächen hin lag ein eigenartiger hellgrauer Schein auf dem Wasser.	•On wide areas a strange bright gray glow lay on the water.
•Ich wußte nicht, woher das Licht kam, aber ich hütete mich wohl, in diese Flecken hineinzurudern, die wie oxydiertes Silber aussahen, denn ich wußte, daß das Fahrzeug und ich dort deutlich wie eine kohlschwarze Silhouette erscheinen würden.	•I didn't know where the light came from, but I took care not to row into these spots that looked like oxidized silver because I knew that the boat and I would clearly appear there like a coal-black silhouette.
•Nun näherte ich mich dem Sund, der aus der Bucht hinausführte, und fühlte im Nacken deutlich den kalten Hauch vom Lande her.	•Now I approached the sound which led out from the bay and clearly felt the cold breeze from the land.
•Das Boot glitt auf dem Rücken einer langen Dünung dahin.	•The boat slid along on the back of a long swell.
•Ich hätte nun längs des flachen Landes zur linken Hand rudern müssen, um nach dem Fischplatz zu gelangen.	•I would have had to now row on the left side along the flat side of the land in order to get to the fishing place.
•Aber statt dessen ruderte ich nach rechts auf die steile Bergwand los und fühlte, wie ich in einem dichten Schatten verschwand.	•But instead of that I rowed off on the right to the steep mountain face and felt like I disappeared in a thick shadow.
•Jetzt hätte ich um nichts in der Welt jemanden treffen mögen.	•Now, for the world, I wouldn't have wanted to meet anyone.
•Ich wußte, daß die Fischer oft hier entlang fuhren, und legte mich in die Riemen, um schnell und unerkannt meinen Bestimmungsort zu erreichen.	•I knew that the fisherman often sailed this way, so I set to and rowed hard to reach my destination quickly and undetected.
•Dabei legte ich mich mit Macht ein, so daß sich die Riemen bogen und das Wasser vor den Ruderblättern schäumte.	•I rowed with such force that the oars bent and the water foamed in front of the blades.
•Endlich nahte mein Boot einigen schwarzen Pfählen; ich mußte aus Leibeskräften gegenhalten, um nicht in voller Fahrt gegen die Brücke zu stoßen.	•At last my boat approached some black posts. I had to hold on with all my might to avoid hitting the bridge at full speed
•Immerhin bekam das Boot einen Stoß, daß die Planken krachten.	•Even so, the boat was hit so hard that the planks cracked.
•Ich saß einen Augenblick still und lauschte.	•I sat quietly for a moment and listened.
•Da ich aber keinen Laut hörte, war wohl kein Mensch in der Nähe.	•But since I didn't hear a sound, there was probably no one around.
•Dann vertäute ich das Boot neben einigen anderen Fahrzeugen, die im Dunkel still und gespenstisch umherlagen.	•Then I moored the boat next to a few other vessels that were lying around in the dark, silent and ghostly.
•Meine Ankunft hatte das Wasser ein wenig in Bewegung gebracht, die Schatten tanzten auf dem Wasser, es plätscherte leise und sacht gegen die Brückenpfähle.	•My arrival had set the water in motion, the shadows danced on the water, it splashed softly and gently against the bridge piles.
•Ich stieg auf die Brücke und befestigte das Bootstau so, daß ich es jeden Augenblick wieder losbekommen konnte.	•I climbed onto the bridge and fastened the boat with the rope so that I could undo it easily again at any moment.
•Dann sah ich mich um.	•Then I had a look around.
•Dort ragten gegen den aschgrauen Himmel die gewaltigen, kohlschwarzen Silhouetten der Bäume.	•There the huge coal-black silhouettes of the trees reached up into the ash-grey sky
•In diesem sonderbaren Dunkel sollte ich den Menschen treffen und den Namen des Mörders erfahren.	•It was in this eerie darkness that I was to meet this person and learn the name of the murderer.
•Nun mußte die Uhr bald halb elf sein.	•It must soon be ten thirty.
•In einer, vielleicht auch schon in einer halben Stunde würde alles vorbei sein.	•In one, maybe even in half an hour, it would be all over.
•Ich fühlte nicht die geringste Spannung oder Unruhe, aber ich wurde von einem gewaltigen Willensdrange getrieben.	•I didn't feel the slightest tension or unease, but I was driven by a tremendous compulsion.
•Nichts in der Welt hätte mich jetzt noch aufhalten können.	•Nothing in the world could have stopped me now.
•Ich entsinne mich, daß ich mit innerer Freude feststellte, wie ich in diesem Augenblick ohne Uebereilung handelte, wie ich gegen Ueberraschungen auf der Hut war, wie alle meine Sinne gespannt waren und angestrengt auf Geräusche und Störungen lauschten.	•I remember realising with inner joy how I acted at that moment without haste, how I was on my guard against surprises, how all my senses were tense and listening intently for sounds and disturbances.
•Mein Kopf war kühl und klar.	•My head was cool and clear.
•Ich ging über die Brücke, deren Planken schwach unter meinem Tritte knarrten.	•I went across the bridge, the boards of which creaked faintly under my feet.
•Das ärgerte mich. Ich versuchte lautlos zu schreiten.	•That annoyed me. I tried to walk without making a sound.
•Als ich das feste Land erreichte, gelangte ich auf einen Rasenplatz.	•When I arrived on land, I came to a grassy area.
•Hier stand ich wiederum kurze Zeit still und lauschte.	•Here I stopped again for a short time and listened.
•Alles totenstill.	•Everything was dead quiet.
•Wo war nur der Weg?	•So, where was the path?
•Vor allen Dingen durfte ich keinem Menschen begegnen!	•Above all, I must avoid meeting anyone!
•Zunächst suchte ich mich zu orientieren.	•First of all, I tried to find my bearings.
•In einiger Entfernung gewahrte ich undeutlich ein kleines Haus, das wie ein grauer Würfel im Dunkeln emporragte.	•I vaguely spotted a small house some distance away that loomed up in the darkness like a grey block.
•Dicht davor lag eine große unförmige Masse.	•Directly in front of it lay a large, shapeless mass.
•Das mußte ein größeres, von Obstbäumen umgebenes Haus sein.	•It had to be a large house, surrounded by fruit trees.
•Zur Rechten von mir lag, wie ich wußte, ein Badehäuschen, das aus einer alten Kajüte hergestellt war.	•To my right was, as I knew, a bath house, that had been constructed out of an old ship's cabin.
•Man hatte einfach die Kajüte vom Deck fortgenommen und auf das Wasser gesetzt, wo sie mittels leerer Tonnen schwimmend gehalten wurde.	•The cabin had simply been removed from the boat deck and placed on the water, where it was kept afloat by means of empty barrels.
•Im Augenblick, als ich die Kajüte wiedererkannte, stand es mir auch klar vor Augen, was ich nun zu tun hatte.	•The moment I recognised the cabin, it also became clear to me what I now had to do.
•Ich hatte oft genug hier gebadet und wußte, daß man von der Kajüte aus auf einem schmalen Steg zu der stets der Sonne ausgesetzten kahlen Felswand unterhalb des Bergweges gelangen konnte.	•I had bathed here often enough and knew it was possible to get from the cabin on a narrow footbridge to the bare rock face which was constantly exposed to the sun, directly below the mountain path.
•Von da war es dann nicht mehr weit bis zu dem dunklen Schattenflecke.	•From there it wasn't much further to the dark patch of shadow.
•Ich ging vorsichtig über den Steg.	•I went carefully across the footbridge.
•Es war nicht angenehm, daß er mit Schutt und Geröll bedeckt war, weshalb es unter meinen Füßen knirschte, aber ich trat vorsichtig und leicht auf und schlich beinahe wie auf weichen Raubtiersohlen vorwärts.	•It was unpleasant that it was covered with rubble and debris, which crunched under my feet, but I stepped carefully and lightly, creeping forward almost as if on soft predator paws.
•Als ich an die Felswand gelangt war, bückte ich mich und kroch auf allen Vieren vorwärts, damit sich meine schwarze Silhouette nicht gegen den schwach erhellten Himmel über der Meeresenge abheben sollte.	•When I reached the rock face, I crouched down and crawled forward on all fours so that my black silhouette would not stand out against the dimly lit sky above the strait.
•Endlich stand ich auf dem steinbedeckten Abhang, der auf den Weg hinaufführte. •Ich hielt mich an einem Weidenbusche fest, der über und über mit Tau bedeckt war, schwang mich empor, bekam einen Baumstamm zu fassen und dann wieder einen Weidenbusch; endlich klammerte ich mich an einen mächtigen Stein, der sich fast aus seiner Umgebung gelöst und mich auf gewaltsamer Fahrt ins Meer mitgenommen hätte.	•Finally, I stood on the stone-covered slope that led up to the path. •I held on to a willow bush covered with dew, swung myself up, grabbed a tree trunk and then another willow bush. Finally, I clung to a huge rock that almost broke away from its surroundings and could have taken me on a violent journey into the sea.
•Ich stemmte mich gegen ihn mit den Knien und fühlte, wie mir die Haut aufsprang und sie von dem austretenden Blute klebrig wurden.	•I braced myself against it with my knees and felt my skin tear open and become sticky with the blood that was flowing out.
•Aber nun hatte ich ja nicht mehr weit bis auf den Weg. •Ich löste meinen umklammernden Griff von dem Stein; er blieb liegen. •Heilsfroh war ich, als ich die Finger in einige Himbeersträucher einkrallen konnte.	•But now I was not far from the path. •I loosened my grip on the rock; it remained where it was. •To my delight, I was able to claw my fingers into some raspberry bushes.
•Nun war ich ganz oben, am ersten Prellstein; da klammerte ich mich mit den Händen fest an seine scharfen Kanten, so daß sich die Nägel an den Fingerspitzen bogen.	•Now I was at the top, at the first stepping stone; I clung to its sharp edges with my hands, so that the nails on my fingertips bent.
•Ein leichter Schwung des Körpers, und ich wäre oben gewesen.	•A slight swing of my body and I would be at the top...
•Hallo!	•Hello!
•Ich hörte Schritte.	•I heard footsteps.
•Schritte!	•Footsteps!
•– Mein Herz arbeitete wie ein vom Sturme geschüttelter Baum.	•My heart was beating like a tree shaken by a storm.
•Nie zuvor habe ich die Furcht so deutlich und fühlbar kennengelernt.	•Never before had I experienced fear so clearly and tangibly.
•Es war gerade, als ob sie die ganze Kraft meiner Muskeln zum Schwinden brächte und meine gespannten Sehnen erschlaffen ließe.	•It was as if it was draining all the strength from my muscles and loosening my tense tendons.
•Schritte hörte ich im Dunkeln, eilige Schritte, die den Weg entlangkamen.	•I heard footsteps in the dark, hurried footsteps coming along the path.
•Gerade vor mir stand eine große feuchte Felswand, von der es heruntertropfte, ein gewaltiger kohlschwarzer, dunkler Schlund, der jeden Lichtschimmer erstickte.	•Right in front of me was a large, damp rock face from which water was dripping, a huge, coal-black, dark abyss that suffocated every glimmer of light.
•Und in dem Schlagschatten dieser Felswand erklangen oben am Wege Schritte.	•And in the shadow of this rock face, footsteps sounded above on the path.
•Nicht eine Spur des Fußgängers konnte ich wahrnehmen.	•I could not catch a glimpse of the walker.
•Nun kam er näher, er ging merkwürdig fest und trat mit den Fußsohlen hart auf.	•Now he came closer, walking strangely firmly and stepping hard with the soles of his feet.
•Während die Schritte an mir vorbeikamen, glaubte ich aus dem Auftreten der Füße zu erkennen, daß da zwei Männer gehen müßten.	•As the footsteps passed me, I thought I could tell from the sound of the feet that there must be two men walking.
•Weiter oben führte der Weg im Bogen um den Berg.	•Farther up the path curved around the mountain.
•Ich konnte sehen, wie sich seine flache Rundung gegen den Horizont und den grauen Himmel abhob. •Gespannt starrte ich auf diesen Punkt, denn ich wußte, daß die Fußgänger hier sichtbar werden mußten.	•I could see its flat curve silhouetted against the horizon and the gray sky. •I stared intently at this point, knowing that the walkers must come into view here.
•Gleich darauf sah ich die beiden – es waren zwei.	•Soon after, I saw the two of them—there were two.
•Zuerst erblickte ich ihre Hüte, dann ihre Gestalt.	•First I saw their hats, then their bodies.
•Sie sprachen nicht miteinander, sondern gingen im Takte wie zwei dunkelgekleidete Soldaten über den Weg.	•They did not speak to each other, but walked in step like two soldiers dressed in black.
•Ihre Hosen waren um die Knöchel gebunden.	•Their trousers were tied around their ankles.
•Es waren die beiden Radfahrer, die mit dem Dampfboot am Vormittag angekommen waren.	•They were the two cyclists who had arrived on the steamer that morning.
•Nirgends waren sie den ganzen geschlagenen Tag zu sehen gewesen, man ahnte nicht einmal ihre Anwesenheit.	•They had not been seen anywhere all day, and no one even suspected they were there.
•Es kam mir seltsam vor, daß sie auf diese Weise hier auftauchten, und wie sie da so schweigend und stramm einhergingen, kamen sie mir wie zwei Tote vor; sie verschwanden eilends hinter der Felswand, die plötzlich den Laut ihrer Schritte dämpfte.	•It seemed strange to me that they should appear here in this way, and as they walked along silently and stiffly, they seemed to me like two dead men. They quickly disappeared behind the rock face, which suddenly muffled the sound of their footsteps.
•Ich mußte ein wenig liegen bleiben und mich von der Angst erholen, aber bald war ich wieder beruhigt, denn sie hatten mich nicht gesehen.	•I had to lie down for a while and recover from my fright, but soon I was calm again, for they had not seen me.
•Ich wartete eine Minute, schwang mich rasch auf den Weg und glitt sogleich hinüber an die Felswand in die dichte Finsternis unterhalb des Berges.	•I waited a minute, quickly swung myself onto the path, and immediately slid over to the rock face into the thick darkness below the hilltop.
•Auf diese Weise hatte ich glücklich den Weg zwischen den Häusern vermieden, wo ich, wie ich wußte, jederzeit Gefahr laufen mußte, Menschen zu treffen.	•In this way, I had happily avoided the path between the houses, where I knew I was in constant danger of encountering people.
•Nun hatte ich nur noch wenige Schritte hinab zu den großen Bäumen, bei denen Asbjörn Krag wartete.	•Now I had only a few steps to go down to the large trees where Asbjörn Krag was waiting.
•Still ging ich hinunter.	•I walked down quietly.
•Ich hatte mir noch nie so verzweifelte Mühe gegeben, lautlos zu gehen.	•I had never tried so hard to walk noiselessly.
•Endlich stand ich unter den Bäumen.	•Finally, I stood under the trees.
•Wo war der Mensch?	•Where was the man?
•Ich fühlte eine fürchterliche, erdrückende Stille um mich. Weder konnte ich infolge der Dunkelheit etwas sehen noch auch irgendeinen Laut in der Nähe oder aus der Ferne hören.	•I felt a terrible, oppressive silence around me. I could see nothing in the darkness, nor could I hear any sound either near or far.
•Nicht einmal die Zweige bewegten sich, die schweren Baumkronen erschienen erstarrt und verkohlt – ich hatte ein Gefühl, als ob ich mich in einer Grabkammer befände.	•Not even the branches moved; the heavy tree tops seemed frozen and charred—I felt as if I were in a tomb.
•Aber endlich sah ich das Gesicht.	•But finally I saw the face.
•Plötzlich tauchte dicht vor meinem eigenen das bleiche, knöcherne Antlitz des Detektivs mit dem vortretenden Kinn und den dünnen Lippen auf.	•Suddenly, the pale, bony face of the detective with his protruding chin and thin lips appeared close to my own.
•Seine Augen schimmerten durch die Gläser des Kneifers.	•His eyes shimmered through the lenses of his pince-nez.
•Er war plötzlich gekommen, Gott mag wissen woher, als hätte ihn die Finsternis ausgespien.	•He had come suddenly, God knows from where, as if the darkness had spat him out.
•Vielleicht war er mir nachgegangen?!	•Perhaps he had followed me?!
•Der Gedanke machte mich erbeben.	•The thought made me tremble.
•Plötzlich vermochte ich kein Wort hervorzubringen; ich war meiner Stimme nicht sicher.	•Suddenly I couldn't utter a word; I wasn't sure of my voice.
•Gerade in diesem Augenblicke war ich ganz ruhig, aber, Gott im Himmel!	•At that moment I was completely calm, but, God in heaven!
•ich fühlte, daß die Erregung nur darauf lauerte, mich zu überfallen und zu überwältigen.	•I felt that the excitement was only lying in wait to attack and overwhelm me.
•… Eine Ewigkeit schien es mir zu währen, ehe ich die Stimme des Polizeimannes vernahm. •Endlich sagte er: »Ich habe lange gewartet!«.	•... It seemed like an eternity before I heard the policeman's voice. •Finally, he said, “I've been waiting a long time!”
•»Ich habe Sie im Hotel gesucht,« erwiderte ich, »und mehrere Minuten in Ihrem Zimmer gewartet.«.	•“I looked for you at the hotel,” I replied, “and waited in your room for several minutes.”
•»Lassen Sie uns gehen.«.	•“Let's go.”
•Der Detektiv ging einige Schritte längs des Bergweges, ich folgte ihm vorsichtig wie zuvor.	•The detective walked a few steps along the mountain path, and I followed him cautiously as before.
•Mit einem Male erriet er, woran ich dachte.	•He guessed at once what I was thinking.
•»Sie können so gehen, wie Sie es sonst zu tun pflegen,« sagte er, »hier treffen wir keinen Menschen in der Nähe.«.	•“You can walk as you normally would,” he said, “we won't meet anyone here.”
•»Wissen Sie das genau?«.	•“Are you sure?”
•»Ja, ich weiß das, ich habe hier lange gestanden.«.	•“Yes, I'm sure, I've been standing here for a long time.”
•Als wir in den tiefen Schatten unterhalb der Felswand kamen, blieb der Detektiv stehen.	•When we reached the deep shadow below the rock face, the detective stopped.
•Ein deutlicher Hohn klang aus seiner Stimme, als er fragte: »Finden Sie es im Grunde genommen nicht ganz auffallend, daß wir solche Geheimniskrämerei treiben?«.	•There was a clear tone of scorn in his voice when he asked, “Don't you find it basically rather conspicuous that we are being so secretive?”
•Die Frage verwirrte mich.	•The question confused me.
•Von meinem Standpunkt aus betrachtet, war dieses geheimnisvolle Verhalten durchaus erklärlich, ja notwendig, aber ich hatte allerdings nicht daran gedacht, daß auch Asbjörn Krag vielleicht Gründe haben mochte, so still aufzutreten, daß ihn kein Mensch sah.	•From my point of view, this secretive behavior was entirely understandable, even necessary, but I hadn't considered that Asbjörn Krag might also have reasons for keeping so quiet that no one should see him.
•Er wollte mir den Namen des Mörders nennen, das war alles.	•He wanted to tell me the name of the murderer, that was all.
•Warum hatte er ihn mir nicht früher am Tage gesagt?	•Why hadn't he told me earlier that day?
•Warum konnte er ihn mir nun nicht nennen, in diesem Augenblick?	•Why couldn't he tell me now, at this very moment?
•Erst jetzt wurde mir sein ganz seltsames Benehmen an diesem Abende klar, und ein Argwohn, der mich vor Schreck eiskalt werden ließ, überfiel mich: Wußte er, was ich im Sinne hatte?	•Only now did his very strange behavior that evening become clear to me, and a suspicion that made me cold with fear came over me: Did he know what I had in mind?
•Ermunterte er mich in aller Ruhe hierzu?	•Was he calmly encouraging me to do it?
•War er ein solcher Teufel, daß er auch hiermit rechnete?	•Was he such a devil that he had counted on this too?
•Alle diese Gedanken fuhren mir in einer Sekunde durch das Hirn. •Ich murmelte eine undeutliche Antwort auf die Frage des Detektivs.	•All these thoughts raced through my mind in a second. •I muttered an indistinct answer to the detective's question.
•»Ich habe es aufgegeben,« sagte ich, »ganz aufgegeben, mich über Ihre Handlungsweise noch zu wundern.«.	•"I have given up," I said,"completely given up being surprised about your actions."
•»Aber warum tun Sie selbst so geheimnisvoll?	•"But why do you yourself act so mysteriously?
•Warum schlichen Sie wie ein Dieb in der Nacht umher?«.	•Why do you slink about like a thief in the night?"
•»Ich glaubte, es wäre nötig, mit Vorsicht aufzutreten.	•"I thought it would be necessary to tread with caution.
•Der Mörder ist ja noch nicht erwischt.«.	•The murderer still hasn't been caught."
•Da lachte der Detektiv.	•Then the detective laughed.
•Er wandte sein Gesicht ab und lachte; sein Lachen klang wiehernd und höhnisch; es schien mir aus der Finsternis selbst zu kommen.	•He turned his face away and laughed. His laughter sounded like a horse's neighing and derisive. It seemed to me to come out of the darkness itself.
•Da nahm er mich freundlich beim Arm und spazierte mit mir langsam den Weg entlang.	•Then he took me by the my arm in a friendly manner and walked with me slowly along the path.
•Wir näherten uns nun rasch der Stelle, wo ein jäher Absturz lotrecht mehrere Hundert Fuß tief hinab zum Meere führte.	•We now quickly neared the spot where a steep precipice led down vertically for several hundred feet to the sea.
•»Armer Kerl,« brummte er mitleidig.	•"Poor fellow," he mumbled sympathetically.
•»Sie sind ja hypernervös und schreckhaft – Sie brauchen dringend Ruhe und Abwechslung. •Beides sollen Sie haben, wenn diese Sache zu einem glücklichen Ende gebracht ist – –«.	•"You are hyper-nervous and jumpy - you urgently need peace and a diversion. •You will have both when this matter is brought to a happy ending..."
•»Möchten Sie sich nicht ein wenig beeilen?« fragte ich.	•"Wouldn't you like to hurry up a bit?" I asked.
•Wir waren gerade auf der höchsten Stelle angelangt und starrten hinunter in den schwarzen, bodenlosen Schlund, der mit kaltem Hauche zu uns hinaufgähnte.	•We had just reached the top and were staring down into the dark, bottomless abyss, which yawned up at us with a cold breath.
•»Ja, nun sollen Sie hören, was ich zu erzählen habe,« antwortete er, »aber ich muß erst einige Fragen, an Sie richten.	•“Yes, now you will hear what I have to say,” he replied, “but first I must ask you a few questions.
•Vermögen Sie zu antworten?«.	•Will you be able to answer me?”
•»Warum sollte ich nicht antworten können?«.	•"Why shouldn't I be able to answer?”
•»Mir schien Ihre Stimme rauh und unsicher wie die eines Menschen, der dem Ertrinken nahe ist … aber das ist wohl wieder die Aufregung, vielleicht auch noch das Unbehagen, das im Begriff ist, Sie zu übermannen.	•“Your voice sounded rough and uncertain, like that of a drunkard... but that is probably due to excitement, or perhaps the uneasiness that is about to overwhelm you.
•Sie sind also heute abend in meinem Zimmer gewesen?«.	•So you were in my room tonight?“
•»Ja.«.	•”Yes.“
•»Waren Sie nicht erstaunt, die Tür offen zu finden?«.	•”Weren't you surprised to find the door open?”
•»Ja, gewiß.«- »Ich erkläre Ihnen jedoch, daß ich damit eine bestimmte Absicht verfolgte.«.	•“Yes, certainly." - "However, I must explain that I did it on purpose."
