Die Jagd des Lebens von Ludwig Bechstein
Difficulty: Hard    Uploaded: 6 years, 8 months ago by anitafunny     Last Activity: 6 years, 8 months ago
Fin
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The Hunt of Life

Once upon a time there was a hunter who went to forest in a bleak wilderness to hunt there. He came upon the trail of an animal, but when he finally discovered the creature, he wished that he had never seen it, for he found himself face to face with a mighty unicorn which confronted him. He hurriedly ran away and the unicorn kept following him till he came to a steep cliff whose cragged slope was sprayed by the waves of a dark lake far below. A huge dragon, yawningly opening its jaws wide, swam in the lake, and suddenly the hunter slipped and would have fallen into the lake and into the dragon's jaws if he had not been able to hold onto a brush springing from the crack of a rock. There was now the hunter's situation, a mortally fearful. Above standing, like a guard, the terrible unicorn, lurking below for his fall, the horrible sea dragon. However, in his plight his fear and anguish increased, for suddenly he saw two mice, a white mouse and a black mouse; they began to gnaw at the roots of the shrub, and the hunter was unable to shoo them away, because he had to hang on with both hands. So he had to be aware every moment that the roots of the shrub would no longer hold him. Above him stood a tree, from which sweet honey trickled down, and he would have given anything to have reached this tree, for he believed that this would have ended all his torment, and in focusing on this tree he forgot all the danger that threatened him. We do not know whether he succeeded in being released from his triple torment, or whether the mice have completely gnawed off the roots of the bush.

The ancient writer of this fable gives it an allegorical interpretation by saying: The Hunter represents man, and the unicorn, which forever pursues him and confronts him before he expects it, represents death. The steep cliffs are the earth, and the shrub is the feud, to which human beings hang only with weak bonds. The white and the black mouse that gnaw at the root of life every day and every night, or the restless time that gnaws at our lives. The dark lake is hell, and its dragon is the devil lurking for people to fall into its throat. But the honey tree is love that sweetens life, which man strives and hopes to attain between misery and death, between torment and pain, respecting no danger, and with its achievement he finds his earthly happiness. But man should be vigilant every day that he doesn't fall into the lake of doom because the mice are gnawing at the root of his life. ...
unit 1
Die Jagd des Lebens.
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unit 2
Es war einmal ein Jäger, der ging zu Wald in eine öde Wildnis, dort zu jagen.
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unit 6
Da war nun des Jägers Lage eine todängstliche.
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Die Jagd des Lebens.

Es war einmal ein Jäger, der ging zu Wald in eine öde Wildnis, dort zu jagen. Da kam er einem Tiere auf die Fährte, als er dieses aber endlich entdeckte, wünschte er es nimmermehr gesehen zu haben, denn es war ein mächtiges Einhorn, welches sich gegen ihn stellte. Eilig wandte er sich zur Flucht, und stets verfolgte ihn das Einhorn, bis er auf eine steile Felswand kam, deren schroffen Abhang tief unten die Wellen eines dunklen Sees bespülten. In dem See schwamm ein ungeheurer Drache, der den Rachen gähnend aufriß, und plötzlich glitt der Jäger aus und wäre gerade hinab in den See und in des Drachen Schlund gestürzt, wenn er nicht an einem einer Felsritze entsproßten Strauch sich festgehalten hätte. Da war nun des Jägers Lage eine todängstliche. Droben stand, wie ein Wächter, das schreckliche Einhorn, drunten lauerte auf seinen Hinabsturz der greuliche Seedrache. In dieser Not ward seine Angst und Qual aber noch vermehrt, denn mit einem Male erblickte er zwei Mäuse, eine weiße Maus und eine schwarze Maus; die begannen an den Wurzeln der Staude zu nagen, und der Jäger vermochte nicht, sie hinwegzuscheuchen, weil er sich mit beiden Händen anhalten mußte. So mußte er jeden Augenblick gewärtig sein, daß die Wurzeln des Strauchs diesen nicht mehr halten würden. Über ihm stand ein Baum, von dem träufelte süßer Honig nieder, und gar zu gern hätte der Jäger diesen Baum erlangt, denn damit meinte er aller Qual erledigt zu sein, und über den Baum vergaß er aller ihm drohenden Gefahr. Wir wissen nicht, ob es ihm gelungen, aus seiner dreifachen Qual erlöst zu werden, oder ob die Mäuse des Strauches Wurzeln ganz abgenagt.

Der alte Dichter dieser Märe gibt ihr eine allegorische Deutung, indem er sagt: Der Jäger, das ist der Mensch, und das Einhorn, das ist der Tod, der ihm begegnet, ehe er es vermeint, und ihn immerdar verfolgt. Die steile Felswand ist die Erde, und der Strauch ist das Lehen, daran der Mensch nur mit schwachen Banden hängt. Die weiße und die schwarze Maus, welche das Leben an der Wurzel benagen, sind Tag und Nacht oder die rastlose Zeit, die an unserm Leben zehrt. Der dunkle See ist die Hölle, und sein Drache der Teufel, die darauf lauern, daß der Mensch falle und in ihren Rachen stürze. Der Honigbaum aber ist die Liebe, die das Leben versüßende, welcher der Mensch zustrebt und sie zu erlangen hofft zwischen Not und Tod, zwischen Qual und Pein, keiner Gefahr achtend, und mit deren Erringung er seine irdische Seligkeit findet. Doch soll der Mensch sich täglich hüten, da die Mäuse ihm an der Lebenswurzel zehren, daß er nicht in den See des Verderbens falle.