•»Wie ich sehr wohl begriff. •Sie pflegten sie ja sonst sorgsam zuzuschließen.«.	•”I understood that very well. •You usually lock it carefully.“
•Der Detektiv lachte wieder.	•The detective laughed again.
•»Ich bewundere Sie,« sagte er, »ich höre, daß Sie dabei versuchen, mit besonderer Sorgfalt zu sprechen.	•”I admire you,” he said, ”I hear that you are trying to speak with particular care.
•Sie haben wirklich eine imponierende Geistesgegenwart.	•You really do have an impressive presence of mind.
•Können Sie mir vielleicht auch angeben, worin meine Absicht bestand?«.	•Can you perhaps also tell me what my purpose was?“
•»Nein.«.	•”No.“
•»Dann will ich es Ihnen sagen.	•”Then I shall tell you.
•Ich wollte, daß Sie mein Zimmer sehen sollten.«.	•I wanted you to see my room.“
•»Ich?«.	•”Me?“
•»Ah, nun klingt Ihre Stimme wieder ganz dumpf und rauh. •Haben Sie denn meinen Schreibtisch nicht gesehen?«.	•”Ah, now your voice sounds dull and hoarse again. •Didn't you see my desk?“
•»Jawohl.«.	•”Yes.“
•»Was haben Sie dort gefunden?«.	•”What did you find there?”
•»Es mag Ihnen wohl genügen, wenn ich Ihnen sage, daß ich es fand.«.	•“It may suffice for you if I tell you that I found it.”
•»Hoho, Sie wollen nicht mit der Sprache heraus; Sie fanden die Schminktuben, nicht wahr?« »Jawohl.«.	•»Hoho, Sie wollen nicht mit der Sprache heraus; Sie fanden die Schminktuben, nicht wahr?« »Jawohl.«.
•»Und die falschen Haare und den Bart?«.	•»Und die falschen Haare und den Bart?«.
•»Ja, ich bin mir darüber vollkommen im klaren, daß Sie es sind, Herr Detektiv, der umgegangen und das Gespenst des getöteten Forstmeisters dargestellt hat.«.	•»Ja, ich bin mir darüber vollkommen im klaren, daß Sie es sind, Herr Detektiv, der umgegangen und das Gespenst des getöteten Forstmeisters dargestellt hat.«.
•»So haben Sie wohl auch den Grund hierfür herausgefunden?«.	•»So haben Sie wohl auch den Grund hierfür herausgefunden?«.
•»Sie sprechen stets in Rätseln, ich verstehe Sie nicht recht.«.	•»Sie sprechen stets in Rätseln, ich verstehe Sie nicht recht.«.
•Der Detektiv legte mir die Hand auf die Schulter.	•Der Detektiv legte mir die Hand auf die Schulter.
•»Hallo,« sagte er, »es scheint mir, als hörte ich – – –«.	•»Hallo,« sagte er, »es scheint mir, als hörte ich – – –«.
•Wir lauschten beide angestrengt.	•Wir lauschten beide angestrengt.
•Tief unten vom Meere her hörten wir Ruderschläge; ein Boot ruderte da unten im Dunkeln vorüber.	•Tief unten vom Meere her hörten wir Ruderschläge; ein Boot ruderte da unten im Dunkeln vorüber.
•Der Laut drang zu uns herauf wie durch ein Sprachrohr.	•Der Laut drang zu uns herauf wie durch ein Sprachrohr.
•Wir hörten auch schwache Stimmen, einzelne abgerissene Worte, die eigentümlich fern und dünn klangen: »… besser in solchem Wetter, als …«.	•Wir hörten auch schwache Stimmen, einzelne abgerissene Worte, die eigentümlich fern und dünn klangen: »… besser in solchem Wetter, als …«.
•Mehr hörten wir nicht, den Rest verschlang die Finsternis und der Abgrund.	•Mehr hörten wir nicht, den Rest verschlang die Finsternis und der Abgrund.
•»Tief, tief unten,« murmelte der Detektiv.	•»Tief, tief unten,« murmelte der Detektiv.
•Nachdem er einige Zeit gelauscht hatte, ohne weitere Worte aufzufangen, fuhr er fort: »Wie ich Ihnen schon sagte, lieber Freund, habe ich in dieser unheimlichen Sache auf ganz ungewöhnliche Weise gearbeitet.	•Nachdem er einige Zeit gelauscht hatte, ohne weitere Worte aufzufangen, fuhr er fort: »Wie ich Ihnen schon sagte, lieber Freund, habe ich in dieser unheimlichen Sache auf ganz ungewöhnliche Weise gearbeitet.
•Ich war mir sogleich darüber im reinen, daß der Forstmeister getötet sein mußte, und zwar erschlagen von einem Manne im Zorn.	•Ich war mir sogleich darüber im reinen, daß der Forstmeister getötet sein mußte, und zwar erschlagen von einem Manne im Zorn.
•Es war keineswegs ein vorsätzlicher Mord.	•Es war keineswegs ein vorsätzlicher Mord.
•Ich verfiel sehr bald darauf, an Eifersucht zu denken.	•Ich verfiel sehr bald darauf, an Eifersucht zu denken.
•Als ich das Lächeln des Getöteten sah, das noch im Tode triumphierte, sagte ich mir: ›Wenn er so seinen Nebenbuhler angelächelt hat, so kann ich es verstehen, daß dieser ihn sofort zu Boden schlug …‹ Nun wohl.	•Als ich das Lächeln des Getöteten sah, das noch im Tode triumphierte, sagte ich mir: ›Wenn er so seinen Nebenbuhler angelächelt hat, so kann ich es verstehen, daß dieser ihn sofort zu Boden schlug …‹ Nun wohl.
•Aber ich sah auch sogleich, daß hier keine Rede davon sein konnte, Beweise herbeizuschaffen.	•Aber ich sah auch sogleich, daß hier keine Rede davon sein konnte, Beweise herbeizuschaffen.
•Man konnte wohl einen Argwohn nähren, aber irgendeinen handgreiflichen Beweis beizubringen war unmöglich; dabei war die Tat doch nur durch reinen Zufall begangen, eine allzu plötzliche und zu wenig überlegte Handlung.	•Man konnte wohl einen Argwohn nähren, aber irgendeinen handgreiflichen Beweis beizubringen war unmöglich; dabei war die Tat doch nur durch reinen Zufall begangen, eine allzu plötzliche und zu wenig überlegte Handlung.
•Ich mußte also meine Arbeit unbedingt anders anlegen, als es sonst der Fall ist.	•Ich mußte also meine Arbeit unbedingt anders anlegen, als es sonst der Fall ist.
•Nun will ich Ihnen einen anderen Fall erzählen, lieber Freund.	•Nun will ich Ihnen einen anderen Fall erzählen, lieber Freund.
•Vor zwei Jahren verschwand ein reicher Engländer auf unaufgeklärte Weise an der Riviera.	•Vor zwei Jahren verschwand ein reicher Engländer auf unaufgeklärte Weise an der Riviera.
•Die Untersuchung ergab, daß es sich um einen Raubmord handelte, aber der Mörder war nirgends zu finden.	•Die Untersuchung ergab, daß es sich um einen Raubmord handelte, aber der Mörder war nirgends zu finden.
•Man hatte keinerlei Beschreibung von ihm.	•Man hatte keinerlei Beschreibung von ihm.
•Was tat der kleine, schlaue, französische Detektiv, der die Untersuchung leitete?	•Was tat der kleine, schlaue, französische Detektiv, der die Untersuchung leitete?
•Ja, er spielte den Getöteten!	•Ja, er spielte den Getöteten!
•Er maskierte sich genau wie dieser, kleidete sich genau wie er und machte so eine Rundreise durch alle Hauptstädte von Europa.	•Er maskierte sich genau wie dieser, kleidete sich genau wie er und machte so eine Rundreise durch alle Hauptstädte von Europa.
•Er ging auf Gassen und Straßen spazieren, wo sich viele Menschen befinden.	•Er ging auf Gassen und Straßen spazieren, wo sich viele Menschen befinden.
•Endlich in St. Petersburg ereignete sich das, was er erhofft hatte.	•Endlich in St. Petersburg ereignete sich das, was er erhofft hatte.
•Ein Mann bleibt erschreckt stehen, als er ihn erblickt.	•Ein Mann bleibt erschreckt stehen, als er ihn erblickt.
•Das ist der Mörder, der da glaubt, daß das Gespenst seines Opfers sich ihm plötzlich zeigt und daraufhin totenbleich und erschreckt die Flucht ergreift.	•Das ist der Mörder, der da glaubt, daß das Gespenst seines Opfers sich ihm plötzlich zeigt und daraufhin totenbleich und erschreckt die Flucht ergreift.
•Im nächsten Augenblick war er ergriffen.	•Im nächsten Augenblick war er ergriffen.
•Und das, lieber Freund, das war meine Methode.	•Und das, lieber Freund, das war meine Methode.
•Nur kam sie ein klein wenig anders zur Ausführung.	•Nur kam sie ein klein wenig anders zur Ausführung.
•Ich faßte einen bestimmten Argwohn und verstand, weil ich klarer als alle anderen in solchen Sachen sehe, daß nur ein einziger Mensch als Mörder des Forstmeisters in Betracht kam.	•Ich faßte einen bestimmten Argwohn und verstand, weil ich klarer als alle anderen in solchen Sachen sehe, daß nur ein einziger Mensch als Mörder des Forstmeisters in Betracht kam.
•Von dieser Stunde an habe ich den Menschen verfolgt.	•Von dieser Stunde an habe ich den Menschen verfolgt.
•Daß unerwartete Dinge wie die Flugmaschine und der Tod des alten Gjaernaes meine Arbeit etwas verzögert haben, hat an sich der Sache weder geschadet noch genützt.	•Daß unerwartete Dinge wie die Flugmaschine und der Tod des alten Gjaernaes meine Arbeit etwas verzögert haben, hat an sich der Sache weder geschadet noch genützt.
•Da mir jeder Beweis fehlte, mußte ich es dahin bringen, daß sich der Betreffende verriet.	•Da mir jeder Beweis fehlte, mußte ich es dahin bringen, daß sich der Betreffende verriet.
•Ich nahm den Schreck zu Hilfe, in einer Weise, wie das vielleicht noch niemals irgendein Detektiv vor mir getan hat.	•Ich nahm den Schreck zu Hilfe, in einer Weise, wie das vielleicht noch niemals irgendein Detektiv vor mir getan hat.
•Wenn ich grausam gewesen bin, so tut es mir leid, aber es ist wahr, wie ich vorher schon sagte, daß ich ein Lyriker des Schreckens bin.	•Wenn ich grausam gewesen bin, so tut es mir leid, aber es ist wahr, wie ich vorher schon sagte, daß ich ein Lyriker des Schreckens bin.
•Und ich bekam den Täter dazu, daß er sich verriet… Brauche ich Ihnen nun noch zu sagen, wer der Mörder ist?«.	•Und ich bekam den Täter dazu, daß er sich verriet… Brauche ich Ihnen nun noch zu sagen, wer der Mörder ist?«.
•Die Hand des Detektivs lag schwer auf meiner Schulter.	•Die Hand des Detektivs lag schwer auf meiner Schulter.
•Er konnte sicherlich fühlen, wie sich mein Körper vor Herzklopfen hob und senkte.	•Er konnte sicherlich fühlen, wie sich mein Körper vor Herzklopfen hob und senkte.
•Ich hörte meine Stimme…einen wunderlichen gurgelnden Laut: »Nein,…durchaus nicht.«.	•Ich hörte meine Stimme…einen wunderlichen gurgelnden Laut: »Nein,…durchaus nicht.«.
•»So?	•»So?
•Also nicht?« erwiderte Asbjörn Krag lachend; »der Mörder sind Sie selbstverständlich…Ich habe dies von Anfang an gewußt, von dem Augenblick an, als ich hörte, daß Sie unter den Bäumen standen und zusahen, wie der Forstmeister, Ihr Nebenbuhler bei Fräulein Hilde, aus deren Zimmern kam.	•Also nicht?« erwiderte Asbjörn Krag lachend; »der Mörder sind Sie selbstverständlich…Ich habe dies von Anfang an gewußt, von dem Augenblick an, als ich hörte, daß Sie unter den Bäumen standen und zusahen, wie der Forstmeister, Ihr Nebenbuhler bei Fräulein Hilde, aus deren Zimmern kam.
•Als Sie über die Heide gingen, waren Sie sicher nur tief unglücklich, Sie dachten nicht einmal daran, ihn zu töten, aber Sie empfanden die Zurückweisung auf dem Edelhofe wie einen peinigenden Schmerz, zumal Sie ja die ganze Veranlassung hierzu falsch verstanden.	•Als Sie über die Heide gingen, waren Sie sicher nur tief unglücklich, Sie dachten nicht einmal daran, ihn zu töten, aber Sie empfanden die Zurückweisung auf dem Edelhofe wie einen peinigenden Schmerz, zumal Sie ja die ganze Veranlassung hierzu falsch verstanden.
•Als Sie dem Forstmeister wieder nähergekommen waren und er den Hut abnahm, um Sie zu grüßen, höhnisch, triumphierend, da erhoben Sie sofort den Stock, Ihren prächtigen Stock mit der Elfenbeinkugel, und schlugen auf ihn los.	•Als Sie dem Forstmeister wieder nähergekommen waren und er den Hut abnahm, um Sie zu grüßen, höhnisch, triumphierend, da erhoben Sie sofort den Stock, Ihren prächtigen Stock mit der Elfenbeinkugel, und schlugen auf ihn los.
•Auch da dachten Sie eigentlich nicht daran, ihn zu töten, aber das Unheil war im Zuge, Sie trafen ihn auf den Hinterkopf, und er starb sofort…«.	•Auch da dachten Sie eigentlich nicht daran, ihn zu töten, aber das Unheil war im Zuge, Sie trafen ihn auf den Hinterkopf, und er starb sofort…«.
•Asbjörn Krag hielt inne.	•Asbjörn Krag hielt inne.
•Seine Worte glitten an mir vorbei, ich wußte, was er sagte, aber ich konnte seine Worte nicht unterscheiden.	•Seine Worte glitten an mir vorbei, ich wußte, was er sagte, aber ich konnte seine Worte nicht unterscheiden.
•Seine tiefe, ernste Stimme schlug an mein Ohr mit traurigem Klang wie gedämpfter Beckenschlag in einem Trauermarsch.	•Seine tiefe, ernste Stimme schlug an mein Ohr mit traurigem Klang wie gedämpfter Beckenschlag in einem Trauermarsch.
•Ich lauschte unwillkürlich nach den Ruderschlägen unten im Abgrund; nun klang es ferner, das Boot glitt vorüber. •Der Zeitpunkt kam näher.	•Ich lauschte unwillkürlich nach den Ruderschlägen unten im Abgrund; nun klang es ferner, das Boot glitt vorüber. •Der Zeitpunkt kam näher.
•Asbjörn Krag fuhr fort: »Wenn ich gegen Sie grausam gewesen bin, so bitte ich Sie um Verzeihung, aber ich mußte so handeln, wie es geschah – einen anderen Weg gab es nicht.	•Asbjörn Krag fuhr fort: »Wenn ich gegen Sie grausam gewesen bin, so bitte ich Sie um Verzeihung, aber ich mußte so handeln, wie es geschah – einen anderen Weg gab es nicht.
•Ich fing damit an, mit Ihnen zu reden, dann verwirrte ich Sie durch mein Auftreten, und endlich ließ ich den Toten vor Ihrem Fenster am Abend erscheinen.	•Ich fing damit an, mit Ihnen zu reden, dann verwirrte ich Sie durch mein Auftreten, und endlich ließ ich den Toten vor Ihrem Fenster am Abend erscheinen.
•Wenn Sie es sich genau überlegen, so war mein ganzes Auftreten Ihnen gegenüber, alle meine Worte, meine Reden, mein heimliches und offenes Handeln einzig und allein eine Kette, ein ununterbrochenes und geschickt geflochtenes Netz, um zum Ziele zu kommen.	•Wenn Sie es sich genau überlegen, so war mein ganzes Auftreten Ihnen gegenüber, alle meine Worte, meine Reden, mein heimliches und offenes Handeln einzig und allein eine Kette, ein ununterbrochenes und geschickt geflochtenes Netz, um zum Ziele zu kommen.
•Ich sah Sie an jedem Tage, der verstrich, nervöser und aufgeregter werden.	•Ich sah Sie an jedem Tage, der verstrich, nervöser und aufgeregter werden.
•Schließlich faßten Sie vielleicht einen Argwohn über den richtigen Zusammenhang der Dinge.	•Schließlich faßten Sie vielleicht einen Argwohn über den richtigen Zusammenhang der Dinge.
•Erinnern Sie sich des Revolvers.	•Erinnern Sie sich des Revolvers.
•Sie wollten nach dem Spuk schießen, nicht wahr?	•Sie wollten nach dem Spuk schießen, nicht wahr?
•Aber ich hatte die Kugeln herausgenommen, als ich eine Stunde vorher bei Ihnen saß und Ihre hübsche Waffe bewunderte.	•Aber ich hatte die Kugeln herausgenommen, als ich eine Stunde vorher bei Ihnen saß und Ihre hübsche Waffe bewunderte.
•Da wurden Sie überzeugt, nicht wahr?	•Da wurden Sie überzeugt, nicht wahr?
•Ich konnte es Ihnen am Tage darauf ansehen, und endlich verrieten Sie sich –«.	•Ich konnte es Ihnen am Tage darauf ansehen, und endlich verrieten Sie sich –«.
•»Ich habe mich durchaus nicht verraten,« flüsterte ich.	•»Ich habe mich durchaus nicht verraten,« flüsterte ich.
•»Ja, gewiß taten Sie das.	•»Ja, gewiß taten Sie das.
•Nun aber möchte ich Ihnen raten zu gestehen –«.	•Nun aber möchte ich Ihnen raten zu gestehen –«.
•»Niemals!«.	•»Niemals!«.
•Der Detektiv trat vor mich hin, so daß er jetzt zwischen mir und dem Abgrunde stand.	•Der Detektiv trat vor mich hin, so daß er jetzt zwischen mir und dem Abgrunde stand.
•Er forderte das Schicksal geradezu heraus.	•Er forderte das Schicksal geradezu heraus.
•»Wir stehen uns hier Angesicht in Angesicht gegenüber,« sagte er, »wollen Sie wirklich weiter leugnen?«.	•»Wir stehen uns hier Angesicht in Angesicht gegenüber,« sagte er, »wollen Sie wirklich weiter leugnen?«.
•»Ich leugne nicht,« rief ich wild, »aber es gibt keinen Beweis, und Sie werden auch niemals einen Beweis bekommen!«.	•»Ich leugne nicht,« rief ich wild, »aber es gibt keinen Beweis, und Sie werden auch niemals einen Beweis bekommen!«.
•»Mörder!« rief er.	•»Mörder!« rief er.
•Und da war der Zeitpunkt gekommen.	•Und da war der Zeitpunkt gekommen.
•Nun wollte ich so handeln, wie ich es den ganzen Abend über geplant hatte.	•Nun wollte ich so handeln, wie ich es den ganzen Abend über geplant hatte.
•Ich stürzte mich auf ihn und umklammerte ihn mit meinen sehnigen Armen.	•Ich stürzte mich auf ihn und umklammerte ihn mit meinen sehnigen Armen.
•Einen Augenblick strömte glühende Freude durch meinen Körper.	•Einen Augenblick strömte glühende Freude durch meinen Körper.
•Ich fühlte meine Kräfte wachsen, in der nächsten Sekunde würde ich ihn in den Abgrund hinuntergeworfen haben, ihn, den einzigen, der um den wahren Sachverhalt wußte.	•Ich fühlte meine Kräfte wachsen, in der nächsten Sekunde würde ich ihn in den Abgrund hinuntergeworfen haben, ihn, den einzigen, der um den wahren Sachverhalt wußte.
•Aber gerade in dem entscheidenden Augenblicke fühlte ich mich selbst von vier Armen gepackt, ich hörte ein Klirren von Metall, und plötzlich lagen meine Arme in Handschellen auf meinem Rücken.	•Aber gerade in dem entscheidenden Augenblicke fühlte ich mich selbst von vier Armen gepackt, ich hörte ein Klirren von Metall, und plötzlich lagen meine Arme in Handschellen auf meinem Rücken.
•Und nun legte es sich wie ein Nebel auf mein Bewußtsein.	•Und nun legte es sich wie ein Nebel auf mein Bewußtsein.
•Eine Blendlaterne blitzte auf; in ihrem Scheine sah ich zwei neue Gestalten: die dunkelgekleideten Soldaten, die Radfahrer…Ich hörte, wie Asbjörn Krag ihnen für ihr rasches Handeln dankte und Befehle austeilte… …Später kam es mir so vor, als ob der Detektiv mit mir sprach… »Endlich haben Sie sich verraten,« sagte er.	•Eine Blendlaterne blitzte auf; in ihrem Scheine sah ich zwei neue Gestalten: die dunkelgekleideten Soldaten, die Radfahrer…Ich hörte, wie Asbjörn Krag ihnen für ihr rasches Handeln dankte und Befehle austeilte… …Später kam es mir so vor, als ob der Detektiv mit mir sprach… »Endlich haben Sie sich verraten,« sagte er.
•»Ich mußte einen neuen Plan in Szene setzen…und Sie, der Sie glaubten, daß Sie mich ums Leben bringen könnten…ich bin Ihnen den ganzen Abend über nachgegangen… … Ihr Manöver mit der Fischfangtour… führten Sie aus, um Ihr Alibi zu beweisen, wenn jemand meinen zerschmetterten Körper finden sollte…Aber statt dessen, lieber Freund, gingen Sie durchaus auf meine Berechnungen ein…Ich wollte ja diesen Mordversuch haben…gerade deswegen habe ich ja immer von dieser gefährlichen Stelle gesprochen…und alles klappte ganz ausgezeichnet, lieber Freund, gerade so wie das Schloß an diesen Handschellen einschnappte…«.	•»Ich mußte einen neuen Plan in Szene setzen…und Sie, der Sie glaubten, daß Sie mich ums Leben bringen könnten…ich bin Ihnen den ganzen Abend über nachgegangen… … Ihr Manöver mit der Fischfangtour… führten Sie aus, um Ihr Alibi zu beweisen, wenn jemand meinen zerschmetterten Körper finden sollte…Aber statt dessen, lieber Freund, gingen Sie durchaus auf meine Berechnungen ein…Ich wollte ja diesen Mordversuch haben…gerade deswegen habe ich ja immer von dieser gefährlichen Stelle gesprochen…und alles klappte ganz ausgezeichnet, lieber Freund, gerade so wie das Schloß an diesen Handschellen einschnappte…«.
•Ich hörte des Detektivs Stimme weiter und weiter entfernt, bis sie im Dunkeln verschwand. •Dann schlug dumpfe Ruhe über meinem Bewußtsein zusammen.	•Ich hörte des Detektivs Stimme weiter und weiter entfernt, bis sie im Dunkeln verschwand. •Dann schlug dumpfe Ruhe über meinem Bewußtsein zusammen.
•Mit seltsamen Gefühlen sitze ich hier in der Zelle und blättere in diesen Papieren.	•Mit seltsamen Gefühlen sitze ich hier in der Zelle und blättere in diesen Papieren.
•Die ersten Seiten sind mit hastiger, ungleicher Handschrift geschrieben, die Buchstaben stehen schief, manche Worte sind ganz unleserlich.	•Die ersten Seiten sind mit hastiger, ungleicher Handschrift geschrieben, die Buchstaben stehen schief, manche Worte sind ganz unleserlich.
•Aber bald wird die Schrift ruhiger, ebenso wie ich es in der Zeit wurde, die ich auf diese Darstellung verwandte.	•Aber bald wird die Schrift ruhiger, ebenso wie ich es in der Zeit wurde, die ich auf diese Darstellung verwandte.
•In der Tat ist nun ein wundervolles Gefühl von Ruhe und Sicherheit über mich gekommen.	•In der Tat ist nun ein wundervolles Gefühl von Ruhe und Sicherheit über mich gekommen.
•Ich bin im Gefängnis, habe keinen eigenen Willen mehr und keine Sorgen.	•Ich bin im Gefängnis, habe keinen eigenen Willen mehr und keine Sorgen.
•Jetzt ist es Herbst geworden.	•Jetzt ist es Herbst geworden.
•Am Morgen ist es kalt, bevor die Heizung ihre Wärme durch die Räume treibt.	•Am Morgen ist es kalt, bevor die Heizung ihre Wärme durch die Räume treibt.
•Meine Träume und meine Phantasien beschäftigen sich stark mit den Vorstellungen vom Herbste.	•Meine Träume und meine Phantasien beschäftigen sich stark mit den Vorstellungen vom Herbste.
•Ich glaube, die Welt da draußen zu sehen…Bäume, die mit blattlosen Zweigen wie mit schwarzen verbrannten Fingern emporstarren; der Himmel ist weder grau noch blau, er hat keine Farbe und spiegelt sich auch auf der Erde nicht wider.	•Ich glaube, die Welt da draußen zu sehen…Bäume, die mit blattlosen Zweigen wie mit schwarzen verbrannten Fingern emporstarren; der Himmel ist weder grau noch blau, er hat keine Farbe und spiegelt sich auch auf der Erde nicht wider.
•Aber er lagert dicht über dem Boden, von dem übler Dunst ausgeht, wie von etwas Bösem und Garstigem.	•Aber er lagert dicht über dem Boden, von dem übler Dunst ausgeht, wie von etwas Bösem und Garstigem.
•Der Frost hat sich bereits auf die Kirchenglocken gesetzt, ich kann das hören, denn sie klingen stumpf… So kann ich viele Stunden sitzen und vor mich hinstarren.	•Der Frost hat sich bereits auf die Kirchenglocken gesetzt, ich kann das hören, denn sie klingen stumpf… So kann ich viele Stunden sitzen und vor mich hinstarren.
•Ich habe das Gefühl, als ob ich mich mehr und mehr von den Menschen entferne und in die Unendlichkeit hinaussegle, einem anderen Dasein zu.	•Ich habe das Gefühl, als ob ich mich mehr und mehr von den Menschen entferne und in die Unendlichkeit hinaussegle, einem anderen Dasein zu.
•Vielleicht ist es die Gewißheit, daß mir viele Jahre Gefängnis bevorstehen, die mich oft an die Ewigkeit denken läßt.	•Vielleicht ist es die Gewißheit, daß mir viele Jahre Gefängnis bevorstehen, die mich oft an die Ewigkeit denken läßt.
•Ich habe die Vorstellung, daß die Ewigkeit etwas Lichtvolles ist, ein wunderbares und fremdes Licht, das weit hinaus scheint über ein ödes, gewaltiges Meer.	•Ich habe die Vorstellung, daß die Ewigkeit etwas Lichtvolles ist, ein wunderbares und fremdes Licht, das weit hinaus scheint über ein ödes, gewaltiges Meer.
•Und ich bin froh in meiner Zelle geworden.	•Und ich bin froh in meiner Zelle geworden.
•Das ist meine Kajüte, in der werde ich auf eine große Reise hinausziehen.	•Das ist meine Kajüte, in der werde ich auf eine große Reise hinausziehen.
•Ich habe mich losgesagt von den Menschen; noch tönen Lärm und Stimmen in meinem Bewußtsein wie das sanfte Plätschern der Wellen gegen den Strand, aber ich höre es schon ferner und ferner, und bald werde ich auch auf die Reise gehen, umgeben von Ruhe und Schweigen auf viele Jahre hinaus.	•Ich habe mich losgesagt von den Menschen; noch tönen Lärm und Stimmen in meinem Bewußtsein wie das sanfte Plätschern der Wellen gegen den Strand, aber ich höre es schon ferner und ferner, und bald werde ich auch auf die Reise gehen, umgeben von Ruhe und Schweigen auf viele Jahre hinaus.

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Der Eiserne Wagen.
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Ein Roman von Sven Elvestad.
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Kapitel VII.
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Der Abgrund.
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Am nächsten Tage traf ich Asbjörn Krag mit einem Pack Zeitungen unter dem Arme.
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Er zeigte mir ein deutsches Blatt und sagte: »Hier steht etwas vom eisernen Wagen darin.«.
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Ich nickte nur.
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Aber da ich das Gefühl hatte, daß dies ein allzu deutlicher Mangel an Interesse war, fragte ich: »Was steht denn da über den eisernen Wagen?«.
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unit 9

Der Detektiv steckte die Zeitung ruhig in die Tasche.
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»Da geht nun hier eine Menge Menschen umher und ahnt nichts von dem Geheimnis des eisernen Wagens; dabei kann man das Ganze in Berlin in einer Morgenzeitung lesen.
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Ist das nicht sonderbar?«.
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»Höchst unglaubwürdig,« sagte ich; »wie kann das zusammenhängend«.
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»Natürlich hat jemand an das Berliner Blatt telegraphiert.«.
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»Von hier aus?«.
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»Ja, von hier aus oder von dem nächsten Telegraphenamt.«.
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»Wer kann denn das sein?«.
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»Haben Sie es noch nicht erraten?« fragte Asbjörn Krag lachend.
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»Nein.«.
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»Ich bin es natürlich, der telegraphiert hat,« sagte er.
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»Darf ich vielleicht wissen,« fragte ich, »worin das Geheimnis dieses eisernen Wagens eigentlich besteht?«.
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unit 21

»Interessiert Sie das wirklich so sehr?«.
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unit 22

»Gewiß.«.
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unit 23

»Warum sind Sie denn aber noch nicht hinausgefahren, um danach zu sehen?
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unit 24

Das Pensionat ist ganz verlassen, alle anderen Gäste sind bereits fortgegangen.«.
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unit 25

»Ich habe ein paar wichtige Briefe geschrieben,« warf ich ein.
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unit 26

»Außerdem haben Sie vermutlich auch an andere, an ernstere Dinge zu denken.«.
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unit 27

»Vielleicht.«.
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»Ist es indiskret, zu fragen, was das für Dinge sind?«.
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unit 29

»In erster Reihe«, antwortete ich, »denke ich daran, bereits morgen abzureisen.«.
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unit 30

Das Gesicht des Detektivs wurde nachdenklich.
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»Schon morgen,« brummte er, »das ist vielleicht ein bißchen früh, aber wir werden ja sehen.«.
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unit 32

»Wie meinen Sie das?
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Werden Sie vielleicht auch abreisen?«.
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unit 34

»Vielleicht.
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unit 35

Dann haben wir Gesellschaft.
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unit 36

Das wird mich, aufrichtig gesagt, freuen.
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Ich liebe es, den einen oder anderen verständigen Menschen um mich zu haben, um mit ihm zu plaudern, wenn ich nicht gerade arbeite.«.
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unit 38

Der Detektiv bat mich, ihn nach der Dampfschiffsbrücke hinunter zu begleiten.
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unit 39

Das Schiff wurde erwartet.
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Ich wunderte mich darüber ein wenig, da ich wußte, daß sich Asbjörn Krag sonst nicht für den Dampfer interessierte, dessen Ankunft den übrigen Badegästen stets eine angenehme Abwechslung war.
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unit 41

Aber vermutlich erwartete der Detektiv irgend etwas; vielleicht sollte einer seiner Kollegen kommen.
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Der weiße Dampfer glitt durch das Wasser dahin und trieb langsam an die Brücke, auf der sich nur wenige Menschen befanden.
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Der Spediteur und seine Leute gingen auf und ab und hatten mit Kisten und Fässern zu tun.
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Einige neue Sommergäste gingen vom Dampfer an Land, meist waren es Frauen mit ihren Kindern und Kinderwagen; auch einige Mannsleute, so ein bebrillter Herr, der vom Bücherstaub und der Stadtluft ganz blaß war, und ferner zwei andere junge Männer, die wie Sportsleute aussahen.
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unit 45

Diese beiden fielen mir besonders auf.
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unit 46

Sie schienen es eilig zu haben, wenigstens grüßten sie niemanden; Gepäck hatten sie nicht bei sich, sondern nur zwei Fahrräder.
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In einer Staubwolke verschwanden sie auf dem Landwege.
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»Bekannte?« fragte Krag.
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»Keineswegs,« erwiderte ich; »ich habe sie niemals vorher gesehen.«.
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»Aber es kam mir so vor, als ob Sie die Herren mit einer gewissen Aufmerksamkeit betrachteten.«.
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»Das war ganz zufällig.«.
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unit 52

»Natürlich.
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Entschuldigen Sie nur meine Neugier, aber es macht mir Vergnügen, alles zu beobachten, selbst das Unbedeutendste.
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Ich bemerkte einen leisen Schimmer in Ihren Augen, der in mir die Vorstellung erweckte, als ob Sie die Herren wiedererkannt hätten.«.
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»Dann hätten wir uns doch natürlich begrüßt.«.
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»Na, hören Sie mal, man kann sich gut kennen, ohne daß man gerade miteinander auf dem Grüßfuße zu stehen braucht.«.
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»Aber Sie, Herr Krag,« fragte ich, »was wollen Sie denn hier unten auf der Brücke?«.
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»Ich hatte nur mal Lust, hier herunterzugehen und mir den Dampfer anzusehen,« sagte er.
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unit 59

»Sehen Sie, da fährt er schon ab, und nun ist das Vergnügen vorbei.«.
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Selbstverständlich log er, wie ich sofort merkte.
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Asbjörn Krag machte stets Seitensprünge und verhehlte mir seine wirklichen Absichten.
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unit 62

Er wollte nun mit mir nach dem eisernen Wagen gehen, und ich beschloß, ihn zu begleiten.
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»Gehen wir über die Höhe?« fragte ich.
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unit 64

»Nein,« antwortete er, »wir können ebensogut den Landweg nehmen; die Sonne brennt heute allzu stark da oben.«.
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unit 65

Ich hätte ihn dahin berichtigen können, daß die Sonne ebenso heiß auf dem Landwege brannte, aber ich ließ es laufen.
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unit 66

Selbstverständlich ging er absichtlich nicht den Pfad über den Berg, ich wollte ihn jedoch nicht nach der Ursache fragen.
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unit 67

Wir schritten kräftig aus, denn wir mußten den Weg in weniger als anderthalb Stunden zurücklegen, falls wir noch rechtzeitig zum Mittagessen zurück sein wollten.
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unit 68

Unterwegs kam er auf mein merkwürdiges Benehmen vom gestrigen Abende zurück.
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unit 69

»Ich sehe nun selber ein,« sagte er, »wie notwendig es ist, daß Sie von hier fortkommen, und bereue es, Sie so sehr mit diesen unheimlichen Dingen beschäftigt zu haben.
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unit 70

Gestern konnte ich es Ihnen ansehen, daß Sie sich wirklich fürchteten.«.
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unit 71

»Wovor denn?«.
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unit 72

»Vor dem Mann im eisernen Wagen.
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unit 73

Sie liefen ja von mir fort.
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unit 74

Vielleicht wären Sie nicht so ängstlich gewesen, wenn Sie ihn doch mitgenommen hätten.«.
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unit 75

»Ihn, wen meinen Sie?«.
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unit 76

»Den Revolver natürlich.«.
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unit 77

Ich blieb stehen und sah ihn an, denn ich mußte im stillen seine Frechheit bewundern.
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unit 78

Er schien jetzt das Hundegeheul und alles sonst vergessen zu haben.
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unit 79

Dabei war er es gerade, der mich mit seinem Geschwätz von dem toten Jagdhund in Schrecken versetzt hatte, und nun tat er, als ob er von nichts wüßte.
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unit 80

Seine Mienen waren unerschütterlich, sein ganzes Auftreten war zuvorkommend, beinahe liebenswürdig freundlich.
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unit 81

»Ich hoffe, Ihnen beweisen zu können,« sagte ich, »daß ich im entscheidenden Augenblick nicht ängstlich bin.«.
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unit 82

»Das glaube ich auch.
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unit 83

Ja, ich bin sogar überzeugt, daß Sie von Natur aus durchaus nicht schreckhaft sind, aber all diese unheimlichen Ereignisse haben Sie erschüttert und unsicher gemacht.
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unit 84

Hoffentlich haben Sie heute nacht gut geschlafen?«.
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unit 85

»Vortrefflich.«.
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unit 86

Wir gingen schweigend ein Weilchen nebeneinander her.
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unit 87

Dann fragte ich: »Wollen Sie mir nicht erzählen, was in der deutschen Zeitung steht, damit ich ein wenig vorbereitet bin?«.
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unit 88

»Bald sollen Sie alles zu wissen bekommen.
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unit 89

Ich habe eine Liebhaberei für Effekte und schätze die kleinen Ueberraschungen sehr.
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unit 90

Aber so viel habe ich Ihnen ja bereits gesagt, daß der eiserne Wagen nicht das geringste mit dem Morde zu tun hat.«.
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unit 91

»Mit der Ermordung des Forstmeisters?«.
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unit 92

»Ja; weiter liegt ja überhaupt kein Mord vor.
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unit 93

Zufällig sind auch andere Dinge hier hinein verflochten worden; in erster Reihe der eiserne Wagen und außerdem der Tod des alten Mannes.«.
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unit 94

»Aber jetzt haben Sie vermutlich die Fäden entwirrt?«.
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unit 95

»Ja, das Rätsel mit dem alten Gjaernaes ist bereits gelöst.
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unit 96

Er wurde durch einen unglücklichen Zufall vom eisernen Wagen getötet, gerade als er auf der Flucht über die Heide begriffen war, um von hier wieder zu verschwinden.
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unit 97

Derselbe unglückliche Zufall trieb auch den Mann mit dem eisernen Wagen in den Tod.«.
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unit 98

»Aber was wollte der Mann mit dem eisernen Wagen dann an jenem Abende draußen auf der Heide?«.
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unit 99

Asbjörn Krag schlug auf das Zeitungspaket.
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unit 100

»Hierin steht alles genau beschrieben,« sagte er; der Mann mit dem eisernen Wagen ist der bedeutendste von den drei Toten.
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unit 101

Die deutschen Blätter schreiben von ihm, daß die Wissenschaft durch seinen Tod einen großen Verlust erleidet.
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unit 102

Haben Sie denn in der letzten Zeit gar keine Zeitungen gelesen, lieber Freund?«.
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unit 103

»Nein,« erwiderte ich; »wenn ich Ferien habe, interessiere ich mich nicht für die übrige Welt.«.
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unit 104

»Hm, ich weiß auch nicht, ob die Nachricht bereits in die norwegischen Blätter gelangt ist.
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unit 105

Ich habe sie selbst den deutschen übermittelt.
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unit 106

Der Mann in dem eisernen Wagen ist ein Deutscher.«.
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unit 107

Wir näherten uns nun der Lichtung, wo der Abhang von der Heide nach dem Meere herunterführte.
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unit 108

Als wir schließlich dort angelangt waren und heruntersahen, wunderte ich mich über die Menge Menschen, die am Ufer versammelt war.
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unit 109

Die weißen Kleider der Damen und die gelben Strohhüte leuchteten hell herauf.
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unit 110

Ein Bergungsdampfer lag noch immer in der Bucht, aber alle die kleinen Boote waren jetzt rings um ihn versammelt, wie die Küchlein um eine Henne.
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unit 111

Die Menschenmenge betrachtete neugierig einen wunderlichen Gegenstand, der auf den Strand heraufgezogen war.
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unit 112

Aus der Entfernung sah er wie eine einzige verworrene Masse von Eisenstangen und Rädern aus.
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unit 113

Beim Näherkommen glaubte ich, daß es das Wrack eines kleinen Dampfbootes wäre, zumal ich zwei Schrauben entdeckte und das helle Deck des Dampfers zu sehen vermeinte.
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unit 114

Es war aber weder ein Dampfboot noch ein eiserner Wagen.
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unit 115

Ueberhaupt befand sich wohl kaum etwas von Eisen an dem Wrack.
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unit 116

Was ich für Eisenstangen angesehen hatte, war ein feines Gestänge aus Nickel oder Aluminium.
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unit 117

Es war eine eigenartige Form von Flugmaschine, ein Monoplan.
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unit 118

Asbjörn Krag ergriff mich am Arme.
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unit 119

»Verstehen Sie nun?« fragte er.
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unit 120

»Ja,« erwiderte ich, »nun fange ich an zu verstehen.«.
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unit 121

»Dieses Flugzeug hörten wir in jener Nacht, dieses Flugzeug ging so niedrig, daß es den alten Gjaernaes tötete, und dieses Flugzeug war es auch, das Sie in der unheimlichen Mordnacht gehört haben.
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unit 122

Es ist eine Maschine ohne Motor, die sich einzig mit Hilfe von Luftströmungen bewegt hat.
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unit 123

Den Ton, den wir hörten, und der uns wie Wagengerassel vorkam, entstand durch das Saugen der Luftströme in den Röhren.
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unit 124

Während Asbjörn Krag so sprach, sammelten sich die Neugierigen haufenweise um ihn.
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unit 125

Es berührte ihn augenscheinlich peinlich, Gegenstand der allgemeinen Aufmerksamkeit zu sein; darum zog er mich aus dem Haufen fort.
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unit 126

»Lassen Sie uns ein wenig längs des Strandes spazieren, ich will Ihnen dann alles erzählen.«.
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unit 127

Die anderen verstanden dieses Manöver und blieben zurück.
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unit 128

Asbjörn Krag erklärte: »Das Unglück mit dem alten Gjaernaes war zugleich auch der Anlaß zur Vernichtung der Flugmaschine.
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unit 129

Diese feinen eleganten Dingerchen sind noch keineswegs so vollkommen, daß sie nicht ein unerwarteter Stoß aus dem Gleichgewicht bringen sollte.
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unit 130

So kam es, daß die Maschine den Abhang herunterschwirrte und geradeswegs ins Meer stürzte.
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unit 131

Ich kann wir denken, daß der Luftschiffer versucht hat, das gestörte Gleichgewicht wiederherzustellen, aber es glückte ihm nicht.«.
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unit 132

»Aber ich verstehe nur nicht,« wandte ich ein, »warum er seine Versuche gerade hier oben in Norwegen machte?«.
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unit 133

»Das will ich Ihnen erzählen,« erwiderte Krag und begann einige der ausländischen Blätter auseinanderzufalten.
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unit 134

»Hier sehen Sie ›Svenska Dagbladet‹ vom 24.
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unit 135

August.
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unit 136

Eine kleine Notiz berichtet kurz folgende Tatsache: »Dem Vernehmen nach hat der bekannte deutsche Aviatiker Doktor Brahms eine sehr bemerkenswerte Erfindung zur Vervollkommnung der Flugmaschine ohne Motor gemacht.
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unit 137

Man weiß noch nicht, worin die Erfindung besteht, aber wir erfahren von eingeweihter Seite, daß der Erfinder eifrig mit seinen Experimenten beschäftigt ist.
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unit 138

Da es jedoch schon mehrfach vorgekommen ist, daß aviatische Geheimnisse gestohlen wurden, hat Doktor Brahms seine Uebungen nach einer wenig bewohnten Gegend verlegt und umgibt sich mit äußerster Geheimniskrämerei.
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unit 139

So sind die Teile seiner Flugmaschine in großen Kisten fortgeschafft worden, die die Aufschrift trugen ›Bechsteinflügel‹.
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unit 140

Ein Gerücht will wissen, daß Doktor Brahms die hellen norwegischen Sommernächte benutzt, um seine Experimente gerade dann vorzunehmen, wenn andere Menschen schlafen.«.
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unit 141

»Dieses Telegramm erregte zuerst meine Aufmerksamkeit,« fuhr Asbjörn Krag fort; »hören Sie, was ich selbst telegraphiert habe.«.
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unit 142

Asbjörn Krag las weiter, indem er eine deutsche Zeitung aus dem Paket herauszog: »Von einem zufälligen Korrespondenten haben wir eine Mitteilung erhalten, die in weiten Kreisen Trauer und Bedauern erwecken wird, falls sie sich als richtig erweisen sollte.
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unit 143

Diese Mitteilung lautet: Gestern nacht ist der Luftschiffer Doktor Brahms verunglückt, der seit einiger Zeit unbemerkt seine Flugversuche hier in der Gegend betrieben hat.
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unit 144

Durch eine sinnreiche Ausnutzung der Luftströme war er dem Problem der motorlosen Flugmaschine sehr nahe gekommen.
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unit 145

Er betrieb seine Versuche in der tiefsten Verborgenheit und sie waren bereits so weit gediehen, daß die Maschine selbst bei sehr stillem Wetter sich erheben und fortbewegen konnte.
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unit 146

Die Maschine stieß während eines nächtlichen Versuchs an ein Hindernis und fuhr geradeswegs ins Meer, da sie das Steuer verlor.
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unit 147

Ein Bergungsboot ist zu Hilfe gerufen worden, um die Maschine vom Meeresboden heraufzuholen.«.
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unit 148

»Da haben Sie das ganze Rätsel,« schloß der Detektiv.
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unit 149

Mir erschien das Ganze äußerst merkwürdig.
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unit 150

Wenn ich nicht mit eigenen Augen die zertrümmerte Flugmaschine gesehen hätte, wäre mir der Bericht kaum glaubhaft vorgekommen.
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unit 151

»Wenn Sie sich den Sachverhalt überlegen,« fuhr Asbjörn Krag fort, »müssen Sie sich darüber wundern, wie einfach sich nun alles aufklärt.
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unit 152

Der rätselhafte eiserne Wagen ist verschwunden.
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unit 153

Jetzt verstehen Sie, woher der Lärm kam, und begreifen auch den unglücklichen Zufall mit dem alten Gjaernaes.«.
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unit 154

»Und auch den mit dem Forstmeister.«.
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unit 155

Der Detektiv zog die Stirn kraus.
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unit 156

»Durchaus nicht,« erwiderte er.
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unit 157

»Ich habe Ihnen ja schon gesagt, daß der Forstmeister erschlagen wurde.«.
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unit 158

»Das dürfte Ihnen schwer fallen zu beweisen.«.
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unit 159

»Ja, es ist recht schwer,« brummte Asbjörn Krag nachdenklich, »aber schließlich wird es mir doch glücken.«.
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unit 160

»Vielleicht erfordert es viel Zeit,« warf ich ein.
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unit 161

»Für andere ja, aber nicht für mich.«.
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unit 162

»Sie sind kühn in Ihren Behauptungen, lieber Krag.
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unit 163

Wieviel Zeit wird noch vergehen, bis Sie hintreten und auf den Mann zeigen können?«.
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unit 164

Der Detektiv sah gen Himmel, gerade als wollte er seine Weisheit von dort holen.
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unit 165

»Zwölf Stunden,« versetzte er.
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unit 166

»Aber sind Sie auch sicher, daß Sie dann den Richtigen treffen?«.
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unit 167

»Vollkommen sicher.«.
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unit 168

»Und Sie werden ihn mir zeigen?«.
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unit 169

»Ja,« erwiderte der Detektiv, wobei er mir einen seltsamen Blick zuwarf, »wenn Sie ihn denn durchaus zu sehen wünschen.«.
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unit 170

»Er ist also nicht tot?« fragte ich.
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unit 171

»Nein, noch lebt er.«.
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unit 172

Wir spazierten denselben Weg zurück, auf dem wir gekommen waren.
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unit 173

Ich drang in Asbjörn Krag und wollte ihn über den Mörder ausfragen, aber er antwortete ausweichend.
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unit 174

Ich studierte sein Gesicht sehr genau; es kam mir so vor, als läge darin ein müder und abgespannter Zug.
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unit 175

Er war sicher blasser geworden – an den Schläfen und längs des Haarrandes war seine Haut weiß.
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unit 176

Offenbar mußte er in letzter Zeit angestrengt geistig gearbeitet, vielleicht auch nachts viel gewacht haben.
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unit 177

Aber wie sah ich selbst aus?
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unit 178

Ich hatte seit Tagen nicht mehr ruhig geschlafen und fühlte, daß meine Augen brannten und meine Lippen bebten.
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unit 179

Meine Nerven waren vollkommen verbraucht.
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unit 180

Oh, wie sehnte ich mich nach einer langen Ruhe!
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unit 181

Aber nun sollte die Sache ja bald zu Ende kommen.
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unit 182

Morgen ging das Schiff; ob der Detektiv nun Erfolg hatte oder nicht, ich wollte jedenfalls diesen entsetzlichen Ort morgen verlassen.
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unit 183

Unterwegs kam der Detektiv wieder darauf zurück, daß sich die ganze Sache von Anfang an nur so rätselhaft angelassen hätte, weil drei verschiedene Dinge miteinander verknüpft waren.
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unit 184

»Wenn es mir nicht gelungen wäre, diese verschiedenen Vorkommnisse voneinander zu trennen,« sagte er, »so würde ich womöglich auch jetzt noch immer im Dunkeln tappen.«.
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unit 185

Das gab mir Gelegenheit, wieder des Mordes Erwähnung zu tun.
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unit 186

Ich fragte: »Sie sagten mir schon vor längerer Zeit, daß Sie hintreten und auf den Verbrecher zeigen könnten.
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unit 187

Wenn Sie Ihrer Sache so sicher waren, warum haben Sie den Mann nicht schon längst festgesetzt?«.
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unit 188

»Weil mir die Beweise fehlten.
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unit 189

Ich wiederhole, daß ich in dieser Angelegenheit mit ganz ungewöhnlichen Mitteln gearbeitet habe.«.
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unit 190

Der Detektiv blieb stehen und sah mich blinzelnd an.
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unit 191

»Ich habe gewartet, bis die Frucht reif war,« sagte er.
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unit 192

»Und nun ist sie reif?«.
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unit 193

»Bald, in wenigen Stunden; sie fällt mir dann geradeswegs in die Hände.«.
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unit 194

Wir waren inzwischen zum Hotel gekommen, das hell in der heißen Luft leuchtete, da die Sonnenstrahlen auf der rotgestreiften Markise tanzten.
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unit 195

»Ich verstehe vollkommen, daß Sie gespannt sind,« fuhr der Detektiv fort, »aber vor heute abend werden Sie nichts erfahren.«.
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unit 196

Ich bat ihn um eine nähere Zeitangabe.
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unit 197

Er dachte nach und rechnete.
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unit 198

»Um zehn Uhr,« sagte er schließlich.
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unit 199

»Sehr wohl.
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unit 200

Soll ich Sie dann im Hotel aufsuchen?«.
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unit 201

»Ja.«.
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unit 202

Als ich gehen wollte, fing Asbjörn Krag an zu lachen und blieb noch etwas stehen.
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unit 203

»Sie sind auffallend wenig neugierig,« äußerte er.
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unit 204

Ich schüttelte den Kopf, da ich nicht verstand, was er meinte.
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unit 205

»Ich hätte erwartet, daß Sie mich fragen würden, warum Sie gerade um zehn kommen sollten.«.
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unit 206

»Wahrscheinlich haben Sie Ihre Gründe hierfür.«.
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unit 207

»Selbstverständlich, ich habe einen bestimmten Grund.
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unit 208

Um zehn Uhr beginnt es dunkel zu werden.«.
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unit 209

»Ist denn die Dunkelheit für Ihre Pläne notwendig?«.
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unit 210

»Durchaus notwendig.«.
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unit 211

»Also werde ich um zehn Uhr kommen.«.
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unit 212

Als ich mich wenige Schritte von ihm entfernt hatte, rief er meinen Namen.
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unit 213

»Ach, hören Sie,« sagte er, »es kann doch möglich sein, daß Sie mich im Hotel nicht antreffen.«.
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unit 214

»Soll ich dann auf Sie warten?«.
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unit 215

»Nein, gehen Sie dann bitte nach einer Stelle hin, wo ich Sie erwarte, falls ich nicht im Hotel bin.«.
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unit 216

»Wohin?«.
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unit 217

Asbjörn Krag zeigte hierbei auf das Meer.
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unit 218

»Sehen Sie die großen Baumgruppen dort unten?«.
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unit 219

»Ja.«.
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unit 220

»Dort können Sie mich finden, aber gehen Sie zunächst nach dem Hotel.«.
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unit 221

»Da unten,« murmelte ich, »wo der Weg anfängt, der auf die Höhe führt.«.
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unit 222

»Jawohl,« erwiderte er.
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unit 223

Er nickte mir zu und ging rasch von dannen.
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unit 224

Ich blieb stehen und sah ihm nach.
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unit 225

Er schlenderte durch den violetten Klee, der sich zwischen dem Wald und dem Hotel ausbreitete, dann ging er auf die Veranda und öffnete lärmend die Glastür.
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unit 226

Ich hörte noch, wie er einen lauten und freundlichen Gruß ins Zimmer rief – – – … Der heiße Tag ging langsam zu Ende.
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unit 227

Ich lag in meiner Hütte im Schaukelstuhl und ließ die Stunden vorübergleiten.
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unit 228

Das Knarren des Stuhls war lange Zeit der einzige Laut, den ich hörte.
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unit 229

Es war windstill.
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unit 230

Die starke Hitze strömte gegen mein Häuschen, drang durch das offene Fenster und erfüllte das Zimmer.
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unit 231

Meine Papiere wurden im Sonnenschein warm und hart, als ob sie vor einem Kachelofen gedörrt würden.
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unit 232

Ich hatte das Gesicht nach dem Fenster zugewandt und sah so das lichte, blaue Meer im Fensterrahmen.
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unit 233

Die grünen schweren Laubkronen und die blaue See erschienen im Fenster wie die leuchtenden Farben eines Bildes.
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unit 234

Hie und da wippte ein Blatt, auf dem ein Insekt saß, ab und zu erschien ein weißer Fittich im Hintergrund; es war ein Segel, das über das Meer dahinglitt.
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unit 235

Endlich hörte ich auch einen Laut.
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unit 236

Dünne Stimmchen kleiner Kinder, die nahebei im Sande lagen und mit einer Blechbüchse spielten.
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unit 237

Glänzende Libellen segelten durch die Luft und sausten hie und da gegen die Wände wie summende Geschosse.
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unit 238

Allmählich wurde mir die Hitze im Zimmer zu drückend.
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unit 239

Ich ging hinaus, legte mich ins Gras und verschränkte die Hände unter dem Kopf.
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unit 240

Ich sah gen Himmel und versuchte immer weiter den Himmelsraum mit meinem Blicke zu umfassen.
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unit 241

Dabei dachte ich, daß die Augen, die das ganze Himmelsgewölbe auf einmal umspannen könnten, die Fülle der Schönheit wie eine Offenbarung der Ewigkeit empfinden müßten.
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unit 242

Feine weiße Lämmerwölkchen standen in der Nähe des Sonnenballs wie Rauchwolken, die von einer glimmenden Zigarre aufsteigen, und hinten am Horizont jagte ein Heer von weißen Wolken vorüber.
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unit 243

Sie waren vorbei.
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unit 244

Nun war keine Bewegung mehr am Himmel.
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unit 245

Die Wolken standen still, als schlummerten sie in der Luft.
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unit 246

Darüber spannte sich die hellblaue Unendlichkeit, weit, weit, bis in Räume, zu denen der Menschengeist niemals vordringen kann.
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unit 247

Welch eine Kuppel über der Erde!
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unit 248

Wie herrlich war das alles!
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unit 249

Wie erschien die Erde hiergegen unansehnlich, dunkel und ärmlich … Die Berge ragten in dieses Lichtmeer wie Schlagschatten hinein – dort oben auf dem höchsten Gipfel stand eine Föhre und badete ihre Krone im Licht!
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unit 250

Ich fühlte, daß der Sommer heute einen seiner letzten großen Siegestage feierte.
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unit 251

Sobald der Sonnenwagen unter den Horizont herabgerollt war, kam die Dämmerung.
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unit 252

Hinter ihr her war schon der Herbst mit seinen langen kalten Fingern, und die Nächte begannen kühl zu werden.
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unit 253

Wenn man merkt, daß der Sommer schwindet, hat man stets ein Gefühl, als ob er niemals wiederkehre, und man will dann die letzten Tage noch mit vollen Zügen genießen… Als die Schatten auch in mein Zimmer hineinglitten, das Laub im Abendwinde wippte und winkte, die See grau wurde, überkam mich eine tiefe Traurigkeit.
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unit 254

Das Herz hämmerte mir in der Brust, ich hatte das flüchtige Empfinden, als ob nun das Leben aufhörte.
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unit 255

Wie langsam doch die Abendstunden dahinflossen.
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unit 256

Ich schloß die Fenster und wunderte mich über die blutige Farbe des Glases.
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unit 257

Es war der Widerschein des Sonnenuntergangs; die Sonne zog mit sich ins Meer herab ein Gefolge rostbrauner Wolken, von jener häßlichen Farbe, die dem Herbste eigen ist.
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unit 258

Die Tinten wurden von der Luft zurückgeworfen und spiegelten sich auch im Glase meines Fensters.
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unit 259

Ich fuhr mit den Fingern über die Scheiben und wunderte mich aufs neue, denn auch meine Finger sahen blutig aus.
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unit 260

So kam die Dämmerung heran.
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unit 261

Die Dunkelheit füllte mählich jeden Winkel, wurde ständig dichter und breitete ihren Mantel weit aus.
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unit 262

Nur die goldenen Rahmen der Bilder an den Wänden leuchteten noch in dem schwachen Schimmer, der von den Fenstern kam, und das Zifferblatt starrte lange von der Wand durch das Dunkel wie ein weißes blödes Auge.
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unit 263

Gegen zehn Uhr schwand auch der letzte Schimmer des Tages, im Zimmer wurde es ganz dunkel, nur im Fenster stand noch ein undeutlicher schwacher Lichtschimmer, der von Minute zu Minute schwächer und blasser wurde.
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unit 264

Zuletzt hatte ich dagesessen und darüber nachgedacht, was ich nun tun sollte.
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unit 265

Ich wußte, daß sich etwas Entscheidendes im Laufe der Nacht ereignen würde, und hatte das bestimmte Gefühl, daß dieser Tag der letzte hier wäre.
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unit 266

In keinem Falle mochte ich länger die nervenerschütternden Vorkommnisse hier ertragen.
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unit 267

Furcht hatte ich nicht mehr, nicht im geringsten.
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unit 268

Ich fürchtete mich nicht vor dem Gesichte mit dem schrecklichen Mund und der totenbleichen Stirn, denn nun kannte ich den ganzen Zusammenhang.
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unit 269

So traf ich denn eine Reihe von Vorkehrungen, die wohl merkwürdig erscheinen mochten, aber ihre Erklärung durch die späteren Ereignisse finden werden.
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unit 270

Der Eiserne Wagen.
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unit 271

Ein Roman von Sven Elvestad.
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unit 272

Der Abgrund – Kapitel VII C. Um halb zehn Uhr verließ ich meine Hütte.
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unit 273

Zuerst zog ich mir einen leichten Ueberzieher an, besann mich dann aber eines anderen und ließ ihn zurück.
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unit 274

Statt dessen knöpfte ich mir die Jacke fest zu; ich wollte in meinen Bewegungen in keiner Weise behindert sein.
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unit 275

Ehe ich ging, lud ich alle Läufe meines Revolvers und steckte ihn in die rechte Tasche, so daß ich rasch an ihn gelangen konnte; als ich aber bemerkte, daß die Tasche dadurch auf verdächtige Weise aufgetrieben wurde, nahm ich die Waffe wieder heraus und steckte sie in die innere Tasche, so daß nunmehr niemand ihre Anwesenheit ahnen konnte.
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unit 276

Ich hatte mich bereits einige Schritte von der Hütte entfernt, da fiel mir noch etwas ein.
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unit 277

Ich ging also zurück und sah meine Papiere an, die auf dem Tische lagen.
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unit 278

Es kam mir vor, als ob sie in einer allzu großen Ordnung dalägen; infolgedessen brachte ich die Papiere durcheinander, schrieb einige Zeilen einer Abhandlung, die ich in letzter Zeit unter der Feder hatte, und suchte durchaus den Eindruck zu erwecken, als ob ich ganz zufällig meine Arbeit unterbrochen und das Zimmer verlassen hätte.
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unit 279

Endlich machte ich Ernst und ging.
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unit 280

Ich sah unaufhörlich nach der Uhr, weil ich pünktlich sein wollte.
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unit 281

Es war neun Uhr vierzig Minuten, als ich beim Landhändler eintrat.
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unit 282

Fünf Menschen waren in dem Laden; der Landhändler selbst, der etwas gestreiftes Zeug abmaß, und seine Tochter, die Sirup in eine Kanne zuwog, standen hinter dem Ladentisch; davor stand der Bruder des Landhändlers, ein Fischer, die Hände in der Hosentasche, eine Pfeife im Munde.
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unit 283

Außerdem waren zwei Kunden da, ein altes Weib, das damit beschäftigt war, einige gefüllte Tüten in einen Korb zu packen, und ein kleiner Junge, der an seinen nackten Beinen fror; er hatte einen Blecheimer in der einen Hand und ein blaues zerknittertes Rechnungsbuch in der anderen.
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unit 284

Ich trat so laut in den Laden, daß alle mein Kommen bemerken mußten, begrüßte den Bruder des Landhändlers, den ich von früher her kannte, und erzählte ihm rasch, daß ich die Absicht hätte, eine längere Fischfangtour nach der eine Meile entfernten »Spitzen Landzunge« zu machen; schon in einer halben Stunde wolle ich abfahren, etwa eine Stunde bei dem Fischer draußen auf der Landzunge schlafen und dann um vier Uhr anfangen.
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unit 285

»Ja, das ist eine hübsche Tour,« meinte der Mann.
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unit 286

»Wollen Sie allein rudern?«.
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unit 287

»Nein, ich dachte, den einen oder anderen dort vom Hotel dazu zu bekommen.«.
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unit 288

»Nun ja, ja, es ist wohl ein gehöriges Stück zu rudern.«.
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unit 289

»Das schon, aber ich schaffe es doch,« antwortete ich lächelnd und reckte meine Arme aus.
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unit 290

Der Mann nickte.
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unit 291

»Sie sind gewiß stark,« sagte er.
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unit 292

»Ja, Gott sei Dank,« antwortete ich, und dabei lag mehr Ausdruck in meiner Stimme, als mir lieb war.
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unit 293

Dann wandte ich mich wieder zum Landhändler und kaufte verschiedene Fischereigeräte, Haken und auch einige Schnüre.
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unit 294

»Die meinigen sind schon zu schlecht,« sagte ich dabei.
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unit 295

Der Landhändler gab mir wegen des Fanges gute Ratschläge, erklärte mir, welche Köder ich benutzen müßte und wo ich meine Schnüre auslegen sollte.
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unit 296

Schließlich bat ich um die Erlaubnis, sein Boot entleihen zu dürfen, was er mir nach einiger Ueberlegung auch gestattete.
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unit 297

»Alsdann werde ich das Boot etwa in einer halben Stunde nehmen,« sagte ich, »vielleicht bringe ich noch einen Freund vom Hotel mit, vielleicht bin ich auch gezwungen, allein zu fahren.
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unit 298

Fahren werde ich aber auf jeden Fall, denn ich habe außerordentliche Lust zu dieser Fischfangtour.«.
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unit 299

Nachdem die gekauften Sachen zusammengepackt waren, wünschten mir der Landhändler und sein Bruder guten Fang, und dann wanderte ich nach dem Hotel.
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unit 300

Dort waren alle Fenster erleuchtet, auch dasjenige von Asbjörn Krag, ein Umstand, der mich enttäuschte.
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unit 301

Ich hatte darauf gerechnet, daß er nicht da sein würde, und glaubte bestimmt, daß er mir mit Absicht die Stelle unten am Bergwege für das Stelldichein bezeichnet hatte.
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unit 302

Traf ich ihn nun trotzdem hier im Hotel, so mußte ich meine weitere Handlungsweise etwas anders einrichten.
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unit 303

Aber es mochte biegen oder brechen, jetzt hatte ich meinen Entschluß gefaßt und wollte ihn nun auch durchführen.
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unit 304

Unten im Speisesaal traf ich einige Gäste, die ich fragte, ob sie mit auf den Fischfang gehen wollten, doch schien es nicht, als ob sie hierzu große Lust hätten, zumal ich ihnen auch eine ziemlich große Rudertour in Aussicht stellte.
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unit 305

Dabei gab ich ganz genau die Zeit an, zu der ich aufzubrechen beabsichtigte.
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unit 306

»In einer halben Stunde,« sagte ich.
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unit 307

»Ich werde das Boot des Landhändlers nehmen.
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unit 308

Aber es scheint wirklich so, als ob niemand mitfahren will?«.
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unit 309

Dann ging ich durch den Korridor nach Asbjörn Krags Zimmer.
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unit 310

Punkt zehn Uhr klopfte ich an seine Tür.
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unit 311

Niemand antwortete.
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unit 312

Ich klopfte wieder; als ich abermals keine Antwort erhielt, ging ich geschwind in das Zimmer hinein.
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unit 313

Es war leer, doch die brennende Lampe stand auf dem Tisch.
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unit 314

Ich wußte, daß Asbjörn Krag stets darauf bedacht war, sein Zimmer abzuschließen; er konnte also nicht weit fort sein.
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unit 315

So wartete ich an der Tür mehrere Minuten, aber niemand kam, und ich hörte auch keine Schritte.
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unit 316

Völlige Stille umgab mich. Das kam mir verwunderlich vor, die Tür offen und die Lampe brennend auf dem Tische…Der Detektiv, der die Pünktlichkeit selbst war, wußte, daß ich zur festgesetzten Zeit, Punkt zehn Uhr, kommen würde.
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unit 317

Ich wußte, daß er Geheimnisse hatte und daß er um keinen Preis Fremde über seine Papiere kommen ließ, mich wahrscheinlich noch zu allerletzt.
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unit 318

Warum war er dann aber nicht vorsichtiger?
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unit 319

Ich öffnete die Tür, die auf den Korridor führte.
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unit 320

Asbjörn Krags Zimmer lag ungefähr in der Mitte desselben.
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unit 321

Ich mußte also, woher auch jemand kommen mochte, die Schritte hören, ehe der Betreffende bis an die Tür des Detektivs gelangt war.
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unit 322

Dann schloß ich wieder die Tür und lauschte unbeweglich.
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unit 323

Kein Laut war zu hören.
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unit 324

Da trat ich an den Schreibtisch des Detektivs, wo viele Papiere in Paketen geordnet lagen.
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unit 325

Oben auf dem Tische dicht beim Fenster stand ein ovaler Toilettentisch in versilbertem Rahmen, rings um den Spiegel lag eine Menge kleiner Gegenstände verstreut, darunter einige Schminktuben.
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unit 326

Als ich diese Dinge zu sehen bekam, ging es mir durch und durch.
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unit 327

Aber ich bemerkte noch etwas anderes.
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unit 328

Neben dem Spiegel stand in einem geschnitzten Eschenholzrahmen eine Photographie.
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unit 329

Es war das Bild des getöteten Forstmeisters Blinde, eine vortreffliche Photographie, anscheinend kurz vor seinem Tode ausgenommen.
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unit 330

Ich nahm das Bild in die Hand und starrte lange darauf.
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unit 331

Etwas von dem Gefühle beherrschte mich wieder, das ich hatte, als ich das Gesicht hinter der grünen Fensterscheibe sah.
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unit 332

Aber es dauerte nur eine Sekunde, dann war ich wieder unerschütterlich ruhig.
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unit 333

Ich begriff, daß Asbjörn Krag die Tür absichtlich hatte offen stehen lasten; er wollte, daß ich das Zimmer betreten und sehen sollte, was da auf dem Tische lag.
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unit 334

So überraschte mich das alles nicht so sehr, wie er es vielleicht erwartet hatte.
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unit 335

Der Blick auf die Photographie, auf den Spiegel und auf die Sachen rings um diesen brachte meine Nerven nicht wieder in Aufruhr, wie es bei der Erscheinung des schrecklichen Gesichts hinter der Fensterscheibe geschehen war.
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unit 336

Doch nun war ich jedenfalls meiner Sache sicher.
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unit 337

Ich hatte jetzt einen unwiderleglichen Beweis dafür, daß alles, was ich bisher nur geglaubt hatte, in der Tat zutraf.
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unit 338

So stand ich und dachte darüber nach, was ich jetzt beginnen sollte.
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unit 339

Ich wußte, daß Asbjörn Krag in diesem Augenblick auf mich draußen in der undurchdringlichen Dunkelheit bei den alten Bäumen am Meere wartete.
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unit 340

In kurzer Zeit würde ich ihn dort treffen und sein kurzes, polterndes Lachen hören.
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unit 341

Und so tat ich etwas, was durchaus mit meinem früheren Verhalten übereinstimmte.
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unit 342

Auch ich ging fortan von einem bestimmten Gedanken aus und verfolgte einen Plan.
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unit 343

Ich nahm ein Stück weißes Papier und legte es vor mich auf den Tisch, weil ich an ihn schreiben wollte.
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unit 344

Auf einem Schreibständer lagen eine Menge Bleistifte und eine einzelne Feder, aber es fand sich keine Tinte.
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unit 345

Die Feder stak in einem Füllfederhalter.
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unit 346

Als ich mit ihr schrieb, wunderte ich mich selbst über meine geraden, festen Buchstaben: »Lieber Krag!
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unit 347

Ich habe Sie heute abend um halb elf erwartet (die Uhr war eben erst zehn Uhr zehn Minuten), um mit Ihnen eine Fischfangtour nach der ›Spitzen Landzunge‹ zu machen.
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unit 348

Ich fahre elf Uhr von der Brücke beim Landhändler ab.
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unit 349

Wenn Sie diesen Brief bis dahin zu Gesicht bekommen und Lust zu der Tour haben, so kommen Sie bitte mit.«.
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unit 350

Ich setzte meinen Namen darunter und legte den Füllfederhalter vorsichtig wieder auf den Ständer.
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unit 351

Dann beeilte ich mich, die Papiere des Detektivs zu durchwühlen.
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unit 352

Er hatte eine Menge geschrieben, über alles mögliche, aber ich fand nicht ein Wort über den Tod des Forstmeisters, ebensowenig über Doktor Brahms' Flugzeug.
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unit 353

Die Zeit verging rasch; es war jetzt Zeit zu gehen.
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unit 354

Ich schritt durch den Speisesaal, wo noch einige Gäste saßen, pfiff eine muntere Melodie und rasselte mit meinen Fischereigeräten, so daß es alle sehen und hören konnten.
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unit 355

»Also will niemand mit von der Partie sein?« fragte ich zum letzten Male.
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unit 356

»Nein, nein,« erhielt ich zur Antwort.
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unit 357

Ich schritt hinaus auf den Weg und wunderte mich, wie ruhig ich war.
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unit 358

Als ich mich daran erinnerte, was der Bruder des Landhändlers über meine Stärke gesagt hatte, streckte ich die Arme aus und fühlte, wie sich die Muskeln unter meinen Kleidern strafften.
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unit 359

Ich wußte, welchem Ziel ich entgegenging.
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unit 360

So schritt ich langsam den Weg entlang, in der Hoffnung, einen der Gäste oder Einwohner zu treffen, denn ich wollte noch einmal gesehen werden.
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unit 361

Ich hatte auch Glück, ich traf den Fischer mit dem Strohhute.
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unit 362

Seit jenem Abende nach der unheimlichen Nacht, in der der Forstmeister erschlagen wurde, hatte ich den Mann nicht mehr gesehen.
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unit 363

Als er mich erkannte, verlangsamte er seinen Schritt und grüßte zögernd.
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unit 364

Es schien mir, als ob er einige Worte mit mir wechseln wollte.
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unit 365

Ich blieb daher stehen und gab ihm die Hand.
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unit 366

»So spät noch unterwegs?« begann ich.
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unit 367

»Ach, es ist erst zehn Uhr,« antwortete er.
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unit 368

»Ich war beim Landhändler und hörte, daß Sie auf eine Fischfangtour ausfahren wollen.«.
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unit 369

Es freute mich außerordentlich, daß man bereits von meiner Tour zu sprechen begann.
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unit 370

»Ich dachte, Sie wären bereits abgefahren,« fuhr der Mann fort.
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unit 371

»Haben Sie Begleitung?«.
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unit 372

»Nein, ich hatte gehofft, den Detektiv mitzubekommen, aber er ist nirgends zu finden.
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unit 373

Falls Sie ihm begegnen, teilen Sie ihm bitte mit, daß ich in einer Viertelstunde losziehe.«.
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unit 374

»Ja, das will ich wohl tun.«.
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unit 375

Der Mann blieb stehen und trat von einem Fuß auf den anderen.
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unit 376

Er hatte sichtlich etwas auf dem Herzen.
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unit 377

Endlich kam es heraus: »Haben Sie den eisernen Wagen gesehen?«.
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unit 378

»Ja,« antwortete ich lächelnd.
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unit 379

»So lösen sich alle Spukgeschichten in Wohlgefallen auf, lieber Freund.
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unit 380

Es ist ja gar kein eiserner Wagen, es ist eine Flugmaschine!«.
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unit 381

Der alte Mann brummte hierauf etwas vor sich hin.
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unit 382

Es schien gerade so, als ob er auch weiterhin an den eisernen Wagen glaubte.
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unit 383

»Ich habe ihn schon früher gehört,« warf er ein, »und zwar vor vier Jahren.«.
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unit 384

»Aber es hat sich doch herausgestellt, daß der alte Gjaernaes damals eben nicht ums Leben kam!«.
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unit 385

»Nein, nein!
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unit 386

Aber ich habe doch den Wagen gehört.«.
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unit 387

Er blieb bei seiner Ueberzeugung und verließ mich tief enttäuscht darüber, daß auch ich nun nicht mehr auf seiner Seite stände.
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unit 388

Ohne Schwierigkeit fand ich im Dunkeln das Boot, das an der Brücke vertäut lag, legte meine Fischereigeräte in das Achterteil und stieß so geräuschvoll, wie ich nur konnte, ab.
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unit 389

Da sah ich, wie es in den Fenstern des Landhändlers plötzlich hell aufleuchtete und kurz darauf wieder dunkel wurde.
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unit 390

Ich wußte, was das bedeutete.
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unit 391

Der Landhändler hatte das Fenster geöffnet, um zu hören, wer an seinen Booten rumorte.
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unit 392

Er merkte, daß ich es war, und schloß das Fenster wieder.
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unit 393

So ging alles vortrefflich.
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unit 394

Es war nun einviertel nach zehn, und der Landhändler hatte gehört, daß ich von der Brücke abstieß.
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unit 395

Das einzige, was mich noch störte, war die Ruhe.
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unit 396

Ich würde gern Wind und Wellen gehabt haben, um den Ruderschlag zu verdecken, aber dafür half mir die Dunkelheit.
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unit 397

Ich war nur wenige Meter vom Lande entfernt, da konnte ich die Häuser schon nicht mehr sehen; sie verschwanden in der dichten Dunkelheit, in der ringsum einige gelbe Lichtpunkte blinkten.
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unit 398

Ich ruderte im dichtesten Schatten.
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unit 399

Das Meer war nämlich auf wunderliche Weise in schwarze und graue Flächen geteilt.
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unit 400

Auf weite Flächen hin lag ein eigenartiger hellgrauer Schein auf dem Wasser.
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unit 401

Ich wußte nicht, woher das Licht kam, aber ich hütete mich wohl, in diese Flecken hineinzurudern, die wie oxydiertes Silber aussahen, denn ich wußte, daß das Fahrzeug und ich dort deutlich wie eine kohlschwarze Silhouette erscheinen würden.
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unit 402

Nun näherte ich mich dem Sund, der aus der Bucht hinausführte, und fühlte im Nacken deutlich den kalten Hauch vom Lande her.
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unit 403

Das Boot glitt auf dem Rücken einer langen Dünung dahin.
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unit 404

Ich hätte nun längs des flachen Landes zur linken Hand rudern müssen, um nach dem Fischplatz zu gelangen.
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unit 405

Aber statt dessen ruderte ich nach rechts auf die steile Bergwand los und fühlte, wie ich in einem dichten Schatten verschwand.
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unit 406

Jetzt hätte ich um nichts in der Welt jemanden treffen mögen.
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unit 407

Ich wußte, daß die Fischer oft hier entlang fuhren, und legte mich in die Riemen, um schnell und unerkannt meinen Bestimmungsort zu erreichen.
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unit 408

Dabei legte ich mich mit Macht ein, so daß sich die Riemen bogen und das Wasser vor den Ruderblättern schäumte.
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unit 409

Endlich nahte mein Boot einigen schwarzen Pfählen; ich mußte aus Leibeskräften gegenhalten, um nicht in voller Fahrt gegen die Brücke zu stoßen.
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unit 410

Immerhin bekam das Boot einen Stoß, daß die Planken krachten.
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unit 411

Ich saß einen Augenblick still und lauschte.
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unit 412

Da ich aber keinen Laut hörte, war wohl kein Mensch in der Nähe.
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unit 413

Dann vertäute ich das Boot neben einigen anderen Fahrzeugen, die im Dunkel still und gespenstisch umherlagen.
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unit 414

Meine Ankunft hatte das Wasser ein wenig in Bewegung gebracht, die Schatten tanzten auf dem Wasser, es plätscherte leise und sacht gegen die Brückenpfähle.
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unit 415

Ich stieg auf die Brücke und befestigte das Bootstau so, daß ich es jeden Augenblick wieder losbekommen konnte.
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unit 416

Dann sah ich mich um.
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unit 417

Dort ragten gegen den aschgrauen Himmel die gewaltigen, kohlschwarzen Silhouetten der Bäume.
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unit 418

In diesem sonderbaren Dunkel sollte ich den Menschen treffen und den Namen des Mörders erfahren.
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unit 419

Nun mußte die Uhr bald halb elf sein.
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unit 420

In einer, vielleicht auch schon in einer halben Stunde würde alles vorbei sein.
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unit 421

Ich fühlte nicht die geringste Spannung oder Unruhe, aber ich wurde von einem gewaltigen Willensdrange getrieben.
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unit 422

Nichts in der Welt hätte mich jetzt noch aufhalten können.
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unit 423

Ich entsinne mich, daß ich mit innerer Freude feststellte, wie ich in diesem Augenblick ohne Uebereilung handelte, wie ich gegen Ueberraschungen auf der Hut war, wie alle meine Sinne gespannt waren und angestrengt auf Geräusche und Störungen lauschten.
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unit 424

Mein Kopf war kühl und klar.
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unit 425

Ich ging über die Brücke, deren Planken schwach unter meinem Tritte knarrten.
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unit 426

Das ärgerte mich. Ich versuchte lautlos zu schreiten.
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unit 427

Als ich das feste Land erreichte, gelangte ich auf einen Rasenplatz.
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unit 428

Hier stand ich wiederum kurze Zeit still und lauschte.
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unit 429

Alles totenstill.
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unit 430

Wo war nur der Weg?
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unit 431

Vor allen Dingen durfte ich keinem Menschen begegnen!
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unit 432

Zunächst suchte ich mich zu orientieren.
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unit 433

In einiger Entfernung gewahrte ich undeutlich ein kleines Haus, das wie ein grauer Würfel im Dunkeln emporragte.
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unit 434

Dicht davor lag eine große unförmige Masse.
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unit 435

Das mußte ein größeres, von Obstbäumen umgebenes Haus sein.
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unit 436

Zur Rechten von mir lag, wie ich wußte, ein Badehäuschen, das aus einer alten Kajüte hergestellt war.
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unit 437

Man hatte einfach die Kajüte vom Deck fortgenommen und auf das Wasser gesetzt, wo sie mittels leerer Tonnen schwimmend gehalten wurde.
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unit 438

Im Augenblick, als ich die Kajüte wiedererkannte, stand es mir auch klar vor Augen, was ich nun zu tun hatte.
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unit 439

Ich hatte oft genug hier gebadet und wußte, daß man von der Kajüte aus auf einem schmalen Steg zu der stets der Sonne ausgesetzten kahlen Felswand unterhalb des Bergweges gelangen konnte.
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unit 440

Von da war es dann nicht mehr weit bis zu dem dunklen Schattenflecke.
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unit 441

Ich ging vorsichtig über den Steg.
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unit 442

Es war nicht angenehm, daß er mit Schutt und Geröll bedeckt war, weshalb es unter meinen Füßen knirschte, aber ich trat vorsichtig und leicht auf und schlich beinahe wie auf weichen Raubtiersohlen vorwärts.
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unit 443

Als ich an die Felswand gelangt war, bückte ich mich und kroch auf allen Vieren vorwärts, damit sich meine schwarze Silhouette nicht gegen den schwach erhellten Himmel über der Meeresenge abheben sollte.
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unit 444

Endlich stand ich auf dem steinbedeckten Abhang, der auf den Weg hinaufführte.
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unit 445

Ich hielt mich an einem Weidenbusche fest, der über und über mit Tau bedeckt war, schwang mich empor, bekam einen Baumstamm zu fassen und dann wieder einen Weidenbusch; endlich klammerte ich mich an einen mächtigen Stein, der sich fast aus seiner Umgebung gelöst und mich auf gewaltsamer Fahrt ins Meer mitgenommen hätte.
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unit 446

Ich stemmte mich gegen ihn mit den Knien und fühlte, wie mir die Haut aufsprang und sie von dem austretenden Blute klebrig wurden.
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unit 447

Aber nun hatte ich ja nicht mehr weit bis auf den Weg.
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unit 448

Ich löste meinen umklammernden Griff von dem Stein; er blieb liegen.
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unit 449

Heilsfroh war ich, als ich die Finger in einige Himbeersträucher einkrallen konnte.
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unit 450

Nun war ich ganz oben, am ersten Prellstein; da klammerte ich mich mit den Händen fest an seine scharfen Kanten, so daß sich die Nägel an den Fingerspitzen bogen.
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unit 451

Ein leichter Schwung des Körpers, und ich wäre oben gewesen.
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unit 452

Hallo!
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unit 453

Ich hörte Schritte.
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unit 454

Schritte!
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unit 455

– Mein Herz arbeitete wie ein vom Sturme geschüttelter Baum.
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unit 456

Nie zuvor habe ich die Furcht so deutlich und fühlbar kennengelernt.
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unit 457

Es war gerade, als ob sie die ganze Kraft meiner Muskeln zum Schwinden brächte und meine gespannten Sehnen erschlaffen ließe.
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unit 458

Schritte hörte ich im Dunkeln, eilige Schritte, die den Weg entlangkamen.
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unit 459

Gerade vor mir stand eine große feuchte Felswand, von der es heruntertropfte, ein gewaltiger kohlschwarzer, dunkler Schlund, der jeden Lichtschimmer erstickte.
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unit 460

Und in dem Schlagschatten dieser Felswand erklangen oben am Wege Schritte.
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unit 461

Nicht eine Spur des Fußgängers konnte ich wahrnehmen.
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unit 462

Nun kam er näher, er ging merkwürdig fest und trat mit den Fußsohlen hart auf.
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unit 463

Während die Schritte an mir vorbeikamen, glaubte ich aus dem Auftreten der Füße zu erkennen, daß da zwei Männer gehen müßten.
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unit 464

Weiter oben führte der Weg im Bogen um den Berg.
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unit 465

Ich konnte sehen, wie sich seine flache Rundung gegen den Horizont und den grauen Himmel abhob.
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unit 466

Gespannt starrte ich auf diesen Punkt, denn ich wußte, daß die Fußgänger hier sichtbar werden mußten.
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unit 467

Gleich darauf sah ich die beiden – es waren zwei.
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unit 468

Zuerst erblickte ich ihre Hüte, dann ihre Gestalt.
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unit 469

Sie sprachen nicht miteinander, sondern gingen im Takte wie zwei dunkelgekleidete Soldaten über den Weg.
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unit 470

Ihre Hosen waren um die Knöchel gebunden.
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unit 471

Es waren die beiden Radfahrer, die mit dem Dampfboot am Vormittag angekommen waren.
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unit 472

Nirgends waren sie den ganzen geschlagenen Tag zu sehen gewesen, man ahnte nicht einmal ihre Anwesenheit.
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unit 473

Es kam mir seltsam vor, daß sie auf diese Weise hier auftauchten, und wie sie da so schweigend und stramm einhergingen, kamen sie mir wie zwei Tote vor; sie verschwanden eilends hinter der Felswand, die plötzlich den Laut ihrer Schritte dämpfte.
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unit 474

Ich mußte ein wenig liegen bleiben und mich von der Angst erholen, aber bald war ich wieder beruhigt, denn sie hatten mich nicht gesehen.
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unit 475

Ich wartete eine Minute, schwang mich rasch auf den Weg und glitt sogleich hinüber an die Felswand in die dichte Finsternis unterhalb des Berges.
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unit 476

Auf diese Weise hatte ich glücklich den Weg zwischen den Häusern vermieden, wo ich, wie ich wußte, jederzeit Gefahr laufen mußte, Menschen zu treffen.
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unit 477

Nun hatte ich nur noch wenige Schritte hinab zu den großen Bäumen, bei denen Asbjörn Krag wartete.
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unit 478

Still ging ich hinunter.
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unit 479

Ich hatte mir noch nie so verzweifelte Mühe gegeben, lautlos zu gehen.
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unit 480

Endlich stand ich unter den Bäumen.
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unit 481

Wo war der Mensch?
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unit 482

Ich fühlte eine fürchterliche, erdrückende Stille um mich. Weder konnte ich infolge der Dunkelheit etwas sehen noch auch irgendeinen Laut in der Nähe oder aus der Ferne hören.
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unit 483

Nicht einmal die Zweige bewegten sich, die schweren Baumkronen erschienen erstarrt und verkohlt – ich hatte ein Gefühl, als ob ich mich in einer Grabkammer befände.
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unit 484

Aber endlich sah ich das Gesicht.
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unit 485

Plötzlich tauchte dicht vor meinem eigenen das bleiche, knöcherne Antlitz des Detektivs mit dem vortretenden Kinn und den dünnen Lippen auf.
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unit 486

Seine Augen schimmerten durch die Gläser des Kneifers.
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unit 487

Er war plötzlich gekommen, Gott mag wissen woher, als hätte ihn die Finsternis ausgespien.
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unit 488

Vielleicht war er mir nachgegangen?!
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unit 489

Der Gedanke machte mich erbeben.
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unit 490

Plötzlich vermochte ich kein Wort hervorzubringen; ich war meiner Stimme nicht sicher.
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unit 491

Gerade in diesem Augenblicke war ich ganz ruhig, aber, Gott im Himmel!
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unit 492

ich fühlte, daß die Erregung nur darauf lauerte, mich zu überfallen und zu überwältigen.
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unit 493

… Eine Ewigkeit schien es mir zu währen, ehe ich die Stimme des Polizeimannes vernahm.
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unit 494

Endlich sagte er: »Ich habe lange gewartet!«.
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unit 495

»Ich habe Sie im Hotel gesucht,« erwiderte ich, »und mehrere Minuten in Ihrem Zimmer gewartet.«.
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unit 496

»Lassen Sie uns gehen.«.
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unit 497

Der Detektiv ging einige Schritte längs des Bergweges, ich folgte ihm vorsichtig wie zuvor.
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unit 498

Mit einem Male erriet er, woran ich dachte.
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unit 499

»Sie können so gehen, wie Sie es sonst zu tun pflegen,« sagte er, »hier treffen wir keinen Menschen in der Nähe.«.
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unit 500

»Wissen Sie das genau?«.
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unit 501

»Ja, ich weiß das, ich habe hier lange gestanden.«.
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unit 502

Als wir in den tiefen Schatten unterhalb der Felswand kamen, blieb der Detektiv stehen.
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unit 503

Ein deutlicher Hohn klang aus seiner Stimme, als er fragte: »Finden Sie es im Grunde genommen nicht ganz auffallend, daß wir solche Geheimniskrämerei treiben?«.
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unit 504

Die Frage verwirrte mich.
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unit 505

Von meinem Standpunkt aus betrachtet, war dieses geheimnisvolle Verhalten durchaus erklärlich, ja notwendig, aber ich hatte allerdings nicht daran gedacht, daß auch Asbjörn Krag vielleicht Gründe haben mochte, so still aufzutreten, daß ihn kein Mensch sah.
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unit 506

Er wollte mir den Namen des Mörders nennen, das war alles.
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unit 507

Warum hatte er ihn mir nicht früher am Tage gesagt?
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unit 508

Warum konnte er ihn mir nun nicht nennen, in diesem Augenblick?
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unit 509

Erst jetzt wurde mir sein ganz seltsames Benehmen an diesem Abende klar, und ein Argwohn, der mich vor Schreck eiskalt werden ließ, überfiel mich: Wußte er, was ich im Sinne hatte?
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unit 510

Ermunterte er mich in aller Ruhe hierzu?
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unit 511

War er ein solcher Teufel, daß er auch hiermit rechnete?
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unit 512

Alle diese Gedanken fuhren mir in einer Sekunde durch das Hirn.
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unit 513

Ich murmelte eine undeutliche Antwort auf die Frage des Detektivs.
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unit 514

»Ich habe es aufgegeben,« sagte ich, »ganz aufgegeben, mich über Ihre Handlungsweise noch zu wundern.«.
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unit 515

»Aber warum tun Sie selbst so geheimnisvoll?
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unit 516

Warum schlichen Sie wie ein Dieb in der Nacht umher?«.
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unit 517

»Ich glaubte, es wäre nötig, mit Vorsicht aufzutreten.
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unit 518

Der Mörder ist ja noch nicht erwischt.«.
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unit 519

Da lachte der Detektiv.
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unit 520

Er wandte sein Gesicht ab und lachte; sein Lachen klang wiehernd und höhnisch; es schien mir aus der Finsternis selbst zu kommen.
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unit 521

Da nahm er mich freundlich beim Arm und spazierte mit mir langsam den Weg entlang.
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unit 522

Wir näherten uns nun rasch der Stelle, wo ein jäher Absturz lotrecht mehrere Hundert Fuß tief hinab zum Meere führte.
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unit 523

»Armer Kerl,« brummte er mitleidig.
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unit 524

»Sie sind ja hypernervös und schreckhaft – Sie brauchen dringend Ruhe und Abwechslung.
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unit 525

Beides sollen Sie haben, wenn diese Sache zu einem glücklichen Ende gebracht ist – –«.
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unit 526

»Möchten Sie sich nicht ein wenig beeilen?« fragte ich.
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unit 527

Wir waren gerade auf der höchsten Stelle angelangt und starrten hinunter in den schwarzen, bodenlosen Schlund, der mit kaltem Hauche zu uns hinaufgähnte.
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unit 528

»Ja, nun sollen Sie hören, was ich zu erzählen habe,« antwortete er, »aber ich muß erst einige Fragen, an Sie richten.
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unit 529

Vermögen Sie zu antworten?«.
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unit 530

»Warum sollte ich nicht antworten können?«.
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unit 531

»Mir schien Ihre Stimme rauh und unsicher wie die eines Menschen, der dem Ertrinken nahe ist … aber das ist wohl wieder die Aufregung, vielleicht auch noch das Unbehagen, das im Begriff ist, Sie zu übermannen.
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unit 532

Sie sind also heute abend in meinem Zimmer gewesen?«.
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unit 533

»Ja.«.
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unit 534

»Waren Sie nicht erstaunt, die Tür offen zu finden?«.
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unit 535

»Ja, gewiß.«- »Ich erkläre Ihnen jedoch, daß ich damit eine bestimmte Absicht verfolgte.«.
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unit 536

»Wie ich sehr wohl begriff.
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unit 537

Sie pflegten sie ja sonst sorgsam zuzuschließen.«.
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unit 538

Der Detektiv lachte wieder.
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unit 539

»Ich bewundere Sie,« sagte er, »ich höre, daß Sie dabei versuchen, mit besonderer Sorgfalt zu sprechen.
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unit 540

Sie haben wirklich eine imponierende Geistesgegenwart.
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unit 541

Können Sie mir vielleicht auch angeben, worin meine Absicht bestand?«.
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unit 542

»Nein.«.
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unit 543

»Dann will ich es Ihnen sagen.
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unit 544

Ich wollte, daß Sie mein Zimmer sehen sollten.«.
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unit 545

»Ich?«.
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unit 546

»Ah, nun klingt Ihre Stimme wieder ganz dumpf und rauh.
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unit 547

Haben Sie denn meinen Schreibtisch nicht gesehen?«.
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unit 548

»Jawohl.«.
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unit 549

»Was haben Sie dort gefunden?«.
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unit 550

»Es mag Ihnen wohl genügen, wenn ich Ihnen sage, daß ich es fand.«.
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unit 551

»Hoho, Sie wollen nicht mit der Sprache heraus; Sie fanden die Schminktuben, nicht wahr?« »Jawohl.«.
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unit 552

»Und die falschen Haare und den Bart?«.
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unit 553

»Ja, ich bin mir darüber vollkommen im klaren, daß Sie es sind, Herr Detektiv, der umgegangen und das Gespenst des getöteten Forstmeisters dargestellt hat.«.
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unit 554

»So haben Sie wohl auch den Grund hierfür herausgefunden?«.
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unit 555

»Sie sprechen stets in Rätseln, ich verstehe Sie nicht recht.«.
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unit 556

Der Detektiv legte mir die Hand auf die Schulter.
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unit 557

»Hallo,« sagte er, »es scheint mir, als hörte ich – – –«.
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unit 558

Wir lauschten beide angestrengt.
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unit 559

Tief unten vom Meere her hörten wir Ruderschläge; ein Boot ruderte da unten im Dunkeln vorüber.
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unit 560

Der Laut drang zu uns herauf wie durch ein Sprachrohr.
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unit 561

Wir hörten auch schwache Stimmen, einzelne abgerissene Worte, die eigentümlich fern und dünn klangen: »… besser in solchem Wetter, als …«.
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unit 562

Mehr hörten wir nicht, den Rest verschlang die Finsternis und der Abgrund.
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unit 563

»Tief, tief unten,« murmelte der Detektiv.
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unit 564

Nachdem er einige Zeit gelauscht hatte, ohne weitere Worte aufzufangen, fuhr er fort: »Wie ich Ihnen schon sagte, lieber Freund, habe ich in dieser unheimlichen Sache auf ganz ungewöhnliche Weise gearbeitet.
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unit 565

Ich war mir sogleich darüber im reinen, daß der Forstmeister getötet sein mußte, und zwar erschlagen von einem Manne im Zorn.
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unit 566

Es war keineswegs ein vorsätzlicher Mord.
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unit 567

Ich verfiel sehr bald darauf, an Eifersucht zu denken.
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unit 568

Als ich das Lächeln des Getöteten sah, das noch im Tode triumphierte, sagte ich mir: ›Wenn er so seinen Nebenbuhler angelächelt hat, so kann ich es verstehen, daß dieser ihn sofort zu Boden schlug …‹ Nun wohl.
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unit 569

Aber ich sah auch sogleich, daß hier keine Rede davon sein konnte, Beweise herbeizuschaffen.
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unit 570

Man konnte wohl einen Argwohn nähren, aber irgendeinen handgreiflichen Beweis beizubringen war unmöglich; dabei war die Tat doch nur durch reinen Zufall begangen, eine allzu plötzliche und zu wenig überlegte Handlung.
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unit 571

Ich mußte also meine Arbeit unbedingt anders anlegen, als es sonst der Fall ist.
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unit 572

Nun will ich Ihnen einen anderen Fall erzählen, lieber Freund.
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unit 573

Vor zwei Jahren verschwand ein reicher Engländer auf unaufgeklärte Weise an der Riviera.
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unit 574

Die Untersuchung ergab, daß es sich um einen Raubmord handelte, aber der Mörder war nirgends zu finden.
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unit 575

Man hatte keinerlei Beschreibung von ihm.
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unit 576

Was tat der kleine, schlaue, französische Detektiv, der die Untersuchung leitete?
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unit 577

Ja, er spielte den Getöteten!
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unit 578

Er maskierte sich genau wie dieser, kleidete sich genau wie er und machte so eine Rundreise durch alle Hauptstädte von Europa.
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unit 579

Er ging auf Gassen und Straßen spazieren, wo sich viele Menschen befinden.
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unit 580

Endlich in St. Petersburg ereignete sich das, was er erhofft hatte.
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unit 581

Ein Mann bleibt erschreckt stehen, als er ihn erblickt.
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unit 582

Das ist der Mörder, der da glaubt, daß das Gespenst seines Opfers sich ihm plötzlich zeigt und daraufhin totenbleich und erschreckt die Flucht ergreift.
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unit 583

Im nächsten Augenblick war er ergriffen.
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unit 584

Und das, lieber Freund, das war meine Methode.
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unit 585

Nur kam sie ein klein wenig anders zur Ausführung.
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unit 586

Ich faßte einen bestimmten Argwohn und verstand, weil ich klarer als alle anderen in solchen Sachen sehe, daß nur ein einziger Mensch als Mörder des Forstmeisters in Betracht kam.
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unit 587

Von dieser Stunde an habe ich den Menschen verfolgt.
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unit 588

Daß unerwartete Dinge wie die Flugmaschine und der Tod des alten Gjaernaes meine Arbeit etwas verzögert haben, hat an sich der Sache weder geschadet noch genützt.
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unit 589

Da mir jeder Beweis fehlte, mußte ich es dahin bringen, daß sich der Betreffende verriet.
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unit 590

Ich nahm den Schreck zu Hilfe, in einer Weise, wie das vielleicht noch niemals irgendein Detektiv vor mir getan hat.
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unit 591

Wenn ich grausam gewesen bin, so tut es mir leid, aber es ist wahr, wie ich vorher schon sagte, daß ich ein Lyriker des Schreckens bin.
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unit 592

Und ich bekam den Täter dazu, daß er sich verriet… Brauche ich Ihnen nun noch zu sagen, wer der Mörder ist?«.
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unit 593

Die Hand des Detektivs lag schwer auf meiner Schulter.
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unit 594

Er konnte sicherlich fühlen, wie sich mein Körper vor Herzklopfen hob und senkte.
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unit 595

Ich hörte meine Stimme…einen wunderlichen gurgelnden Laut: »Nein,…durchaus nicht.«.
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unit 596

»So?
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unit 597

Also nicht?« erwiderte Asbjörn Krag lachend; »der Mörder sind Sie selbstverständlich…Ich habe dies von Anfang an gewußt, von dem Augenblick an, als ich hörte, daß Sie unter den Bäumen standen und zusahen, wie der Forstmeister, Ihr Nebenbuhler bei Fräulein Hilde, aus deren Zimmern kam.
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unit 598

Als Sie über die Heide gingen, waren Sie sicher nur tief unglücklich, Sie dachten nicht einmal daran, ihn zu töten, aber Sie empfanden die Zurückweisung auf dem Edelhofe wie einen peinigenden Schmerz, zumal Sie ja die ganze Veranlassung hierzu falsch verstanden.
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unit 599

Als Sie dem Forstmeister wieder nähergekommen waren und er den Hut abnahm, um Sie zu grüßen, höhnisch, triumphierend, da erhoben Sie sofort den Stock, Ihren prächtigen Stock mit der Elfenbeinkugel, und schlugen auf ihn los.
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unit 600

Auch da dachten Sie eigentlich nicht daran, ihn zu töten, aber das Unheil war im Zuge, Sie trafen ihn auf den Hinterkopf, und er starb sofort…«.
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unit 601

Asbjörn Krag hielt inne.
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unit 602

Seine Worte glitten an mir vorbei, ich wußte, was er sagte, aber ich konnte seine Worte nicht unterscheiden.
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unit 603

Seine tiefe, ernste Stimme schlug an mein Ohr mit traurigem Klang wie gedämpfter Beckenschlag in einem Trauermarsch.
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unit 604

Ich lauschte unwillkürlich nach den Ruderschlägen unten im Abgrund; nun klang es ferner, das Boot glitt vorüber.
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unit 605

Der Zeitpunkt kam näher.
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unit 606

Asbjörn Krag fuhr fort: »Wenn ich gegen Sie grausam gewesen bin, so bitte ich Sie um Verzeihung, aber ich mußte so handeln, wie es geschah – einen anderen Weg gab es nicht.
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unit 607

Ich fing damit an, mit Ihnen zu reden, dann verwirrte ich Sie durch mein Auftreten, und endlich ließ ich den Toten vor Ihrem Fenster am Abend erscheinen.
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unit 608

Wenn Sie es sich genau überlegen, so war mein ganzes Auftreten Ihnen gegenüber, alle meine Worte, meine Reden, mein heimliches und offenes Handeln einzig und allein eine Kette, ein ununterbrochenes und geschickt geflochtenes Netz, um zum Ziele zu kommen.
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unit 609

Ich sah Sie an jedem Tage, der verstrich, nervöser und aufgeregter werden.
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unit 610

Schließlich faßten Sie vielleicht einen Argwohn über den richtigen Zusammenhang der Dinge.
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unit 611

Erinnern Sie sich des Revolvers.
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unit 612

Sie wollten nach dem Spuk schießen, nicht wahr?
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unit 613

Aber ich hatte die Kugeln herausgenommen, als ich eine Stunde vorher bei Ihnen saß und Ihre hübsche Waffe bewunderte.
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unit 614

Da wurden Sie überzeugt, nicht wahr?
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unit 615

Ich konnte es Ihnen am Tage darauf ansehen, und endlich verrieten Sie sich –«.
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unit 616

»Ich habe mich durchaus nicht verraten,« flüsterte ich.
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unit 617

»Ja, gewiß taten Sie das.
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unit 618

Nun aber möchte ich Ihnen raten zu gestehen –«.
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unit 619

»Niemals!«.
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unit 620

Der Detektiv trat vor mich hin, so daß er jetzt zwischen mir und dem Abgrunde stand.
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unit 621

Er forderte das Schicksal geradezu heraus.
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unit 622

»Wir stehen uns hier Angesicht in Angesicht gegenüber,« sagte er, »wollen Sie wirklich weiter leugnen?«.
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unit 623

»Ich leugne nicht,« rief ich wild, »aber es gibt keinen Beweis, und Sie werden auch niemals einen Beweis bekommen!«.
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unit 624

»Mörder!« rief er.
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unit 625

Und da war der Zeitpunkt gekommen.
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unit 626

Nun wollte ich so handeln, wie ich es den ganzen Abend über geplant hatte.
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unit 627

Ich stürzte mich auf ihn und umklammerte ihn mit meinen sehnigen Armen.
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unit 628

Einen Augenblick strömte glühende Freude durch meinen Körper.
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unit 629

Ich fühlte meine Kräfte wachsen, in der nächsten Sekunde würde ich ihn in den Abgrund hinuntergeworfen haben, ihn, den einzigen, der um den wahren Sachverhalt wußte.
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unit 630

Aber gerade in dem entscheidenden Augenblicke fühlte ich mich selbst von vier Armen gepackt, ich hörte ein Klirren von Metall, und plötzlich lagen meine Arme in Handschellen auf meinem Rücken.
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unit 631

Und nun legte es sich wie ein Nebel auf mein Bewußtsein.
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unit 632

Eine Blendlaterne blitzte auf; in ihrem Scheine sah ich zwei neue Gestalten: die dunkelgekleideten Soldaten, die Radfahrer…Ich hörte, wie Asbjörn Krag ihnen für ihr rasches Handeln dankte und Befehle austeilte… …Später kam es mir so vor, als ob der Detektiv mit mir sprach… »Endlich haben Sie sich verraten,« sagte er.
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unit 633

»Ich mußte einen neuen Plan in Szene setzen…und Sie, der Sie glaubten, daß Sie mich ums Leben bringen könnten…ich bin Ihnen den ganzen Abend über nachgegangen… … Ihr Manöver mit der Fischfangtour… führten Sie aus, um Ihr Alibi zu beweisen, wenn jemand meinen zerschmetterten Körper finden sollte…Aber statt dessen, lieber Freund, gingen Sie durchaus auf meine Berechnungen ein…Ich wollte ja diesen Mordversuch haben…gerade deswegen habe ich ja immer von dieser gefährlichen Stelle gesprochen…und alles klappte ganz ausgezeichnet, lieber Freund, gerade so wie das Schloß an diesen Handschellen einschnappte…«.
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unit 634

Ich hörte des Detektivs Stimme weiter und weiter entfernt, bis sie im Dunkeln verschwand.
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unit 635

Dann schlug dumpfe Ruhe über meinem Bewußtsein zusammen.
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unit 636

Mit seltsamen Gefühlen sitze ich hier in der Zelle und blättere in diesen Papieren.
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unit 637

Die ersten Seiten sind mit hastiger, ungleicher Handschrift geschrieben, die Buchstaben stehen schief, manche Worte sind ganz unleserlich.
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unit 638

Aber bald wird die Schrift ruhiger, ebenso wie ich es in der Zeit wurde, die ich auf diese Darstellung verwandte.
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unit 639

In der Tat ist nun ein wundervolles Gefühl von Ruhe und Sicherheit über mich gekommen.
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unit 640

Ich bin im Gefängnis, habe keinen eigenen Willen mehr und keine Sorgen.
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unit 641

Jetzt ist es Herbst geworden.
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unit 642

Am Morgen ist es kalt, bevor die Heizung ihre Wärme durch die Räume treibt.
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unit 643

Meine Träume und meine Phantasien beschäftigen sich stark mit den Vorstellungen vom Herbste.
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unit 644

Ich glaube, die Welt da draußen zu sehen…Bäume, die mit blattlosen Zweigen wie mit schwarzen verbrannten Fingern emporstarren; der Himmel ist weder grau noch blau, er hat keine Farbe und spiegelt sich auch auf der Erde nicht wider.
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unit 645

Aber er lagert dicht über dem Boden, von dem übler Dunst ausgeht, wie von etwas Bösem und Garstigem.
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unit 646

Der Frost hat sich bereits auf die Kirchenglocken gesetzt, ich kann das hören, denn sie klingen stumpf… So kann ich viele Stunden sitzen und vor mich hinstarren.
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unit 647

Ich habe das Gefühl, als ob ich mich mehr und mehr von den Menschen entferne und in die Unendlichkeit hinaussegle, einem anderen Dasein zu.
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unit 648

Vielleicht ist es die Gewißheit, daß mir viele Jahre Gefängnis bevorstehen, die mich oft an die Ewigkeit denken läßt.
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unit 649

Ich habe die Vorstellung, daß die Ewigkeit etwas Lichtvolles ist, ein wunderbares und fremdes Licht, das weit hinaus scheint über ein ödes, gewaltiges Meer.
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unit 650

Und ich bin froh in meiner Zelle geworden.
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unit 651

Das ist meine Kajüte, in der werde ich auf eine große Reise hinausziehen.
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unit 652

Ich habe mich losgesagt von den Menschen; noch tönen Lärm und Stimmen in meinem Bewußtsein wie das sanfte Plätschern der Wellen gegen den Strand, aber ich höre es schon ferner und ferner, und bald werde ich auch auf die Reise gehen, umgeben von Ruhe und Schweigen auf viele Jahre hinaus.
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Der Eiserne Wagen.
Ein Roman von Sven Elvestad.
Kapitel VII.
Der Abgrund.
Am nächsten Tage traf ich Asbjörn Krag mit einem Pack Zeitungen unter dem Arme.
Er zeigte mir ein deutsches Blatt und sagte:
»Hier steht etwas vom eisernen Wagen darin.«.
Ich nickte nur.
Aber da ich das Gefühl hatte, daß dies ein allzu deutlicher Mangel an Interesse war, fragte ich:
»Was steht denn da über den eisernen Wagen?«.
Der Detektiv steckte die Zeitung ruhig in die Tasche.
»Da geht nun hier eine Menge Menschen umher und ahnt nichts von dem Geheimnis des eisernen Wagens; dabei kann man das Ganze in Berlin in einer Morgenzeitung lesen.
Ist das nicht sonderbar?«.
»Höchst unglaubwürdig,« sagte ich; »wie kann das zusammenhängend«.
»Natürlich hat jemand an das Berliner Blatt telegraphiert.«.
»Von hier aus?«.
»Ja, von hier aus oder von dem nächsten Telegraphenamt.«.
»Wer kann denn das sein?«.
»Haben Sie es noch nicht erraten?« fragte Asbjörn Krag lachend.
»Nein.«.
»Ich bin es natürlich, der telegraphiert hat,« sagte er.
»Darf ich vielleicht wissen,« fragte ich, »worin das Geheimnis dieses eisernen Wagens eigentlich besteht?«.
»Interessiert Sie das wirklich so sehr?«.
»Gewiß.«.
»Warum sind Sie denn aber noch nicht hinausgefahren, um danach zu sehen?
Das Pensionat ist ganz verlassen, alle anderen Gäste sind bereits fortgegangen.«.
»Ich habe ein paar wichtige Briefe geschrieben,« warf ich ein.
»Außerdem haben Sie vermutlich auch an andere, an ernstere Dinge zu denken.«.
»Vielleicht.«.
»Ist es indiskret, zu fragen, was das für Dinge sind?«.
»In erster Reihe«, antwortete ich, »denke ich daran, bereits morgen abzureisen.«.
Das Gesicht des Detektivs wurde nachdenklich.
»Schon morgen,« brummte er, »das ist vielleicht ein bißchen früh, aber wir werden ja sehen.«.
»Wie meinen Sie das?
Werden Sie vielleicht auch abreisen?«.
»Vielleicht. Dann haben wir Gesellschaft.
Das wird mich, aufrichtig gesagt, freuen.
Ich liebe es, den einen oder anderen verständigen Menschen um mich zu haben, um mit ihm zu plaudern, wenn ich nicht gerade arbeite.«.
Der Detektiv bat mich, ihn nach der Dampfschiffsbrücke hinunter zu begleiten.
Das Schiff wurde erwartet.
Ich wunderte mich darüber ein wenig, da ich wußte, daß sich Asbjörn Krag sonst nicht für den Dampfer interessierte, dessen Ankunft den übrigen Badegästen stets eine angenehme Abwechslung war.
Aber vermutlich erwartete der Detektiv irgend etwas; vielleicht sollte einer seiner Kollegen kommen.
Der weiße Dampfer glitt durch das Wasser dahin und trieb langsam an die Brücke, auf der sich nur wenige Menschen befanden.
Der Spediteur und seine Leute gingen auf und ab und hatten mit Kisten und Fässern zu tun.
Einige neue Sommergäste gingen vom Dampfer an Land, meist waren es Frauen mit ihren Kindern und Kinderwagen; auch einige Mannsleute, so ein bebrillter Herr, der vom Bücherstaub und der Stadtluft ganz blaß war, und ferner zwei andere junge Männer, die wie Sportsleute aussahen.
Diese beiden fielen mir besonders auf.
Sie schienen es eilig zu haben, wenigstens grüßten sie niemanden; Gepäck hatten sie nicht bei sich, sondern nur zwei Fahrräder.
In einer Staubwolke verschwanden sie auf dem Landwege.
»Bekannte?« fragte Krag.
»Keineswegs,« erwiderte ich; »ich habe sie niemals vorher gesehen.«.
»Aber es kam mir so vor, als ob Sie die Herren mit einer gewissen Aufmerksamkeit betrachteten.«.
»Das war ganz zufällig.«.
»Natürlich.
Entschuldigen Sie nur meine Neugier, aber es macht mir Vergnügen, alles zu beobachten, selbst das Unbedeutendste.
Ich bemerkte einen leisen Schimmer in Ihren Augen, der in mir die Vorstellung erweckte, als ob Sie die Herren wiedererkannt hätten.«.
»Dann hätten wir uns doch natürlich begrüßt.«.
»Na, hören Sie mal, man kann sich gut kennen, ohne daß man gerade miteinander auf dem Grüßfuße zu stehen braucht.«.
»Aber Sie, Herr Krag,« fragte ich, »was wollen Sie denn hier unten auf der Brücke?«.
»Ich hatte nur mal Lust, hier herunterzugehen und mir den Dampfer anzusehen,« sagte er.
»Sehen Sie, da fährt er schon ab, und nun ist das Vergnügen vorbei.«.
Selbstverständlich log er, wie ich sofort merkte.
Asbjörn Krag machte stets Seitensprünge und verhehlte mir seine wirklichen Absichten.
Er wollte nun mit mir nach dem eisernen Wagen gehen, und ich beschloß, ihn zu begleiten.
»Gehen wir über die Höhe?« fragte ich.
»Nein,« antwortete er, »wir können ebensogut den Landweg nehmen; die Sonne brennt heute allzu stark da oben.«.
Ich hätte ihn dahin berichtigen können, daß die Sonne ebenso heiß auf dem Landwege brannte, aber ich ließ es laufen.
Selbstverständlich ging er absichtlich nicht den Pfad über den Berg, ich wollte ihn jedoch nicht nach der Ursache fragen.
Wir schritten kräftig aus, denn wir mußten den Weg in weniger als anderthalb Stunden zurücklegen, falls wir noch rechtzeitig zum Mittagessen zurück sein wollten.
Unterwegs kam er auf mein merkwürdiges Benehmen vom gestrigen Abende zurück.
»Ich sehe nun selber ein,« sagte er, »wie notwendig es ist, daß Sie von hier fortkommen, und bereue es, Sie so sehr mit diesen unheimlichen Dingen beschäftigt zu haben.
Gestern konnte ich es Ihnen ansehen, daß Sie sich wirklich fürchteten.«.
»Wovor denn?«.
»Vor dem Mann im eisernen Wagen.
Sie liefen ja von mir fort.
Vielleicht wären Sie nicht so ängstlich gewesen, wenn Sie ihn doch mitgenommen hätten.«.
»Ihn, wen meinen Sie?«.
»Den Revolver natürlich.«.
Ich blieb stehen und sah ihn an, denn ich mußte im stillen seine Frechheit bewundern.
Er schien jetzt das Hundegeheul und alles sonst vergessen zu haben.
Dabei war er es gerade, der mich mit seinem Geschwätz von dem toten Jagdhund in Schrecken versetzt hatte, und nun tat er, als ob er von nichts wüßte.
Seine Mienen waren unerschütterlich, sein ganzes Auftreten war zuvorkommend, beinahe liebenswürdig freundlich.
»Ich hoffe, Ihnen beweisen zu können,« sagte ich, »daß ich im entscheidenden Augenblick nicht ängstlich bin.«.
»Das glaube ich auch.
Ja, ich bin sogar überzeugt, daß Sie von Natur aus durchaus nicht schreckhaft sind, aber all diese unheimlichen Ereignisse haben Sie erschüttert und unsicher gemacht.
Hoffentlich haben Sie heute nacht gut geschlafen?«.
»Vortrefflich.«.
Wir gingen schweigend ein Weilchen nebeneinander her.
Dann fragte ich:
»Wollen Sie mir nicht erzählen, was in der deutschen Zeitung steht, damit ich ein wenig vorbereitet bin?«.
»Bald sollen Sie alles zu wissen bekommen.
Ich habe eine Liebhaberei für Effekte und schätze die kleinen Ueberraschungen sehr.
Aber so viel habe ich Ihnen ja bereits gesagt, daß der eiserne Wagen nicht das geringste mit dem Morde zu tun hat.«.
»Mit der Ermordung des Forstmeisters?«.
»Ja; weiter liegt ja überhaupt kein Mord vor.
Zufällig sind auch andere Dinge hier hinein verflochten worden; in erster Reihe der eiserne Wagen und außerdem der Tod des alten Mannes.«.
»Aber jetzt haben Sie vermutlich die Fäden entwirrt?«.
»Ja, das Rätsel mit dem alten Gjaernaes ist bereits gelöst.
Er wurde durch einen unglücklichen Zufall vom eisernen Wagen getötet, gerade als er auf der Flucht über die Heide begriffen war, um von hier wieder zu verschwinden.
Derselbe unglückliche Zufall trieb auch den Mann mit dem eisernen Wagen in den Tod.«.
»Aber was wollte der Mann mit dem eisernen Wagen dann an jenem Abende draußen auf der Heide?«.
Asbjörn Krag schlug auf das Zeitungspaket.
»Hierin steht alles genau beschrieben,« sagte er; der Mann mit dem eisernen Wagen ist der bedeutendste von den drei Toten.
Die deutschen Blätter schreiben von ihm, daß die Wissenschaft durch seinen Tod einen großen Verlust erleidet.
Haben Sie denn in der letzten Zeit gar keine Zeitungen gelesen, lieber Freund?«.
»Nein,« erwiderte ich; »wenn ich Ferien habe, interessiere ich mich nicht für die übrige Welt.«.
»Hm, ich weiß auch nicht, ob die Nachricht bereits in die norwegischen Blätter gelangt ist.
Ich habe sie selbst den deutschen übermittelt.
Der Mann in dem eisernen Wagen ist ein Deutscher.«.
Wir näherten uns nun der Lichtung, wo der Abhang von der Heide nach dem Meere herunterführte.
Als wir schließlich dort angelangt waren und heruntersahen, wunderte ich mich über die Menge Menschen, die am Ufer versammelt war.
Die weißen Kleider der Damen und die gelben Strohhüte leuchteten hell herauf.
Ein Bergungsdampfer lag noch immer in der Bucht, aber alle die kleinen Boote waren jetzt rings um ihn versammelt, wie die Küchlein um eine Henne.
Die Menschenmenge betrachtete neugierig einen wunderlichen Gegenstand, der auf den Strand heraufgezogen war.
Aus der Entfernung sah er wie eine einzige verworrene Masse von Eisenstangen und Rädern aus.
Beim Näherkommen glaubte ich, daß es das Wrack eines kleinen Dampfbootes wäre, zumal ich zwei Schrauben entdeckte und das helle Deck des Dampfers zu sehen vermeinte.
Es war aber weder ein Dampfboot noch ein eiserner Wagen.
Ueberhaupt befand sich wohl kaum etwas von Eisen an dem Wrack.
Was ich für Eisenstangen angesehen hatte, war ein feines Gestänge aus Nickel oder Aluminium.
Es war eine eigenartige Form von Flugmaschine, ein Monoplan.
Asbjörn Krag ergriff mich am Arme.
»Verstehen Sie nun?« fragte er.
»Ja,« erwiderte ich, »nun fange ich an zu verstehen.«.
»Dieses Flugzeug hörten wir in jener Nacht, dieses Flugzeug ging so niedrig, daß es den alten Gjaernaes tötete, und dieses Flugzeug war es auch, das Sie in der unheimlichen Mordnacht gehört haben.
Es ist eine Maschine ohne Motor, die sich einzig mit Hilfe von Luftströmungen bewegt hat.
Den Ton, den wir hörten, und der uns wie Wagengerassel vorkam, entstand durch das Saugen der Luftströme in den Röhren.
Während Asbjörn Krag so sprach, sammelten sich die Neugierigen haufenweise um ihn.
Es berührte ihn augenscheinlich peinlich, Gegenstand der allgemeinen Aufmerksamkeit zu sein; darum zog er mich aus dem Haufen fort.
»Lassen Sie uns ein wenig längs des Strandes spazieren, ich will Ihnen dann alles erzählen.«.
Die anderen verstanden dieses Manöver und blieben zurück.
Asbjörn Krag erklärte:
»Das Unglück mit dem alten Gjaernaes war zugleich auch der Anlaß zur Vernichtung der Flugmaschine.
Diese feinen eleganten Dingerchen sind noch keineswegs so vollkommen, daß sie nicht ein unerwarteter Stoß aus dem Gleichgewicht bringen sollte.
So kam es, daß die Maschine den Abhang herunterschwirrte und geradeswegs ins Meer stürzte.
Ich kann wir denken, daß der Luftschiffer versucht hat, das gestörte Gleichgewicht wiederherzustellen, aber es glückte ihm nicht.«.
»Aber ich verstehe nur nicht,« wandte ich ein, »warum er seine Versuche gerade hier oben in Norwegen machte?«.
»Das will ich Ihnen erzählen,« erwiderte Krag und begann einige der ausländischen Blätter auseinanderzufalten.
»Hier sehen Sie ›Svenska Dagbladet‹ vom 24. August.
Eine kleine Notiz berichtet kurz folgende Tatsache:
»Dem Vernehmen nach hat der bekannte deutsche Aviatiker Doktor Brahms eine sehr bemerkenswerte Erfindung zur Vervollkommnung der Flugmaschine ohne Motor gemacht.
Man weiß noch nicht, worin die Erfindung besteht, aber wir erfahren von eingeweihter Seite, daß der Erfinder eifrig mit seinen Experimenten beschäftigt ist.
Da es jedoch schon mehrfach vorgekommen ist, daß aviatische Geheimnisse gestohlen wurden, hat Doktor Brahms seine Uebungen nach einer wenig bewohnten Gegend verlegt und umgibt sich mit äußerster Geheimniskrämerei.
So sind die Teile seiner Flugmaschine in großen Kisten fortgeschafft worden, die die Aufschrift trugen ›Bechsteinflügel‹.
Ein Gerücht will wissen, daß Doktor Brahms die hellen norwegischen Sommernächte benutzt, um seine Experimente gerade dann vorzunehmen, wenn andere Menschen schlafen.«.
»Dieses Telegramm erregte zuerst meine Aufmerksamkeit,« fuhr Asbjörn Krag fort; »hören Sie, was ich selbst telegraphiert habe.«.
Asbjörn Krag las weiter, indem er eine deutsche Zeitung aus dem Paket herauszog:
»Von einem zufälligen Korrespondenten haben wir eine Mitteilung erhalten, die in weiten Kreisen Trauer und Bedauern erwecken wird, falls sie sich als richtig erweisen sollte.
Diese Mitteilung lautet: Gestern nacht ist der Luftschiffer Doktor Brahms verunglückt, der seit einiger Zeit unbemerkt seine Flugversuche hier in der Gegend betrieben hat.
Durch eine sinnreiche Ausnutzung der Luftströme war er dem Problem der motorlosen Flugmaschine sehr nahe gekommen.
Er betrieb seine Versuche in der tiefsten Verborgenheit und sie waren bereits so weit gediehen, daß die Maschine selbst bei sehr stillem Wetter sich erheben und fortbewegen konnte.
Die Maschine stieß während eines nächtlichen Versuchs an ein Hindernis und fuhr geradeswegs ins Meer, da sie das Steuer verlor.
Ein Bergungsboot ist zu Hilfe gerufen worden, um die Maschine vom Meeresboden heraufzuholen.«.
»Da haben Sie das ganze Rätsel,« schloß der Detektiv.
Mir erschien das Ganze äußerst merkwürdig.
Wenn ich nicht mit eigenen Augen die zertrümmerte Flugmaschine gesehen hätte, wäre mir der Bericht kaum glaubhaft vorgekommen.
»Wenn Sie sich den Sachverhalt überlegen,« fuhr Asbjörn Krag fort, »müssen Sie sich darüber wundern, wie einfach sich nun alles aufklärt.
Der rätselhafte eiserne Wagen ist verschwunden.
Jetzt verstehen Sie, woher der Lärm kam, und begreifen auch den unglücklichen Zufall mit dem alten Gjaernaes.«.
»Und auch den mit dem Forstmeister.«.
Der Detektiv zog die Stirn kraus.
»Durchaus nicht,« erwiderte er.
»Ich habe Ihnen ja schon gesagt, daß der Forstmeister erschlagen wurde.«.
»Das dürfte Ihnen schwer fallen zu beweisen.«.
»Ja, es ist recht schwer,« brummte Asbjörn Krag nachdenklich, »aber schließlich wird es mir doch glücken.«.
»Vielleicht erfordert es viel Zeit,« warf ich ein.
»Für andere ja, aber nicht für mich.«.
»Sie sind kühn in Ihren Behauptungen, lieber Krag. Wieviel Zeit wird noch vergehen, bis Sie hintreten und auf den Mann zeigen können?«.
Der Detektiv sah gen Himmel, gerade als wollte er seine Weisheit von dort holen.
»Zwölf Stunden,« versetzte er.
»Aber sind Sie auch sicher, daß Sie dann den Richtigen treffen?«.
»Vollkommen sicher.«.
»Und Sie werden ihn mir zeigen?«.
»Ja,« erwiderte der Detektiv, wobei er mir einen seltsamen Blick zuwarf, »wenn Sie ihn denn durchaus zu sehen wünschen.«.
»Er ist also nicht tot?« fragte ich.
»Nein, noch lebt er.«.
Wir spazierten denselben Weg zurück, auf dem wir gekommen waren.
Ich drang in Asbjörn Krag und wollte ihn über den Mörder ausfragen, aber er antwortete ausweichend.
Ich studierte sein Gesicht sehr genau; es kam mir so vor, als läge darin ein müder und abgespannter Zug.
Er war sicher blasser geworden – an den Schläfen und längs des Haarrandes war seine Haut weiß.
Offenbar mußte er in letzter Zeit angestrengt geistig gearbeitet, vielleicht auch nachts viel gewacht haben.
Aber wie sah ich selbst aus?
Ich hatte seit Tagen nicht mehr ruhig geschlafen und fühlte, daß meine Augen brannten und meine Lippen bebten.
Meine Nerven waren vollkommen verbraucht.
Oh, wie sehnte ich mich nach einer langen Ruhe!
Aber nun sollte die Sache ja bald zu Ende kommen. Morgen ging das Schiff; ob der Detektiv nun Erfolg hatte oder nicht, ich wollte jedenfalls diesen entsetzlichen Ort morgen verlassen.
Unterwegs kam der Detektiv wieder darauf zurück, daß sich die ganze Sache von Anfang an nur so rätselhaft angelassen hätte, weil drei verschiedene Dinge miteinander verknüpft waren.
»Wenn es mir nicht gelungen wäre, diese verschiedenen Vorkommnisse voneinander zu trennen,« sagte er, »so würde ich womöglich auch jetzt noch immer im Dunkeln tappen.«.
Das gab mir Gelegenheit, wieder des Mordes Erwähnung zu tun.
Ich fragte:
»Sie sagten mir schon vor längerer Zeit, daß Sie hintreten und auf den Verbrecher zeigen könnten.
Wenn Sie Ihrer Sache so sicher waren, warum haben Sie den Mann nicht schon längst festgesetzt?«.
»Weil mir die Beweise fehlten.
Ich wiederhole, daß ich in dieser Angelegenheit mit ganz ungewöhnlichen Mitteln gearbeitet habe.«.
Der Detektiv blieb stehen und sah mich blinzelnd an.
»Ich habe gewartet, bis die Frucht reif war,« sagte er.
»Und nun ist sie reif?«.
»Bald, in wenigen Stunden; sie fällt mir dann geradeswegs in die Hände.«.
Wir waren inzwischen zum Hotel gekommen, das hell in der heißen Luft leuchtete, da die Sonnenstrahlen auf der rotgestreiften Markise tanzten.
»Ich verstehe vollkommen, daß Sie gespannt sind,« fuhr der Detektiv fort, »aber vor heute abend werden Sie nichts erfahren.«.
Ich bat ihn um eine nähere Zeitangabe.
Er dachte nach und rechnete.
»Um zehn Uhr,« sagte er schließlich.
»Sehr wohl. Soll ich Sie dann im Hotel aufsuchen?«.
»Ja.«.
Als ich gehen wollte, fing Asbjörn Krag an zu lachen und blieb noch etwas stehen.
»Sie sind auffallend wenig neugierig,« äußerte er.
Ich schüttelte den Kopf, da ich nicht verstand, was er meinte.
»Ich hätte erwartet, daß Sie mich fragen würden, warum Sie gerade um zehn kommen sollten.«.
»Wahrscheinlich haben Sie Ihre Gründe hierfür.«.
»Selbstverständlich, ich habe einen bestimmten Grund.
Um zehn Uhr beginnt es dunkel zu werden.«.
»Ist denn die Dunkelheit für Ihre Pläne notwendig?«.
»Durchaus notwendig.«.
»Also werde ich um zehn Uhr kommen.«.
Als ich mich wenige Schritte von ihm entfernt hatte, rief er meinen Namen.
»Ach, hören Sie,« sagte er, »es kann doch möglich sein, daß Sie mich im Hotel nicht antreffen.«.
»Soll ich dann auf Sie warten?«.
»Nein, gehen Sie dann bitte nach einer Stelle hin, wo ich Sie erwarte, falls ich nicht im Hotel bin.«.
»Wohin?«.
Asbjörn Krag zeigte hierbei auf das Meer.
»Sehen Sie die großen Baumgruppen dort unten?«.
»Ja.«.
»Dort können Sie mich finden, aber gehen Sie zunächst nach dem Hotel.«.
»Da unten,« murmelte ich, »wo der Weg anfängt, der auf die Höhe führt.«.
»Jawohl,« erwiderte er.
Er nickte mir zu und ging rasch von dannen.
Ich blieb stehen und sah ihm nach.
Er schlenderte durch den violetten Klee, der sich zwischen dem Wald und dem Hotel ausbreitete, dann ging er auf die Veranda und öffnete lärmend die Glastür.
Ich hörte noch, wie er einen lauten und freundlichen Gruß ins Zimmer rief – – –
… Der heiße Tag ging langsam zu Ende.
Ich lag in meiner Hütte im Schaukelstuhl und ließ die Stunden vorübergleiten.
Das Knarren des Stuhls war lange Zeit der einzige Laut, den ich hörte.
Es war windstill.
Die starke Hitze strömte gegen mein Häuschen, drang durch das offene Fenster und erfüllte das Zimmer.
Meine Papiere wurden im Sonnenschein warm und hart, als ob sie vor einem Kachelofen gedörrt würden.
Ich hatte das Gesicht nach dem Fenster zugewandt und sah so das lichte, blaue Meer im Fensterrahmen.
Die grünen schweren Laubkronen und die blaue See erschienen im Fenster wie die leuchtenden Farben eines Bildes.
Hie und da wippte ein Blatt, auf dem ein Insekt saß, ab und zu erschien ein weißer Fittich im Hintergrund; es war ein Segel, das über das Meer dahinglitt.
Endlich hörte ich auch einen Laut.
Dünne Stimmchen kleiner Kinder, die nahebei im Sande lagen und mit einer Blechbüchse spielten.
Glänzende Libellen segelten durch die Luft und sausten hie und da gegen die Wände wie summende Geschosse.
Allmählich wurde mir die Hitze im Zimmer zu drückend.
Ich ging hinaus, legte mich ins Gras und verschränkte die Hände unter dem Kopf.
Ich sah gen Himmel und versuchte immer weiter den Himmelsraum mit meinem Blicke zu umfassen.
Dabei dachte ich, daß die Augen, die das ganze Himmelsgewölbe auf einmal umspannen könnten, die Fülle der Schönheit wie eine Offenbarung der Ewigkeit empfinden müßten.
Feine weiße Lämmerwölkchen standen in der Nähe des Sonnenballs wie Rauchwolken, die von einer glimmenden Zigarre aufsteigen, und hinten am Horizont jagte ein Heer von weißen Wolken vorüber.
Sie waren vorbei.
Nun war keine Bewegung mehr am Himmel.
Die Wolken standen still, als schlummerten sie in der Luft.
Darüber spannte sich die hellblaue Unendlichkeit, weit, weit, bis in Räume, zu denen der Menschengeist niemals vordringen kann.
Welch eine Kuppel über der Erde!
Wie herrlich war das alles!
Wie erschien die Erde hiergegen unansehnlich, dunkel und ärmlich … Die Berge ragten in dieses Lichtmeer wie Schlagschatten hinein – dort oben auf dem höchsten Gipfel stand eine Föhre und badete ihre Krone im Licht!
Ich fühlte, daß der Sommer heute einen seiner letzten großen Siegestage feierte.
Sobald der Sonnenwagen unter den Horizont herabgerollt war, kam die Dämmerung.
Hinter ihr her war schon der Herbst mit seinen langen kalten Fingern, und die Nächte begannen kühl zu werden.
Wenn man merkt, daß der Sommer schwindet, hat man stets ein Gefühl, als ob er niemals wiederkehre, und man will dann die letzten Tage noch mit vollen Zügen genießen…
Als die Schatten auch in mein Zimmer hineinglitten, das Laub im Abendwinde wippte und winkte, die See grau wurde, überkam mich eine tiefe Traurigkeit.
Das Herz hämmerte mir in der Brust, ich hatte das flüchtige Empfinden, als ob nun das Leben aufhörte.
Wie langsam doch die Abendstunden dahinflossen.
Ich schloß die Fenster und wunderte mich über die blutige Farbe des Glases.
Es war der Widerschein des Sonnenuntergangs; die Sonne zog mit sich ins Meer herab ein Gefolge rostbrauner Wolken, von jener häßlichen Farbe, die dem Herbste eigen ist.
Die Tinten wurden von der Luft zurückgeworfen und spiegelten sich auch im Glase meines Fensters.
Ich fuhr mit den Fingern über die Scheiben und wunderte mich aufs neue, denn auch meine Finger sahen blutig aus.
So kam die Dämmerung heran.
Die Dunkelheit füllte mählich jeden Winkel, wurde ständig dichter und breitete ihren Mantel weit aus.
Nur die goldenen Rahmen der Bilder an den Wänden leuchteten noch in dem schwachen Schimmer, der von den Fenstern kam, und das Zifferblatt starrte lange von der Wand durch das Dunkel wie ein weißes blödes Auge.
Gegen zehn Uhr schwand auch der letzte Schimmer des Tages, im Zimmer wurde es ganz dunkel, nur im Fenster stand noch ein undeutlicher schwacher Lichtschimmer, der von Minute zu Minute schwächer und blasser wurde.
Zuletzt hatte ich dagesessen und darüber nachgedacht, was ich nun tun sollte.
Ich wußte, daß sich etwas Entscheidendes im Laufe der Nacht ereignen würde, und hatte das bestimmte Gefühl, daß dieser Tag der letzte hier wäre.
In keinem Falle mochte ich länger die nervenerschütternden Vorkommnisse hier ertragen.
Furcht hatte ich nicht mehr, nicht im geringsten.
Ich fürchtete mich nicht vor dem Gesichte mit dem schrecklichen Mund und der totenbleichen Stirn, denn nun kannte ich den ganzen Zusammenhang.
So traf ich denn eine Reihe von Vorkehrungen, die wohl merkwürdig erscheinen mochten, aber ihre Erklärung durch die späteren Ereignisse finden werden.
Der Eiserne Wagen.
Ein Roman von Sven Elvestad.
Der Abgrund – Kapitel VII C.
Um halb zehn Uhr verließ ich meine Hütte.
Zuerst zog ich mir einen leichten Ueberzieher an, besann mich dann aber eines anderen und ließ ihn zurück.
Statt dessen knöpfte ich mir die Jacke fest zu; ich wollte in meinen Bewegungen in keiner Weise behindert sein.
Ehe ich ging, lud ich alle Läufe meines Revolvers und steckte ihn in die rechte Tasche, so daß ich rasch an ihn gelangen konnte; als ich aber bemerkte, daß die Tasche dadurch auf verdächtige Weise aufgetrieben wurde, nahm ich die Waffe wieder heraus und steckte sie in die innere Tasche, so daß nunmehr niemand ihre Anwesenheit ahnen konnte.
Ich hatte mich bereits einige Schritte von der Hütte entfernt, da fiel mir noch etwas ein.
Ich ging also zurück und sah meine Papiere an, die auf dem Tische lagen.
Es kam mir vor, als ob sie in einer allzu großen Ordnung dalägen; infolgedessen brachte ich die Papiere durcheinander, schrieb einige Zeilen einer Abhandlung, die ich in letzter Zeit unter der Feder hatte, und suchte durchaus den Eindruck zu erwecken, als ob ich ganz zufällig meine Arbeit unterbrochen und das Zimmer verlassen hätte.
Endlich machte ich Ernst und ging.
Ich sah unaufhörlich nach der Uhr, weil ich pünktlich sein wollte.
Es war neun Uhr vierzig Minuten, als ich beim Landhändler eintrat.
Fünf Menschen waren in dem Laden; der Landhändler selbst, der etwas gestreiftes Zeug abmaß, und seine Tochter, die Sirup in eine Kanne zuwog, standen hinter dem Ladentisch; davor stand der Bruder des Landhändlers, ein Fischer, die Hände in der Hosentasche, eine Pfeife im Munde. Außerdem waren zwei Kunden da, ein altes Weib, das damit beschäftigt war, einige gefüllte Tüten in einen Korb zu packen, und ein kleiner Junge, der an seinen nackten Beinen fror; er hatte einen Blecheimer in der einen Hand und ein blaues zerknittertes Rechnungsbuch in der anderen.
Ich trat so laut in den Laden, daß alle mein Kommen bemerken mußten, begrüßte den Bruder des Landhändlers, den ich von früher her kannte, und erzählte ihm rasch, daß ich die Absicht hätte, eine längere Fischfangtour nach der eine Meile entfernten »Spitzen Landzunge« zu machen; schon in einer halben Stunde wolle ich abfahren, etwa eine Stunde bei dem Fischer draußen auf der Landzunge schlafen und dann um vier Uhr anfangen.
»Ja, das ist eine hübsche Tour,« meinte der Mann.
»Wollen Sie allein rudern?«.
»Nein, ich dachte, den einen oder anderen dort vom Hotel dazu zu bekommen.«.
»Nun ja, ja, es ist wohl ein gehöriges Stück zu rudern.«.
»Das schon, aber ich schaffe es doch,« antwortete ich lächelnd und reckte meine Arme aus.
Der Mann nickte.
»Sie sind gewiß stark,« sagte er.
»Ja, Gott sei Dank,« antwortete ich, und dabei lag mehr Ausdruck in meiner Stimme, als mir lieb war.
Dann wandte ich mich wieder zum Landhändler und kaufte verschiedene Fischereigeräte, Haken und auch einige Schnüre.
»Die meinigen sind schon zu schlecht,« sagte ich dabei.
Der Landhändler gab mir wegen des Fanges gute Ratschläge, erklärte mir, welche Köder ich benutzen müßte und wo ich meine Schnüre auslegen sollte.
Schließlich bat ich um die Erlaubnis, sein Boot entleihen zu dürfen, was er mir nach einiger Ueberlegung auch gestattete.
»Alsdann werde ich das Boot etwa in einer halben Stunde nehmen,« sagte ich, »vielleicht bringe ich noch einen Freund vom Hotel mit, vielleicht bin ich auch gezwungen, allein zu fahren.
Fahren werde ich aber auf jeden Fall, denn ich habe außerordentliche Lust zu dieser Fischfangtour.«.
Nachdem die gekauften Sachen zusammengepackt waren, wünschten mir der Landhändler und sein Bruder guten Fang, und dann wanderte ich nach dem Hotel.
Dort waren alle Fenster erleuchtet, auch dasjenige von Asbjörn Krag, ein Umstand, der mich enttäuschte.
Ich hatte darauf gerechnet, daß er nicht da sein würde, und glaubte bestimmt, daß er mir mit Absicht die Stelle unten am Bergwege für das Stelldichein bezeichnet hatte.
Traf ich ihn nun trotzdem hier im Hotel, so mußte ich meine weitere Handlungsweise etwas anders einrichten.
Aber es mochte biegen oder brechen, jetzt hatte ich meinen Entschluß gefaßt und wollte ihn nun auch durchführen.
Unten im Speisesaal traf ich einige Gäste, die ich fragte, ob sie mit auf den Fischfang gehen wollten, doch schien es nicht, als ob sie hierzu große Lust hätten, zumal ich ihnen auch eine ziemlich große Rudertour in Aussicht stellte.
Dabei gab ich ganz genau die Zeit an, zu der ich aufzubrechen beabsichtigte. »In einer halben Stunde,« sagte ich.
»Ich werde das Boot des Landhändlers nehmen.
Aber es scheint wirklich so, als ob niemand mitfahren will?«.
Dann ging ich durch den Korridor nach Asbjörn Krags Zimmer.
Punkt zehn Uhr klopfte ich an seine Tür.
Niemand antwortete.
Ich klopfte wieder; als ich abermals keine Antwort erhielt, ging ich geschwind in das Zimmer hinein.
Es war leer, doch die brennende Lampe stand auf dem Tisch.
Ich wußte, daß Asbjörn Krag stets darauf bedacht war, sein Zimmer abzuschließen; er konnte also nicht weit fort sein.
So wartete ich an der Tür mehrere Minuten, aber niemand kam, und ich hörte auch keine Schritte. Völlige Stille umgab mich.
Das kam mir verwunderlich vor, die Tür offen und die Lampe brennend auf dem Tische…Der Detektiv, der die Pünktlichkeit selbst war, wußte, daß ich zur festgesetzten Zeit, Punkt zehn Uhr, kommen würde.
Ich wußte, daß er Geheimnisse hatte und daß er um keinen Preis Fremde über seine Papiere kommen ließ, mich wahrscheinlich noch zu allerletzt.
Warum war er dann aber nicht vorsichtiger?
Ich öffnete die Tür, die auf den Korridor führte.
Asbjörn Krags Zimmer lag ungefähr in der Mitte desselben.
Ich mußte also, woher auch jemand kommen mochte, die Schritte hören, ehe der Betreffende bis an die Tür des Detektivs gelangt war.
Dann schloß ich wieder die Tür und lauschte unbeweglich.
Kein Laut war zu hören.
Da trat ich an den Schreibtisch des Detektivs, wo viele Papiere in Paketen geordnet lagen.
Oben auf dem Tische dicht beim Fenster stand ein ovaler Toilettentisch in versilbertem Rahmen, rings um den Spiegel lag eine Menge kleiner Gegenstände verstreut, darunter einige Schminktuben.
Als ich diese Dinge zu sehen bekam, ging es mir durch und durch.
Aber ich bemerkte noch etwas anderes.
Neben dem Spiegel stand in einem geschnitzten Eschenholzrahmen eine Photographie.
Es war das Bild des getöteten Forstmeisters Blinde, eine vortreffliche Photographie, anscheinend kurz vor seinem Tode ausgenommen.
Ich nahm das Bild in die Hand und starrte lange darauf.
Etwas von dem Gefühle beherrschte mich wieder, das ich hatte, als ich das Gesicht hinter der grünen Fensterscheibe sah.
Aber es dauerte nur eine Sekunde, dann war ich wieder unerschütterlich ruhig.
Ich begriff, daß Asbjörn Krag die Tür absichtlich hatte offen stehen lasten; er wollte, daß ich das Zimmer betreten und sehen sollte, was da auf dem Tische lag.
So überraschte mich das alles nicht so sehr, wie er es vielleicht erwartet hatte.
Der Blick auf die Photographie, auf den Spiegel und auf die Sachen rings um diesen brachte meine Nerven nicht wieder in Aufruhr, wie es bei der Erscheinung des schrecklichen Gesichts hinter der Fensterscheibe geschehen war.
Doch nun war ich jedenfalls meiner Sache sicher.
Ich hatte jetzt einen unwiderleglichen Beweis dafür, daß alles, was ich bisher nur geglaubt hatte, in der Tat zutraf.
So stand ich und dachte darüber nach, was ich jetzt beginnen sollte.
Ich wußte, daß Asbjörn Krag in diesem Augenblick auf mich draußen in der undurchdringlichen Dunkelheit bei den alten Bäumen am Meere wartete.
In kurzer Zeit würde ich ihn dort treffen und sein kurzes, polterndes Lachen hören.
Und so tat ich etwas, was durchaus mit meinem früheren Verhalten übereinstimmte.
Auch ich ging fortan von einem bestimmten Gedanken aus und verfolgte einen Plan.
Ich nahm ein Stück weißes Papier und legte es vor mich auf den Tisch, weil ich an ihn schreiben wollte.
Auf einem Schreibständer lagen eine Menge Bleistifte und eine einzelne Feder, aber es fand sich keine Tinte.
Die Feder stak in einem Füllfederhalter.
Als ich mit ihr schrieb, wunderte ich mich selbst über meine geraden, festen Buchstaben:
»Lieber Krag!
Ich habe Sie heute abend um halb elf erwartet (die Uhr war eben erst zehn Uhr zehn Minuten), um mit Ihnen eine Fischfangtour nach der ›Spitzen Landzunge‹ zu machen.
Ich fahre elf Uhr von der Brücke beim Landhändler ab.
Wenn Sie diesen Brief bis dahin zu Gesicht bekommen und Lust zu der Tour haben, so kommen Sie bitte mit.«.
Ich setzte meinen Namen darunter und legte den Füllfederhalter vorsichtig wieder auf den Ständer.
Dann beeilte ich mich, die Papiere des Detektivs zu durchwühlen.
Er hatte eine Menge geschrieben, über alles mögliche, aber ich fand nicht ein Wort über den Tod des Forstmeisters, ebensowenig über Doktor Brahms' Flugzeug.
Die Zeit verging rasch; es war jetzt Zeit zu gehen. Ich schritt durch den Speisesaal, wo noch einige Gäste saßen, pfiff eine muntere Melodie und rasselte mit meinen Fischereigeräten, so daß es alle sehen und hören konnten.
»Also will niemand mit von der Partie sein?« fragte ich zum letzten Male.
»Nein, nein,« erhielt ich zur Antwort.
Ich schritt hinaus auf den Weg und wunderte mich, wie ruhig ich war.
Als ich mich daran erinnerte, was der Bruder des Landhändlers über meine Stärke gesagt hatte, streckte ich die Arme aus und fühlte, wie sich die Muskeln unter meinen Kleidern strafften.
Ich wußte, welchem Ziel ich entgegenging.
So schritt ich langsam den Weg entlang, in der Hoffnung, einen der Gäste oder Einwohner zu treffen, denn ich wollte noch einmal gesehen werden.
Ich hatte auch Glück, ich traf den Fischer mit dem Strohhute.
Seit jenem Abende nach der unheimlichen Nacht, in der der Forstmeister erschlagen wurde, hatte ich den Mann nicht mehr gesehen.
Als er mich erkannte, verlangsamte er seinen Schritt und grüßte zögernd.
Es schien mir, als ob er einige Worte mit mir wechseln wollte.
Ich blieb daher stehen und gab ihm die Hand.
»So spät noch unterwegs?« begann ich.
»Ach, es ist erst zehn Uhr,« antwortete er.
»Ich war beim Landhändler und hörte, daß Sie auf eine Fischfangtour ausfahren wollen.«.
Es freute mich außerordentlich, daß man bereits von meiner Tour zu sprechen begann.
»Ich dachte, Sie wären bereits abgefahren,« fuhr der Mann fort.
»Haben Sie Begleitung?«.
»Nein, ich hatte gehofft, den Detektiv mitzubekommen, aber er ist nirgends zu finden.
Falls Sie ihm begegnen, teilen Sie ihm bitte mit, daß ich in einer Viertelstunde losziehe.«.
»Ja, das will ich wohl tun.«.
Der Mann blieb stehen und trat von einem Fuß auf den anderen.
Er hatte sichtlich etwas auf dem Herzen.
Endlich kam es heraus:
»Haben Sie den eisernen Wagen gesehen?«.
»Ja,« antwortete ich lächelnd.
»So lösen sich alle Spukgeschichten in Wohlgefallen auf, lieber Freund.
Es ist ja gar kein eiserner Wagen, es ist eine Flugmaschine!«.
Der alte Mann brummte hierauf etwas vor sich hin.
Es schien gerade so, als ob er auch weiterhin an den eisernen Wagen glaubte.
»Ich habe ihn schon früher gehört,« warf er ein, »und zwar vor vier Jahren.«.
»Aber es hat sich doch herausgestellt, daß der alte Gjaernaes damals eben nicht ums Leben kam!«.
»Nein, nein!
Aber ich habe doch den Wagen gehört.«.
Er blieb bei seiner Ueberzeugung und verließ mich tief enttäuscht darüber, daß auch ich nun nicht mehr auf seiner Seite stände.
Ohne Schwierigkeit fand ich im Dunkeln das Boot, das an der Brücke vertäut lag, legte meine Fischereigeräte in das Achterteil und stieß so geräuschvoll, wie ich nur konnte, ab.
Da sah ich, wie es in den Fenstern des Landhändlers plötzlich hell aufleuchtete und kurz darauf wieder dunkel wurde.
Ich wußte, was das bedeutete.
Der Landhändler hatte das Fenster geöffnet, um zu hören, wer an seinen Booten rumorte.
Er merkte, daß ich es war, und schloß das Fenster wieder.
So ging alles vortrefflich.
Es war nun einviertel nach zehn, und der Landhändler hatte gehört, daß ich von der Brücke abstieß.
Das einzige, was mich noch störte, war die Ruhe.
Ich würde gern Wind und Wellen gehabt haben, um den Ruderschlag zu verdecken, aber dafür half mir die Dunkelheit.
Ich war nur wenige Meter vom Lande entfernt, da konnte ich die Häuser schon nicht mehr sehen; sie verschwanden in der dichten Dunkelheit, in der ringsum einige gelbe Lichtpunkte blinkten.
Ich ruderte im dichtesten Schatten.
Das Meer war nämlich auf wunderliche Weise in schwarze und graue Flächen geteilt.
Auf weite Flächen hin lag ein eigenartiger hellgrauer Schein auf dem Wasser.
Ich wußte nicht, woher das Licht kam, aber ich hütete mich wohl, in diese Flecken hineinzurudern, die wie oxydiertes Silber aussahen, denn ich wußte, daß das Fahrzeug und ich dort deutlich wie eine kohlschwarze Silhouette erscheinen würden.
Nun näherte ich mich dem Sund, der aus der Bucht hinausführte, und fühlte im Nacken deutlich den kalten Hauch vom Lande her.
Das Boot glitt auf dem Rücken einer langen Dünung dahin.
Ich hätte nun längs des flachen Landes zur linken Hand rudern müssen, um nach dem Fischplatz zu gelangen.
Aber statt dessen ruderte ich nach rechts auf die steile Bergwand los und fühlte, wie ich in einem dichten Schatten verschwand.
Jetzt hätte ich um nichts in der Welt jemanden treffen mögen.
Ich wußte, daß die Fischer oft hier entlang fuhren, und legte mich in die Riemen, um schnell und unerkannt meinen Bestimmungsort zu erreichen.
Dabei legte ich mich mit Macht ein, so daß sich die Riemen bogen und das Wasser vor den Ruderblättern schäumte.
Endlich nahte mein Boot einigen schwarzen Pfählen; ich mußte aus Leibeskräften gegenhalten, um nicht in voller Fahrt gegen die Brücke zu stoßen.
Immerhin bekam das Boot einen Stoß, daß die Planken krachten.
Ich saß einen Augenblick still und lauschte.
Da ich aber keinen Laut hörte, war wohl kein Mensch in der Nähe.
Dann vertäute ich das Boot neben einigen anderen Fahrzeugen, die im Dunkel still und gespenstisch umherlagen.
Meine Ankunft hatte das Wasser ein wenig in Bewegung gebracht, die Schatten tanzten auf dem Wasser, es plätscherte leise und sacht gegen die Brückenpfähle.
Ich stieg auf die Brücke und befestigte das Bootstau so, daß ich es jeden Augenblick wieder losbekommen konnte.
Dann sah ich mich um.
Dort ragten gegen den aschgrauen Himmel die gewaltigen, kohlschwarzen Silhouetten der Bäume.
In diesem sonderbaren Dunkel sollte ich den Menschen treffen und den Namen des Mörders erfahren.
Nun mußte die Uhr bald halb elf sein.
In einer, vielleicht auch schon in einer halben Stunde würde alles vorbei sein.
Ich fühlte nicht die geringste Spannung oder Unruhe, aber ich wurde von einem gewaltigen Willensdrange getrieben.
Nichts in der Welt hätte mich jetzt noch aufhalten können.
Ich entsinne mich, daß ich mit innerer Freude feststellte, wie ich in diesem Augenblick ohne Uebereilung handelte, wie ich gegen Ueberraschungen auf der Hut war, wie alle meine Sinne gespannt waren und angestrengt auf Geräusche und Störungen lauschten.
Mein Kopf war kühl und klar.
Ich ging über die Brücke, deren Planken schwach unter meinem Tritte knarrten.
Das ärgerte mich.
Ich versuchte lautlos zu schreiten.
Als ich das feste Land erreichte, gelangte ich auf einen Rasenplatz.
Hier stand ich wiederum kurze Zeit still und lauschte.
Alles totenstill.
Wo war nur der Weg?
Vor allen Dingen durfte ich keinem Menschen begegnen!
Zunächst suchte ich mich zu orientieren.
In einiger Entfernung gewahrte ich undeutlich ein kleines Haus, das wie ein grauer Würfel im Dunkeln emporragte.
Dicht davor lag eine große unförmige Masse.
Das mußte ein größeres, von Obstbäumen umgebenes Haus sein.
Zur Rechten von mir lag, wie ich wußte, ein Badehäuschen, das aus einer alten Kajüte hergestellt war.
Man hatte einfach die Kajüte vom Deck fortgenommen und auf das Wasser gesetzt, wo sie mittels leerer Tonnen schwimmend gehalten wurde.
Im Augenblick, als ich die Kajüte wiedererkannte, stand es mir auch klar vor Augen, was ich nun zu tun hatte.
Ich hatte oft genug hier gebadet und wußte, daß man von der Kajüte aus auf einem schmalen Steg zu der stets der Sonne ausgesetzten kahlen Felswand unterhalb des Bergweges gelangen konnte.
Von da war es dann nicht mehr weit bis zu dem dunklen Schattenflecke.
Ich ging vorsichtig über den Steg.
Es war nicht angenehm, daß er mit Schutt und Geröll bedeckt war, weshalb es unter meinen Füßen knirschte, aber ich trat vorsichtig und leicht auf und schlich beinahe wie auf weichen Raubtiersohlen vorwärts.
Als ich an die Felswand gelangt war, bückte ich mich und kroch auf allen Vieren vorwärts, damit sich meine schwarze Silhouette nicht gegen den schwach erhellten Himmel über der Meeresenge abheben sollte.
Endlich stand ich auf dem steinbedeckten Abhang, der auf den Weg hinaufführte. Ich hielt mich an einem Weidenbusche fest, der über und über mit Tau bedeckt war, schwang mich empor, bekam einen Baumstamm zu fassen und dann wieder einen Weidenbusch; endlich klammerte ich mich an einen mächtigen Stein, der sich fast aus seiner Umgebung gelöst und mich auf gewaltsamer Fahrt ins Meer mitgenommen hätte.
Ich stemmte mich gegen ihn mit den Knien und fühlte, wie mir die Haut aufsprang und sie von dem austretenden Blute klebrig wurden.
Aber nun hatte ich ja nicht mehr weit bis auf den Weg. Ich löste meinen umklammernden Griff von dem Stein; er blieb liegen. Heilsfroh war ich, als ich die Finger in einige Himbeersträucher einkrallen konnte.
Nun war ich ganz oben, am ersten Prellstein; da klammerte ich mich mit den Händen fest an seine scharfen Kanten, so daß sich die Nägel an den Fingerspitzen bogen.
Ein leichter Schwung des Körpers, und ich wäre oben gewesen.
Hallo!
Ich hörte Schritte.
Schritte!
– Mein Herz arbeitete wie ein vom Sturme geschüttelter Baum.
Nie zuvor habe ich die Furcht so deutlich und fühlbar kennengelernt.
Es war gerade, als ob sie die ganze Kraft meiner Muskeln zum Schwinden brächte und meine gespannten Sehnen erschlaffen ließe.
Schritte hörte ich im Dunkeln, eilige Schritte, die den Weg entlangkamen.
Gerade vor mir stand eine große feuchte Felswand, von der es heruntertropfte, ein gewaltiger kohlschwarzer, dunkler Schlund, der jeden Lichtschimmer erstickte.
Und in dem Schlagschatten dieser Felswand erklangen oben am Wege Schritte.
Nicht eine Spur des Fußgängers konnte ich wahrnehmen.
Nun kam er näher, er ging merkwürdig fest und trat mit den Fußsohlen hart auf.
Während die Schritte an mir vorbeikamen, glaubte ich aus dem Auftreten der Füße zu erkennen, daß da zwei Männer gehen müßten.
Weiter oben führte der Weg im Bogen um den Berg.
Ich konnte sehen, wie sich seine flache Rundung gegen den Horizont und den grauen Himmel abhob. Gespannt starrte ich auf diesen Punkt, denn ich wußte, daß die Fußgänger hier sichtbar werden mußten.
Gleich darauf sah ich die beiden – es waren zwei.
Zuerst erblickte ich ihre Hüte, dann ihre Gestalt.
Sie sprachen nicht miteinander, sondern gingen im Takte wie zwei dunkelgekleidete Soldaten über den Weg.
Ihre Hosen waren um die Knöchel gebunden.
Es waren die beiden Radfahrer, die mit dem Dampfboot am Vormittag angekommen waren.
Nirgends waren sie den ganzen geschlagenen Tag zu sehen gewesen, man ahnte nicht einmal ihre Anwesenheit.
Es kam mir seltsam vor, daß sie auf diese Weise hier auftauchten, und wie sie da so schweigend und stramm einhergingen, kamen sie mir wie zwei Tote vor; sie verschwanden eilends hinter der Felswand, die plötzlich den Laut ihrer Schritte dämpfte.
Ich mußte ein wenig liegen bleiben und mich von der Angst erholen, aber bald war ich wieder beruhigt, denn sie hatten mich nicht gesehen.
Ich wartete eine Minute, schwang mich rasch auf den Weg und glitt sogleich hinüber an die Felswand in die dichte Finsternis unterhalb des Berges.
Auf diese Weise hatte ich glücklich den Weg zwischen den Häusern vermieden, wo ich, wie ich wußte, jederzeit Gefahr laufen mußte, Menschen zu treffen.
Nun hatte ich nur noch wenige Schritte hinab zu den großen Bäumen, bei denen Asbjörn Krag wartete.
Still ging ich hinunter.
Ich hatte mir noch nie so verzweifelte Mühe gegeben, lautlos zu gehen.
Endlich stand ich unter den Bäumen.
Wo war der Mensch?
Ich fühlte eine fürchterliche, erdrückende Stille um mich.
Weder konnte ich infolge der Dunkelheit etwas sehen noch auch irgendeinen Laut in der Nähe oder aus der Ferne hören.
Nicht einmal die Zweige bewegten sich, die schweren Baumkronen erschienen erstarrt und verkohlt – ich hatte ein Gefühl, als ob ich mich in einer Grabkammer befände.
Aber endlich sah ich das Gesicht.
Plötzlich tauchte dicht vor meinem eigenen das bleiche, knöcherne Antlitz des Detektivs mit dem vortretenden Kinn und den dünnen Lippen auf.
Seine Augen schimmerten durch die Gläser des Kneifers.
Er war plötzlich gekommen, Gott mag wissen woher, als hätte ihn die Finsternis ausgespien.
Vielleicht war er mir nachgegangen?!
Der Gedanke machte mich erbeben.
Plötzlich vermochte ich kein Wort hervorzubringen; ich war meiner Stimme nicht sicher.
Gerade in diesem Augenblicke war ich ganz ruhig, aber, Gott im Himmel!
ich fühlte, daß die Erregung nur darauf lauerte, mich zu überfallen und zu überwältigen.
… Eine Ewigkeit schien es mir zu währen, ehe ich die Stimme des Polizeimannes vernahm. Endlich sagte er:
»Ich habe lange gewartet!«.
»Ich habe Sie im Hotel gesucht,« erwiderte ich, »und mehrere Minuten in Ihrem Zimmer gewartet.«.
»Lassen Sie uns gehen.«.
Der Detektiv ging einige Schritte längs des Bergweges, ich folgte ihm vorsichtig wie zuvor.
Mit einem Male erriet er, woran ich dachte.
»Sie können so gehen, wie Sie es sonst zu tun pflegen,« sagte er, »hier treffen wir keinen Menschen in der Nähe.«.
»Wissen Sie das genau?«.
»Ja, ich weiß das, ich habe hier lange gestanden.«.
Als wir in den tiefen Schatten unterhalb der Felswand kamen, blieb der Detektiv stehen.
Ein deutlicher Hohn klang aus seiner Stimme, als er fragte:
»Finden Sie es im Grunde genommen nicht ganz auffallend, daß wir solche Geheimniskrämerei treiben?«.
Die Frage verwirrte mich.
Von meinem Standpunkt aus betrachtet, war dieses geheimnisvolle Verhalten durchaus erklärlich, ja notwendig, aber ich hatte allerdings nicht daran gedacht, daß auch Asbjörn Krag vielleicht Gründe haben mochte, so still aufzutreten, daß ihn kein Mensch sah.
Er wollte mir den Namen des Mörders nennen, das war alles.
Warum hatte er ihn mir nicht früher am Tage gesagt?
Warum konnte er ihn mir nun nicht nennen, in diesem Augenblick?
Erst jetzt wurde mir sein ganz seltsames Benehmen an diesem Abende klar, und ein Argwohn, der mich vor Schreck eiskalt werden ließ, überfiel mich: Wußte er, was ich im Sinne hatte?
Ermunterte er mich in aller Ruhe hierzu?
War er ein solcher Teufel, daß er auch hiermit rechnete?
Alle diese Gedanken fuhren mir in einer Sekunde durch das Hirn. Ich murmelte eine undeutliche Antwort auf die Frage des Detektivs.
»Ich habe es aufgegeben,« sagte ich, »ganz aufgegeben, mich über Ihre Handlungsweise noch zu wundern.«.
»Aber warum tun Sie selbst so geheimnisvoll?
Warum schlichen Sie wie ein Dieb in der Nacht umher?«.
»Ich glaubte, es wäre nötig, mit Vorsicht aufzutreten.
Der Mörder ist ja noch nicht erwischt.«.
Da lachte der Detektiv.
Er wandte sein Gesicht ab und lachte; sein Lachen klang wiehernd und höhnisch; es schien mir aus der Finsternis selbst zu kommen.
Da nahm er mich freundlich beim Arm und spazierte mit mir langsam den Weg entlang.
Wir näherten uns nun rasch der Stelle, wo ein jäher Absturz lotrecht mehrere Hundert Fuß tief hinab zum Meere führte.
»Armer Kerl,« brummte er mitleidig.
»Sie sind ja hypernervös und schreckhaft – Sie brauchen dringend Ruhe und Abwechslung. Beides sollen Sie haben, wenn diese Sache zu einem glücklichen Ende gebracht ist – –«.
»Möchten Sie sich nicht ein wenig beeilen?« fragte ich.
Wir waren gerade auf der höchsten Stelle angelangt und starrten hinunter in den schwarzen, bodenlosen Schlund, der mit kaltem Hauche zu uns hinaufgähnte.
»Ja, nun sollen Sie hören, was ich zu erzählen habe,« antwortete er, »aber ich muß erst einige Fragen, an Sie richten.
Vermögen Sie zu antworten?«.
»Warum sollte ich nicht antworten können?«.
»Mir schien Ihre Stimme rauh und unsicher wie die eines Menschen, der dem Ertrinken nahe ist … aber das ist wohl wieder die Aufregung, vielleicht auch noch das Unbehagen, das im Begriff ist, Sie zu übermannen.
Sie sind also heute abend in meinem Zimmer gewesen?«.
»Ja.«.
»Waren Sie nicht erstaunt, die Tür offen zu finden?«.
»Ja, gewiß.«-
»Ich erkläre Ihnen jedoch, daß ich damit eine bestimmte Absicht verfolgte.«.
»Wie ich sehr wohl begriff. Sie pflegten sie ja sonst sorgsam zuzuschließen.«.
Der Detektiv lachte wieder.
»Ich bewundere Sie,« sagte er, »ich höre, daß Sie dabei versuchen, mit besonderer Sorgfalt zu sprechen.
Sie haben wirklich eine imponierende Geistesgegenwart.
Können Sie mir vielleicht auch angeben, worin meine Absicht bestand?«.
»Nein.«.
»Dann will ich es Ihnen sagen.
Ich wollte, daß Sie mein Zimmer sehen sollten.«.
»Ich?«.
»Ah, nun klingt Ihre Stimme wieder ganz dumpf und rauh. Haben Sie denn meinen Schreibtisch nicht gesehen?«.
»Jawohl.«.
»Was haben Sie dort gefunden?«.
»Es mag Ihnen wohl genügen, wenn ich Ihnen sage, daß ich es fand.«.
»Hoho, Sie wollen nicht mit der Sprache heraus; Sie fanden die Schminktuben, nicht wahr?«
»Jawohl.«.
»Und die falschen Haare und den Bart?«.
»Ja, ich bin mir darüber vollkommen im klaren, daß Sie es sind, Herr Detektiv, der umgegangen und das Gespenst des getöteten Forstmeisters dargestellt hat.«.
»So haben Sie wohl auch den Grund hierfür herausgefunden?«.
»Sie sprechen stets in Rätseln, ich verstehe Sie nicht recht.«.
Der Detektiv legte mir die Hand auf die Schulter.
»Hallo,« sagte er, »es scheint mir, als hörte ich – – –«.
Wir lauschten beide angestrengt.
Tief unten vom Meere her hörten wir Ruderschläge; ein Boot ruderte da unten im Dunkeln vorüber.
Der Laut drang zu uns herauf wie durch ein Sprachrohr.
Wir hörten auch schwache Stimmen, einzelne abgerissene Worte, die eigentümlich fern und dünn klangen:
»… besser in solchem Wetter, als …«.
Mehr hörten wir nicht, den Rest verschlang die Finsternis und der Abgrund.
»Tief, tief unten,« murmelte der Detektiv.
Nachdem er einige Zeit gelauscht hatte, ohne weitere Worte aufzufangen, fuhr er fort:
»Wie ich Ihnen schon sagte, lieber Freund, habe ich in dieser unheimlichen Sache auf ganz ungewöhnliche Weise gearbeitet.
Ich war mir sogleich darüber im reinen, daß der Forstmeister getötet sein mußte, und zwar erschlagen von einem Manne im Zorn.
Es war keineswegs ein vorsätzlicher Mord.
Ich verfiel sehr bald darauf, an Eifersucht zu denken.
Als ich das Lächeln des Getöteten sah, das noch im Tode triumphierte, sagte ich mir: ›Wenn er so seinen Nebenbuhler angelächelt hat, so kann ich es verstehen, daß dieser ihn sofort zu Boden schlug …‹ Nun wohl.
Aber ich sah auch sogleich, daß hier keine Rede davon sein konnte, Beweise herbeizuschaffen.
Man konnte wohl einen Argwohn nähren, aber irgendeinen handgreiflichen Beweis beizubringen war unmöglich; dabei war die Tat doch nur durch reinen Zufall begangen, eine allzu plötzliche und zu wenig überlegte Handlung.
Ich mußte also meine Arbeit unbedingt anders anlegen, als es sonst der Fall ist.
Nun will ich Ihnen einen anderen Fall erzählen, lieber Freund.
Vor zwei Jahren verschwand ein reicher Engländer auf unaufgeklärte Weise an der Riviera.
Die Untersuchung ergab, daß es sich um einen Raubmord handelte, aber der Mörder war nirgends zu finden.
Man hatte keinerlei Beschreibung von ihm.
Was tat der kleine, schlaue, französische Detektiv, der die Untersuchung leitete?
Ja, er spielte den Getöteten!
Er maskierte sich genau wie dieser, kleidete sich genau wie er und machte so eine Rundreise durch alle Hauptstädte von Europa.
Er ging auf Gassen und Straßen spazieren, wo sich viele Menschen befinden.
Endlich in St. Petersburg ereignete sich das, was er erhofft hatte.
Ein Mann bleibt erschreckt stehen, als er ihn erblickt.
Das ist der Mörder, der da glaubt, daß das Gespenst seines Opfers sich ihm plötzlich zeigt und daraufhin totenbleich und erschreckt die Flucht ergreift.
Im nächsten Augenblick war er ergriffen.
Und das, lieber Freund, das war meine Methode.
Nur kam sie ein klein wenig anders zur Ausführung.
Ich faßte einen bestimmten Argwohn und verstand, weil ich klarer als alle anderen in solchen Sachen sehe, daß nur ein einziger Mensch als Mörder des Forstmeisters in Betracht kam.
Von dieser Stunde an habe ich den Menschen verfolgt.
Daß unerwartete Dinge wie die Flugmaschine und der Tod des alten Gjaernaes meine Arbeit etwas verzögert haben, hat an sich der Sache weder geschadet noch genützt.
Da mir jeder Beweis fehlte, mußte ich es dahin bringen, daß sich der Betreffende verriet.
Ich nahm den Schreck zu Hilfe, in einer Weise, wie das vielleicht noch niemals irgendein Detektiv vor mir getan hat.
Wenn ich grausam gewesen bin, so tut es mir leid, aber es ist wahr, wie ich vorher schon sagte, daß ich ein Lyriker des Schreckens bin.
Und ich bekam den Täter dazu, daß er sich verriet… Brauche ich Ihnen nun noch zu sagen, wer der Mörder ist?«.
Die Hand des Detektivs lag schwer auf meiner Schulter.
Er konnte sicherlich fühlen, wie sich mein Körper vor Herzklopfen hob und senkte.
Ich hörte meine Stimme…einen wunderlichen gurgelnden Laut:
»Nein,…durchaus nicht.«.
»So?
Also nicht?« erwiderte Asbjörn Krag lachend; »der Mörder sind Sie selbstverständlich…Ich habe dies von Anfang an gewußt, von dem Augenblick an, als ich hörte, daß Sie unter den Bäumen standen und zusahen, wie der Forstmeister, Ihr Nebenbuhler bei Fräulein Hilde, aus deren Zimmern kam.
Als Sie über die Heide gingen, waren Sie sicher nur tief unglücklich, Sie dachten nicht einmal daran, ihn zu töten, aber Sie empfanden die Zurückweisung auf dem Edelhofe wie einen peinigenden Schmerz, zumal Sie ja die ganze Veranlassung hierzu falsch verstanden.
Als Sie dem Forstmeister wieder nähergekommen waren und er den Hut abnahm, um Sie zu grüßen, höhnisch, triumphierend, da erhoben Sie sofort den Stock, Ihren prächtigen Stock mit der Elfenbeinkugel, und schlugen auf ihn los.
Auch da dachten Sie eigentlich nicht daran, ihn zu töten, aber das Unheil war im Zuge, Sie trafen ihn auf den Hinterkopf, und er starb sofort…«.
Asbjörn Krag hielt inne.
Seine Worte glitten an mir vorbei, ich wußte, was er sagte, aber ich konnte seine Worte nicht unterscheiden.
Seine tiefe, ernste Stimme schlug an mein Ohr mit traurigem Klang wie gedämpfter Beckenschlag in einem Trauermarsch.
Ich lauschte unwillkürlich nach den Ruderschlägen unten im Abgrund; nun klang es ferner, das Boot glitt vorüber. Der Zeitpunkt kam näher.
Asbjörn Krag fuhr fort:
»Wenn ich gegen Sie grausam gewesen bin, so bitte ich Sie um Verzeihung, aber ich mußte so handeln, wie es geschah – einen anderen Weg gab es nicht.
Ich fing damit an, mit Ihnen zu reden, dann verwirrte ich Sie durch mein Auftreten, und endlich ließ ich den Toten vor Ihrem Fenster am Abend erscheinen.
Wenn Sie es sich genau überlegen, so war mein ganzes Auftreten Ihnen gegenüber, alle meine Worte, meine Reden, mein heimliches und offenes Handeln einzig und allein eine Kette, ein ununterbrochenes und geschickt geflochtenes Netz, um zum Ziele zu kommen.
Ich sah Sie an jedem Tage, der verstrich, nervöser und aufgeregter werden.
Schließlich faßten Sie vielleicht einen Argwohn über den richtigen Zusammenhang der Dinge.
Erinnern Sie sich des Revolvers.
Sie wollten nach dem Spuk schießen, nicht wahr?
Aber ich hatte die Kugeln herausgenommen, als ich eine Stunde vorher bei Ihnen saß und Ihre hübsche Waffe bewunderte.
Da wurden Sie überzeugt, nicht wahr?
Ich konnte es Ihnen am Tage darauf ansehen, und endlich verrieten Sie sich –«.
»Ich habe mich durchaus nicht verraten,« flüsterte ich.
»Ja, gewiß taten Sie das.
Nun aber möchte ich Ihnen raten zu gestehen –«.
»Niemals!«.
Der Detektiv trat vor mich hin, so daß er jetzt zwischen mir und dem Abgrunde stand.
Er forderte das Schicksal geradezu heraus.
»Wir stehen uns hier Angesicht in Angesicht gegenüber,« sagte er, »wollen Sie wirklich weiter leugnen?«.
»Ich leugne nicht,« rief ich wild, »aber es gibt keinen Beweis, und Sie werden auch niemals einen Beweis bekommen!«.
»Mörder!« rief er.
Und da war der Zeitpunkt gekommen.
Nun wollte ich so handeln, wie ich es den ganzen Abend über geplant hatte.
Ich stürzte mich auf ihn und umklammerte ihn mit meinen sehnigen Armen.
Einen Augenblick strömte glühende Freude durch meinen Körper.
Ich fühlte meine Kräfte wachsen, in der nächsten Sekunde würde ich ihn in den Abgrund hinuntergeworfen haben, ihn, den einzigen, der um den wahren Sachverhalt wußte.
Aber gerade in dem entscheidenden Augenblicke fühlte ich mich selbst von vier Armen gepackt, ich hörte ein Klirren von Metall, und plötzlich lagen meine Arme in Handschellen auf meinem Rücken.
Und nun legte es sich wie ein Nebel auf mein Bewußtsein.
Eine Blendlaterne blitzte auf; in ihrem Scheine sah ich zwei neue Gestalten: die dunkelgekleideten Soldaten, die Radfahrer…Ich hörte, wie Asbjörn Krag ihnen für ihr rasches Handeln dankte und Befehle austeilte…
…Später kam es mir so vor, als ob der Detektiv mit mir sprach…
»Endlich haben Sie sich verraten,« sagte er.
»Ich mußte einen neuen Plan in Szene setzen…und Sie, der Sie glaubten, daß Sie mich ums Leben bringen könnten…ich bin Ihnen den ganzen Abend über nachgegangen…
… Ihr Manöver mit der Fischfangtour… führten Sie aus, um Ihr Alibi zu beweisen, wenn jemand meinen zerschmetterten Körper finden sollte…Aber statt dessen, lieber Freund, gingen Sie durchaus auf meine Berechnungen ein…Ich wollte ja diesen Mordversuch haben…gerade deswegen habe ich ja immer von dieser gefährlichen Stelle gesprochen…und alles klappte ganz ausgezeichnet, lieber Freund, gerade so wie das Schloß an diesen Handschellen einschnappte…«.
Ich hörte des Detektivs Stimme weiter und weiter entfernt, bis sie im Dunkeln verschwand. Dann schlug dumpfe Ruhe über meinem Bewußtsein zusammen.
Mit seltsamen Gefühlen sitze ich hier in der Zelle und blättere in diesen Papieren.
Die ersten Seiten sind mit hastiger, ungleicher Handschrift geschrieben, die Buchstaben stehen schief, manche Worte sind ganz unleserlich.
Aber bald wird die Schrift ruhiger, ebenso wie ich es in der Zeit wurde, die ich auf diese Darstellung verwandte.
In der Tat ist nun ein wundervolles Gefühl von Ruhe und Sicherheit über mich gekommen.
Ich bin im Gefängnis, habe keinen eigenen Willen mehr und keine Sorgen.
Jetzt ist es Herbst geworden.
Am Morgen ist es kalt, bevor die Heizung ihre Wärme durch die Räume treibt.
Meine Träume und meine Phantasien beschäftigen sich stark mit den Vorstellungen vom Herbste.
Ich glaube, die Welt da draußen zu sehen…Bäume, die mit blattlosen Zweigen wie mit schwarzen verbrannten Fingern emporstarren; der Himmel ist weder grau noch blau, er hat keine Farbe und spiegelt sich auch auf der Erde nicht wider.
Aber er lagert dicht über dem Boden, von dem übler Dunst ausgeht, wie von etwas Bösem und Garstigem.
Der Frost hat sich bereits auf die Kirchenglocken gesetzt, ich kann das hören, denn sie klingen stumpf…
So kann ich viele Stunden sitzen und vor mich hinstarren.
Ich habe das Gefühl, als ob ich mich mehr und mehr von den Menschen entferne und in die Unendlichkeit hinaussegle, einem anderen Dasein zu.
Vielleicht ist es die Gewißheit, daß mir viele Jahre Gefängnis bevorstehen, die mich oft an die Ewigkeit denken läßt.
Ich habe die Vorstellung, daß die Ewigkeit etwas Lichtvolles ist, ein wunderbares und fremdes Licht, das weit hinaus scheint über ein ödes, gewaltiges Meer.
Und ich bin froh in meiner Zelle geworden.
Das ist meine Kajüte, in der werde ich auf eine große Reise hinausziehen.
Ich habe mich losgesagt von den Menschen; noch tönen Lärm und Stimmen in meinem Bewußtsein wie das sanfte Plätschern der Wellen gegen den Strand, aber ich höre es schon ferner und ferner, und bald werde ich auch auf die Reise gehen, umgeben von Ruhe und Schweigen auf viele Jahre hinaus.